Siemens warnt vor Stillstand in Deutschland
Siemens warnt vor
Stillstand in Deutschland
Vorstandschef Busch appelliert an Politik – Stellenabbau in Kernsparte
mic München
Nebenstehender Kommentar
Bericht Seite 7
Siemens plädiert für eine schnelle Regierungsbildung in Deutschland. „Ein Stillstand ist genau das, was wir nicht brauchen können“, sagte Vorstandsvorsitzender Roland Busch: „Wir sollten möglichst schnell in eine Phase kommen, wo eine wie auch immer geartete neue Regierung dann sehr schnell Aktionen ergreift.“ Hierzulande habe man definitiv Hausaufgaben zu machen. Dies gelte für die Politik, aber auch für viele Unternehmen – wie beispielsweise für Siemens.
Der Konzern will im angelaufenen Geschäftsjahr 2024/2025 seinen Umsatz um bis zu 7% steigern und das Ergebnis pro Aktie maximal um 4% erhöhen. Mit einem Schlussspurt im vierten Quartal hat das Unternehmen seine Gewinnprognose erreicht, der Umsatz blieb leicht unter den Vorgaben.
„Erfolgreiches Geschäftsjahr“
Busch sprach von einem „erfolgreichen Geschäftsjahr“, obwohl das Geschäft der Fabrikautomatisierung erheblichen Gegenwind gehabt habe. Der Vorstandschef wies darauf hin, dass mit 9 Mrd. Euro ein Rekordgewinn erwirtschaftet worden sei. Die Dividende soll von 4,70 auf 5,20 Euro je Aktie erhöht werden.
Als Hausaufgaben identifizierte Busch eine Infrastruktur, die über Jahrzehnte unterinvestiert sei: „Dieser Knoten muss sich auflösen.“ Zu den Aufgaben gehöre auch, sich mit der Energiewende auseinanderzusetzen und zu kalibrieren, was man in welcher Zeit erreichen wolle und auch könne: „Der Energiepreis trifft viele.“ Man müsse einerseits für ein wettbewerbsfähiges Angebot sorgen und andererseits eine Klarheit schaffen, wohin die Reise gehe.
Die Stärke Deutschlands liege definitiv in der Innovationskraft, sagte Busch. So sei das Land mit 80 Millionen Menschen zur drittgrößten Wirtschaftsnation der Welt aufgestiegen. Man müsse nun schneller und besser werden. „Das heißt auch, dass wir definitiv an unseren Kostenstrukturen arbeiten müssen.“ Beispielsweise sehe man viele Maschinenbauer in China, die ordentliche und wettbewerbsfähige Produkte lieferten.
Neues Unternehmensprogramm
Busch kündigte ein neues Unternehmensprogramm an, das er als Wachstumsinitiative kennzeichnete. Es zielt aber auch auf eine höhere Produktivität. So will der Konzern Prozesse, Strukturen und Systeme optimieren. Zugleich kündigte er einen Stellenabbau in der Kernsparte Digital Industries an, die auch die Fabrikautomatisierung betreibt. Es sei eine niedrige bis mittlere vierstellige Zahl von Mitarbeitern betroffen. Finanzvorstand Ralf Thomas erklärte im Gespräch mit Analysten, es würden im laufenden Geschäftsjahr 350 bis 450 Mill. Euro für Abfindungen ausgegeben, schwerpunktmäßig von Digital Industries.