Silverfleet legt mit neuen Mitteln ab
Von Walther Becker, FrankfurtMit dem Kauf des Wurstpellenherstellers Kalle machte die Beteiligungsgesellschaft Silverfleet Capital 2009 Schlagzeilen: Es war mit 212 Mill. Euro hierzulande die erste größere Transaktion von Private Equity seit der Pleite von Lehman Brothers. Die einstige Hoechst-Tochter gehört noch immer zu Silverfleet. Der Finanzinvestor, der sich in einem eigenen Buy-out von der britischen Prudential plc abgespalten hatte, kann nun neue Fahrt aufnehmen. Mehr als erwartetDenn das auf den europäischen Midmarket spezialisierte Private-Equity-Haus hat für den zweiten Fonds Zusagen von 850 Mill. Euro erhalten. Das Fundraising hat, wie Guido May, der für Deutschland verantwortliche Manager, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagte, “im zweiten Halbjahr 2014 begonnen und die ursprüngliche Zielmarke von 700 Mill. Euro weit übertroffen”.Mehr als zwei Dutzend Investoren beteiligen sich an dem neuen Kapitaltopf. Drei Viertel des institutionellen Geldes stammen aus Europa. Zu den Einlegern gehörten unter anderen auch Prudential, Deutsche Bank Private Equity und Auda (Harald Quandt).An der “Buy-to-build”-Investmentstrategie werde nicht gerüttelt. Dabei gehe es um den Einstieg in ein Kernunternehmen als Plattform und dessen anschließende finanzielle Unterstützung für weitere Zukäufe. Idealerweise erschlössen sich durch Zukäufe neue Kunden, Märkte oder auch Technologien. Seit 1990 hat Silverfleet 3 Mrd. Euro in 115 Unternehmen gesteckt. Ziele seien Unternehmen mit einer Bewertung von 75 Mill. bis 250 Mill. Euro in Europa. Minderheiten und Restrukturierungsfälle sind nicht die Sache von Silverfleet, die sich auf Wirtschafts- und Finanzdienstleistungen, Gesundheit, Produktion und Einzelhandel sowie Freizeit- und Konsumgüter ausrichte. Das Team besteht aus 24 Professionals in London, München und Paris.Der europäische Midmarket biete nach wie vor attraktive Gelegenheiten für Buy-outs, betont May: “Die Bewertungen sind in Europa, verglichen mit denen in Amerika oder Asien, noch vergleichsweise adäquat zur Qualität der Unternehmen.” In Deutschland hat Silverfleet außer Kalle den 2013 erworbenen Callcenterbetreiber CCC im Portfolio, sowie seit 2010 Creatrade (früher Schneider Versand) und Orizon (Zeitarbeit). Im Schnitt ist ein Drittel der Anlagen in Deutschland investiert, doch gebe es keine geografischen Vorgaben. “Gerade in Skandinavien können wir uns abheben von dortigen lokalen Fonds und eine Nische besetzen”, sagt May. “Die Portfoliofirmen liegen im Leverage unter dem Faktor 4, obwohl wir einige Beteiligungen erst 2014 zu höheren Bewertungen eingegangen sind.” Die Exit-Multiples erreichten 2,3 bis 4,8. Doch es gab auch Wertberichtigungen wie den Autozulieferer Aksys. Seit 30 Jahren aktivSilverfleet – “wir sind ja nicht new kids on the block” – ist seit 30 Jahren im europäischen Midmarket aktiv und verwaltet derzeit rund 1,6 Mrd. Euro. Beim Verkauf von European Dental Partners, einem Hersteller für Verbrauchsartikel in Zahnarztpraxen aus Deutschland, betrug das Multiple 2,3. Mit Jost, dem Lkw-Zulieferer aus Neu-Isenburg bei Frankfurt, der an das britische Private-Equity-Unternehmen Cinven verkauft wurde und aktuell als Börsen- oder Verkaufskandidat gilt, hatte Silverfleet 2008 den Einsatz mehr als verdreifacht.