Sika will Familie selbst herauskaufen
dz Zürich – Der Verwaltungsrat des Schweizer Bauchemiekonzerns Sika hat den verkaufswilligen Familienaktionären eine Konkurrenzofferte zum bestehenden Angebot des französischen Baustoffkonzerns Saint-Gobain unterbreitet. Sika bestätigte gestern einen entsprechenden Bericht der “Sonntagszeitung”, allerdings ohne Einzelheiten zu nennen.Die Sika-Leitung unternimmt alles, um die Mehrheitsübernahme des Unternehmens durch Saint-Gobain zu verhindern. Die Franzosen sind bereit, 2,75 Mrd. sfr für den Kauf der von den Nachfahren des Sika-Gründers Kaspar Winkler gehaltenen Namenaktien zu zahlen. Sie würden damit 16 % des Kapitals und 53 % der Stimmen erlangen. Gemäß der “Sonntagszeitung” hat der Sika-Verwaltungsrat den Familienaktionären ein Angebot für das gleiche Aktienpaket über 2,25 Mrd. sfr unterbreitet. Die Gründererben haben aber offenbar keine Kenntnis von dem Vorschlag, wie ein Sprecher der Schweizerischen Depeschenagentur erklärte. Der Verwaltungsrat habe den Erben den Vorschlag nur unter der Bedingung überreichen wollen, dass diese eine Vertraulichkeitserklärung unterschreiben. Dies sei aber abgelehnt worden. “Jede Lösung, die Saint-Gobain nicht einbezieht, ist ein No-Go”, sagte der Sprecher.Bei familienunabhängigen Sika-Aktionären, die zusammen zwar eine Minderheit der Stimmen, aber eine Mehrheit (86 %) des Kapitals kontrollieren, kommt der Vorschlag offensichtlich sehr gut an. Dominique Biedermann, Geschäftsführer der Genfer Anlagestiftung Ethos, zeigt sich auf Anfrage dieser Zeitung “sehr zufrieden” mit den Bemühungen des Verwaltungsrates, den Konflikt rasch aus der Welt zu schaffen. Der Vorschlag sei die beste Lösung für das Unternehmen und auch fair für die Familie, erklärte Biedermann.Der Sika-Verwaltungsrat will den Aktienrückkauf über freie Barmittel im Wert von 900 Mill. sfr sowie über Schulden finanzieren. In einem zweiten Schritt will die Firma die Einheitsaktie einführen und die Titel hernach wieder bei Investoren platzieren. “Der Plan schützt die langfristigen Interessen der Firma, und er wird deshalb auch auf die Zustimmung einer Mehrheit der unabhängigen Aktionäre stoßen”, sagte Biedermann.Die Ethos-Stiftung hatte anlässlich der turbulenten Sika-Generalversammlung in der vergangenen Woche vergeblich die Abschaffung der statutarischen Opting-out-Klausel verlangt, die der Einführung einer Einheitsaktie im Weg steht. Sie scheiterte damit am Widerstand der Familie, erhielt aber den Zuspruch einer Mehrheit der Inhaberaktionäre.Die Familienaktionäre, denen der Verwaltungsrat durch Wahlen in der HV die Stimmen auf 5 % beschnitten hatte, wollen für den 24. Juli eine außerordentliche Generalversammlung einberufen lassen. Der Fall beschäftigt derweil die Gerichte und könnte ohne einvernehmliche Lösung noch jahrelang auf dem Unternehmen lasten.