Übernahme

SIG wagt Großakquisition in den USA

Der Verpackungsspezialist SIG baut mit der Übernahme des Familienunternehmens Scholle IPN das Geschäft in den USA stark aus. Die Schweizer zahlen 1,36 Mrd. Euro.

SIG wagt Großakquisition in den USA

dz Zürich –

Der Schweizer Verpackungsspezialist SIG übernimmt das amerikanische Familienunternehmen Scholle IPN zum Preis von 1,36 Mrd. Euro und gewinnt damit einen zusätzlichen Umsatz von 474 Mill. Euro. SIG hat im vergangenen Jahr gemäß vorläufigen Daten 2 Mrd. sfr umgesetzt und damit ein bereinigtes Wachstum von 6,6% erreicht. Trotz der teilweise fremdfinanzierten Akquisition will SIG den Aktionären im Frühjahr eine von 0,42 sfr auf 0,45 sfr pro Aktie erhöhte Dividende auszahlen.

Der Konzern kommunizierte auch eine Zunahme des bereinigten Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) auf 571 Mill. Euro, was zu einem Anstieg der Marge von 27,4% auf 27,7% führte. Die auf Bag-in-Box-Verpackungen und Standbeutel spezialisierte Scholle IPN kam 2020 auf eine Ebitda-Marge von rund 19%. SIG verspricht sich beträchtliche Ertragssynergien und geht deshalb nur von einer kurzzeitigen Margenverwässerung aus.

Konzernchef Samuel Sigrist hob auf einer Telefonkonferenz die Komplementarität der beiden Firmen hervor. Während das Hauptgeschäft von SIG aus Kartonverpackungen insbesondere für Milchhersteller besteht, verfüge Scholle mit Großverpackungen von bis zu 1500 Litern auch über ein Industriegeschäft. Abnehmer dieser Verpackungen sind Großküchen. Zudem hat Scholle Standbeutel für den Detailhandel im Angebot. Die kleinen Verpackungsformate eigneten sich insbesondere für den asiatischen Markt, in dem Scholle bislang kaum aktiv sei, sagte Sigrist. Die Schweizer wollen die Produkte ihrer neuen US-Tochter in diesem Markt verankern.

In den USA führe die Übernahme zu einer Vervierfachung des Umsatzes, gab Sigrist bekannt. Die Börse nahm die Akquisition vorerst ohne Wohlwollen auf. Der SIG-Aktienkurs sank um 5,8% auf 20 sfr. Die Übernahme soll durch eine Kombination von Eigen- und Fremdkapital finanziert werden. In diesem Zusammenhang will der bisherige Scholle-Eigentümer Laurens Last etwa 10% der SIG-Aktien zeichnen, womit er zum größten Einzelaktionär von SIG aufsteigen wird.

Die Verschuldung von SIG wird kurzfristig auf mehr als das Dreifache des Ebitda klettern, was weit über dem beim IPO vor drei Jahren ausgegebenen Ziel einer Verschuldung des zweifachen Ebitda liegt. SIG geht aber davon aus, dass die Verbindlichkeiten infolge der hohen Cash-flow-Generierung bald auf den Zielwert gesenkt werden können. Erst Anfang Januar hatte SIG die Übernahme des Asien-Geschäfts des US-Mitbewerbers Evergreen für 335 Mill. Euro angekündigt.