Siemens streicht 1 700 Stellen

Abbau an bayerischen Standorten - Überkapazitäten in der Antriebstechnik wegen Flaute der Ölindustrie

Siemens streicht 1 700 Stellen

Siemens hat sich mit dem Betriebsrat auf den Abbau von 1 700 Arbeitsplätzen in der Division Antriebstechnik und Prozessindustrie geeinigt. Es trifft Standorte in Bayern. Bis September 2020 soll die Aufgabe erledigt sein.jh München – Siemens reagiert mit dem Streichen von 1 700 Jobs in Bayern auf die Investitionsflaute in der Ausrüsterbranche für Öl- und Gasförderung sowie Bergbau. Deshalb gebe es in der Division Antriebstechnik und Prozessindustrie Überkapazitäten, berichtete ein Sprecher von Siemens. Zudem würden die Fertigungen einzelner Produkte wie Elektromotoren an einem Standort gebündelt, zum Beispiel in einem größeren Werk in Tschechien.Auf betriebsbedingte Kündigungen will Siemens verzichten. Stattdessen sollten andere Möglichkeiten wie interne Versetzungen, Qualifizierung in Beschäftigungsgesellschaften, Vorruhestand, Altersteilzeit und Abfindungen angeboten werden, sagte der Sprecher. Schon im März dieses Jahres hatte Siemens angekündigt, 2 500 Stellen in dieser Division wegen der schwachen Nachfrage streichen zu wollen, davon 2 000 in Deutschland. Die 1 700 sind das Ergebnis eines Interessenausgleichs mit dem Gesamtbetriebsrat. Über den Abbau im Ausland, unter anderem in Großbritannien und Österreich, liefen noch Gespräche, berichtete der Sprecher. Die Sparte beschäftigt insgesamt 47 000 Mitarbeiter, davon 17 000 in Deutschland.Das Kürzen der Personalstärke trifft hierzulande die Standorte Nürnberg (590 Plätze), Ruhstorf bei Passau (600), Bad Neustadt in Unterfranken (330) und zwei in Erlangen (130). Die IG Metall befürchtet, dass es damit nicht getan ist, vor allem in Ruhstorf. Dort fällt die Hälfte der Stellen weg. “Es gibt große Sorgen, ob das, was hier vereinbart ist, nach vier Jahren noch leben wird”, sagte Jürgen Wechsler, der Bezirksleiter der Gewerkschaft in Bayern, der Deutschen Presse-Agentur. IG Metall gegen VerlagerungIn einer Mitteilung wertet es die IG Metall dennoch als Erfolg, “dass die für die Zukunft der Standorte entscheidende Verlagerung von Produktionskapazitäten eingeschränkt wurde”. Die IG Metall wiederholte ihre Forderung an Siemens, Fertigung nicht weiter “in billigere Länder” zu verlagern.Für den gesamten Stellenabbau in der Division rechnet Siemens mit Kosten von 250 Mill. bis 300 Mill. Euro (vgl. BZ vom 29. Juli). Der überwiegende Teil wird im aktuellen Quartal verbucht. Im dritten Abschnitt des laufenden Geschäftsjahres (30. September) waren im Ergebnis von 101 (i.V. 178) Mill. Euro bereits Kosten für die Restrukturierung von 39 (33) Mill. Euro erhalten. Die Ergebnismarge ging auf 4,5 % weiter zurück. Schon im gesamten vergangenen Geschäftsjahr war sie auf 5,4 % gestürzt und landete weit unter dem für die Division Antriebstechnik und Prozessindustrie angestrebten Wert von 8 bis 12 %. Der Umsatz sank in den ersten neun Monaten 2015/16 auf vergleichbarer Basis um 4 % auf 6,6 Mrd. Euro, der Auftragseingang um 1 % auf 6,7 Mrd. Euro.Das Wachstum des Geschäfts mit Komponenten für Windkraftanlagen glich die schwache Nachfrage im Rohstoffsektor nicht aus. Die Prozessindustrie sei weniger stark getroffen, sagte der Siemens-Sprecher. Diese Geschäftseinheit stellt Produktionsausrüstung wie Antriebe für die Chemie- und Pharmabranche her.—– Wertberichtigt Seite 6