Siemens setzt auf Internet der Dinge

Management erwartet starkes Wachstum für Industrie-Cloud "Mindsphere"

Siemens setzt auf Internet der Dinge

jh München – Siemens will vom stark wachsenden Servicemarkt in der digitalisierten Industrie profitieren. Nach einer Schätzung des Münchner Konzerns sind in der Welt erst 3,5 % aller Fabriken an Systeme des Internets der Dinge angeschlossen. “In zehn Jahren werden es mehr als 75 % sein”, sagte Peter Weckesser, Chief Operating Officer der Siemens-Einheit “Unit Product Lifecycle Management”, in einem Pressegespräch.Gleichzeitig wächst der Servicemarkt in der Industrie: von 2014 bis 2021 um durchschnittlich 7 % nach einer Prognose des Marktforschungsinstituts Frost & Sullivan. Das bedeutet einen Anstieg von 78 Mrd. auf 125 Mrd. Euro. Nach Ansicht Weckessers ist diese Vorhersage sehr vorsichtig. Er rechnet in den nächsten fünf Jahren mindestens mit einer Verdoppelung. Vier große AnbieterMit der eigenen Plattform “Mind-sphere” will Siemens diese Trends für sich nutzen. Dabei geht es um das Sammeln und Analysieren von Daten, um etwa Ausfälle von Maschinen aufgrund des Verschleißes vorauszusagen und somit zu verhindern – zum Beispiel mit einer Fernwartung. Mit “Mindsphere” zählt sich Siemens zu den wichtigsten Anbietern solcher Industrie-Cloud-Lösungen. Die drei anderen großen sind die US-Konkurrenten General Electric mit der Plattform “Predix”, IBM und Parametric Technology Corporation (PTC).Den Marktanteil von Siemens bezifferte Weckesser nicht. Mit vielen kleineren Anbietern sei der Markt zersplittert. Der Manager rechnet aber damit, dass sich dies ändert: “Die Kunden haben Interesse an Quasi-Standards.” Weckesser erwartet, dass sich die von großen Endkunden genutzten Technologien durchsetzen werden.Siemens hebt die Offenheit ihrer Plattform hervor. Das bedeutet, dass Kunden nicht nur Siemens-Produkte wie Motoren, Getriebe und Steuerungen an das System anschließen können, sondern auch Geräte anderer Hersteller. “Zum Beispiel Pumpen und Roboter”, sagte Ralf Wagner, Segmentleiter der “Plant Data Services”. Freilich verlangen Kunden diese Offenheit, da sie in ihren Fertigungen nicht nur Ausrüstung von Siemens einsetzen. Wagner zählte drei Möglichkeiten für die Kunden auf, um Daten zu speichern. Neben einer eigenen Lösung sind dies externe Rechenzentren – entweder in der sogenannten öffentlichen Cloud oder in der privaten, wo dem Kunden der Rechner mit seinen Daten bekannt ist. Bezahlung nach DatenmengeWagner und Weckesser beobachten: “Die Vorbehalte der Kunden gegenüber einer Cloud werden täglich geringer.” Die Sicherheitsstandards seien mittlerweile wesentlich besser – und höher als die der meisten internen Lösungen. Die Siemens-Plattform “Mindsphere” betreibt SAP in Walldorf. Bald komme Atos als Partner hinzu, künftig auch Amazon Web Services. “In China haben wir ab Anfang des nächsten Jahres einen lokalen Partner”, kündigte Weckesser an.Siemens erhält von den Kunden Geld für jede angeschlossene Maschine. Je nach Datenmenge seien das ein paar hundert bis ein paar tausend Euro im Monat, berichtete Wagner. Die Verträge hätten eine Laufzeit bis drei Jahre.