Siemens will Medizintechnik an die Börse schicken

Kapitalmarktzugang soll Wachstum ermöglichen - Aktie auf höchstem Stand seit 2001

Siemens will Medizintechnik an die Börse schicken

mic München – Siemens bereitet eine Börsennotierung für die Sparte Medizintechnik vor, die unter dem Namen “Healthineers” firmiert. Dies kündigte Vorstandsvorsitzender Joe Kaeser auf der Jahrespressekonferenz des Konzerns an. “Healthineers bekommt mit der Börsennotierung noch mehr Eigenständigkeit und Flexibilität bei der Verfolgung ihrer Wachstumsstrategie”, sagte er.Die Medizintechnik ist, gemessen am Umsatz, die zweitgrößte Sparte im Siemens-Konzern. Sie erlöste im vergangenen Geschäftsjahr mit rund 45 000 Beschäftigten 13,5 Mrd. Euro. Analysten messen ihr sogar aufgrund der hohen Profitabilität den höchsten Wert aller Sparten zu. In einer Sum-of-the-Parts-Bewertung kommt J.P. Morgan auf 33 Mrd. Euro. Mit 2,3 Mrd. Euro liefert sie einen höheren operativen Gewinn als die vier kleineren der acht Industriesparten zusammengenommen.Das Management machte keine Angaben über den Weg zur Notierung und den Zeitplan. Kaeser antwortete zudem ausweichend auf die Frage, ob der Konzern die Mehrheit an der Medizintechnik behalten wolle. Allerdings sprach er davon, Siemens wolle die Sparte führen.Die Anleger reagierten begeistert auf die Pläne. Der Aktienkurs legte im Xetra-Handel um 5 % auf 109,30 Euro zu. Dies ist der höchste Schlusskurs seit dem Jahr 2001. Für den Kursanstieg sorgte auch die Prognose für das angelaufene Geschäftsjahr 2016/2017, die am Kapitalmarkt als ambitioniert eingestuft wurde. Siemens peilt im Gegensatz zu Wettbewerbern auch in dem widrigen Konjunkturumfeld ein Umsatzwachstum an. Es soll allerdings mit maximal 2 % niedriger ausfallen als im Vorjahr. Zugleich soll der Gewinn pro Aktie von 6,74 Euro auf 6,80 Euro bis 7,20 Euro zulegen.Kaeser zeigte sich stolz auf die Ergebnisse des vergangenen Geschäftsjahres (30. September). Nach drei Jahren der Stagnation gelang die Rückkehr auf einen Wachstumskurs. Auf vergleichbarer Basis legte der Umsatz um 4 % auf 79,6 Mrd. Euro zu. Der operative Gewinn stieg überproportional auf den Rekordwert von 8,7 Mrd. Euro. Auch netto blieb, bereinigt um Veräußerungserlöse, so viel hängen wie noch nie in der Siemens-Geschichte. 52 % des Nettogewinns in Höhe von 5,6 Mrd. Euro gehen an die Aktionäre. Die Dividende pro Aktie soll um 0,10 Euro auf 3,60 Euro steigen (siehe Grafik). “Es ist ein hohes Gut, die Dividende zu halten oder zu erhöhen”, sagte Finanzvorstand Ralf Thomas. Er erklärte, der Aktienrückkauf werde fortgeführt. Letztmals waren im Juli relevante Volumina am Markt erworben worden.Kaeser setzt auf eine Zusammenarbeit mit dem neu gewählten US-Präsidenten Donald Trump. Er gratulierte ihm und fügte hinzu: “Wir freuen uns auf eine weiterhin vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der neuen US-Administration und dem US-Kongress.” Thomas erklärte mit Blick auf das denkbare Konjunkturprogramm und die angekündigten Infrastruktur-Investitionen: “Es gibt wenige Unternehmen, die ich mir vorstellen kann, die da besser helfen könnten als Siemens.”—– Nebenstehender Kommentar- Schwerpunkt Seite 11