Siemens macht der schwache Ölpreis zu schaffen
sck München – Siemens muss der Flaute in der Öl- und Gasindustrie aufgrund des schwachen Ölpreises Tribut zollen. Trotz eines deutlichen Rückenwinds durch die Euroschwäche spürt der Münchner Mischkonzern auch im laufenden Quartal die Probleme im Energiegeschäft.Auf einer Investorenkonferenz der Bank of America Merrill Lynch in London warnte Vorstandschef Joe Kaeser vor einem “moderaten” operativen Umsatzrückgang in den Monaten Januar bis Ende März unter anderem infolge der Schwäche der Sparten Energieerzeugung und Energieverteilung sowie der Automatisierungstechnik. Auch die Marge steht unter Druck. Im Industriegeschäft und im Bereich erneuerbarer Energien (Windkraft) belasten operative Herausforderungen die Renditen, so Kaeser. “Besorgniserregend”Die Anleger reagierten auf die Nachricht vergrätzt. Die Siemens-Aktie büßte zeitweise 5,4 % ein und ging schließlich mit 100,95 Euro (-4,2 %) aus dem Xetra-Handel. In den Monaten Oktober bis Dezember, dem ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2014/15 (30. September), verzeichnete Siemens wegen der Flaute im Kraftwerksgeschäft bereits einen Dämpfer. Die Zahlen für das zweite Quartal legt der Konzern am 7. Mai vor.In seiner ersten Indikation für das laufende Quartal stellte Kaeser heraus, dass infolge des schwachen Ölpreises Projekte verschoben werden müssen, weil Auftraggeber ihre Investitionen kürzen. Insbesondere die erdölexportierenden Länder hätten nun weniger Mittel für Infrastrukturmaßnahmen, was Siemens spüre. Das sei besorgniserregend, sagte Kaeser.Seinen Worten zufolge kommen derzeit 8 % der konzernweiten Aufträge aus dem Öl- und Gassektor. Mit der Übernahme des US-Turbinenspezialisten Dresser-Rand würde dieser Anteil auf 11 % steigen. Laut Kaeser wäre damit die Abhängigkeit des Konzerns von der Öl- und Gasindustrie immer noch begrenzt. Auf der zurückliegenden Hauptversammlung kritisierten Aktionäre die Übernahme wegen des gefallenen Ölpreises als zu teuer. Siemens zahlte für Dresser-Rand 7,6 Mrd. Dollar. Der Erwerb ist noch nicht in trockenen Tüchern. Die EU-Kommission prüft die Transaktion vertieft. Lösungen angestrebtDie Sparte Power & Gas, wo der Konzern seine Gasturbinen- und Stromübertragungsaktivitäten bündelt, kämpft wegen Überkapazitäten mit Preisdruck.Kaeser bezifferte 18 % des Konzernumsatzes als leistungsschwaches Geschäft. Als Lösungsoptionen nannte er unter anderem Verkäufe und Joint Ventures. Details will Siemens dazu bei Bekanntgabe der Quartalszahlen im Mai nennen.Trotz dieses Dämpfers bekräftigte Kaeser den Ausblick für das Geschäftsjahr 2014/15. So peilt er weiterhin eine operative Marge im industriellen Kerngeschäft von 10 bis 11 % an.Der Umsatz soll in etwa auf Vorjahresniveau gehalten werden. Der Gewinn je Aktie soll um 15 % steigen. Getrieben wird dies durch Buchgewinne aus Konzernverkäufen. Diese Desinvestments spülen Milliarden in die Konzernkasse.