Treasury

Siemens leitet Zahlungsflüsse in völlig neue Bahnen

Siemens leitet Zahlungsflüsse in völlig neue Bahnen

Siemens leitet Zahlungsflüsse in völlig neue Bahnen

Digitalisierung soll andere Geschäftsmodelle vorbereiten – Weniger Bankpartner

mic München
Im Gespräch Seite 9

Der Siemens-Konzern digitalisiert und automatisiert seine Zahlungsflüsse, um neue Geschäftsmodelle mit laufend abzurechnenden Liefer- und Leistungsprozessen zu ermöglichen. Es sollten in der Zukunft verstärkt Services statt nur Produkte verkauft werden, erklärt Siemens-Treasury-Chef Peter Rathgeb im Gespräch mit der Börsen-Zeitung: „Diese Dienstleistungen könnten sehr viel kundenspezifischer als heute zur Verfügung gestellt werden, aber gleichzeitig kleinteiliger beziehungsweise hochfrequenter abgerechnet werden – vielleicht sogar nur mit Bruchteilen von Cent-Beträgen.“ Die Kunden zahlten also nicht mehr nach Ausstellung einer Rechnung, sondern automatisiert unmittelbar nach Leistungserbringung.

Rathgeb will hierfür vier Bereiche – teils perspektivisch – verändert aufstellen: die Emission von Anleihen, den Zahlungsverkehr, das Management des Währungsrisikos und die Abwicklung von Online-Zahlungen. Neue technologische Plattformen erlaubten die Verstetigung der Zahlungsflüsse, ist Rathgeb überzeugt.

Während Siemens bisher meist mehrere Milliarden Euro auf einen Schlag am Kapitalmarkt aufnehme, könne beispielsweise dieser Emissionsprozess in der Zukunft stetig laufen. Außerdem verteile Siemens bereits heute die Zahlungsmittel automatisiert dorthin, wo sie gebraucht würden. Man gebe dem Geld eine intrinsische Intelligenz, so die Deutung von Rathgeb. Die Digitalisierung sei kein kurzfristiges Projekt, betont der Treasury-Chef: „Es wird uns in den nächsten fünf bis zehn Jahren beschäftigen.“

Dabei hat Siemens sich ein einheitliches Vorgehen auf die Fahne geschrieben. „Erst kommen Simplifizierung und Standardisierung, dann folgt die Digitalisierung“, erklärt Rathgeb. Beispielsweise dampft der Konzern die Zahl seiner Bankkonten ein. Früher habe Siemens rund 2.000 Konten gehabt, diese hätten in den vergangenen zwei Jahren um die Hälfte reduziert werden können, so Rathgeb. Jene 2.000 Konten seien auf etwa 150 Banken verteilt gewesen. Perspektivisch wolle sich der Konzern im Cash Management auf rund ein Drittel der etablierten Bankpartner konzentrieren: „Natürlich wollen wir unsere Bankenlandschaft im Zahlungsverkehr weiter optimieren.“

Regulierung ist in diesem Prozess ein wichtiges Thema für Siemens. Beispielsweise kläre der Konzern aktuell, ob er ein Problem mit der Zahlungsverkehrsregulierung haben könnte, sagt Rathgeb. Die Antwort werde entscheidend dafür sein, wie groß die Rolle der Banken weiterhin sein müsse.  Eine besondere Bedeutung für die geplanten Geschäftsmodelle habe auch die Einführung eines digitalen Euro: „Dies würde einen großen Vorteil gegenüber den derzeit etablierten Zahlungswegen bringen.“