Siemens Healthineers vor Aufholjagd
Healthineers bleibt China-Wende schuldig
Erholung bleibt erneut aus – Aktienkurs sinkt um 7 Prozent – Übrige Regionen sind robust – Vorstand hält an Prognose fest
Siemens Healthineers ist die versprochene Erholung im China-Geschäft nicht gelungen. Vorstandsvorsitzender Bernd Montag vertröstet die Aktionäre nun auf das nächste Geschäftsjahr. Die Jahresprognose bleibe jedoch gültig, sagte er bei Vorlage der Zahlen des dritten Quartals. Der Aktienkurs sank um 7%.
mic München
„Die Geschäftsentwicklung bei Healthineers ist weiterhin von den Antikorruptionsmaßnahmen in China beeinträchtigt“: Dies erklärte Vorstandsvorsitzender Bernd Montag bei Vorlage der Zahlen des dritten Quartals. Finanzvorstand Jochen Schmitz sagte, es seien insbesondere die Sparten Imaging und Advanced Therapies betroffen. Sie meldeten von Anfang April bis Ende Juni jeweils Umsatzrückgänge im niedrigen zweistelligen Prozentbereich. Im gesamten Konzern sank der China-Umsatz um 13% auf 611 Mill. Euro. China steht für gut ein Zehntel des Healthineers-Erlöses.
Montag richtete angesichts der anhaltenden Schwächeperiode in China den Blick auf das kommende Geschäftsjahr (30. September): „Wir erwarten, dass sich das im Jahr 2025 in Nachholbedarf umwandelt.“ Darüberhinaus werde es ein Anreizprogramm der chinesischen Regierung für Krankenhäuser geben. Schmitz detaillierte, dass er im vierten Quartal des laufenden Turnus eine Stabilisierung der Umsatzentwicklung in China erwarte.
Das Management hatte mehrfach ein Ende des China-Abschwungs vorhergesagt – dieser beruht auf Korruptionsermittlungen, die sich laut Healthineers nicht gegen Hersteller richteten, sondern in der gesamten Branche der Gesundheitsdienstleister wie beispielsweise Krankenhäusern liefen. Montag hatte im November und Februar erklärt, dass der Effekt zum Neujahrsfest im Februar auslaufen werde. Dies realisierte sich nicht. Im Mai hatte Schmitz dann gesagt, der Absatz in China werde sich in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres sequentiell verbessern.
Die nunmehr dritte Korrektur der Einschätzung sorgte am Aktienmarkt für Verunsicherung. Der Kurs des Healthineers-Papiers sank im Xetra-Handel bis zum Handelsschluss um 6,7% auf 49,63 Euro. Dies ist der tiefste Stand seit November vergangenen Jahres. In der Spitze betrug der Abschlag sogar 8,2%. Bereits die Vorlage des Halbjahresberichts hatte den Aktienkurs am 7. Mai bis zu 6,2% gedrückt. Allerdings hatte sich das Minus damals bis zum Handelsschluss auf 0,9% reduziert.
Montag verwies auf die Erfolge außerhalb Chinas, die im dritten Quartal zu einem vergleichbaren Umsatzanstieg um 4,3% und einer Verbesserung der bereinigten Ebit-Marge von 14,6 auf 15,2% geführt hätten: „Auch im dritten Quartal sind wir gut vorangekommen, und das trotz anhaltender Verzögerungen bei den Auftragsvergaben in China.“ In dieser Situation erweise sich die weltweite Präsenz einmal mehr als Vorteil.
Unteres Ende der Spanne
Montag bestätigte daher den Ausblick für das laufende Geschäftsjahr. Der Umsatz werde vergleichbar um 4,5 bis 6,5% steigen. Nach neun Monaten stehen 4% zu Buche. Schmitz konkretisierte, dass er einen Erlösanstieg am unteren Ende der Bandbreite erwarte. Diese Relativierung gilt nicht für das Ziel eines Ergebnisses je Aktie von 2,10 bis 2,30 Euro. Er fühle sich sehr wohl mit dieser Bandbreite, sagte Schmitz.
Trotz des Festhaltens an der Prognose senkte Siemens Healthineers das Ziel für das Umsatzwachstum für die Sparte Imaging von 6 bis 8% auf 4,5 bis 5,5%. Die Segmentmarge werde eher im unteren Endes des Margenbandes von 21 bis 22,5% landen, sagte Schmitz.
Für Diagnostics werde die Marge aufgrund der zügigen Umsetzung der Kosteneinsparungen des Transformationsprogrammes eher im oberen Endes des Bandes von 4 bis 6% (ohne Antigentests) liegen. Die Steuerquote betrage voraussichtlich nur 22 bis 24% statt 24 bis 26%.
Im vierten Quartal rechnet Schmitz mit einem deutlich höheren absoluten Umsatz in den Sparten Imaging, Varian und Advanced Therapies. In den Equipment-Geschäften werde man den für das vierte Quartal typischen Margenanstieg sehen. Im Gegensatz zum dritten Quartal erwarte er keine signifikanten negativen Wechselkurseffekte, sagte er.
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