Simona im Dornröschenschlaf
Simona, ein Hersteller thermoplastischer Kunststoffprodukte, kann aufgrund der Aktionärsstruktur keine großen Sprünge machen. Doch der Vorstand peilt mit möglichem Anzapfen von Fremdkapital Akquisitionen an.Von Walther Becker, FrankfurtGlobal Thermoplastic Solutions klingt besser als Kunststoffhalbzeuge, Rohr- und Formteile sowie Fertigteile. Hergestellt werden sie von Simona aus Kirn im Hunsrück. Simona? Nie gehört, wird mancher Investor sagen. Kein Wunder – den Kapitalmarkt hat das an der Börse mit 228 Mill. Euro bewertete Unternehmen seit dem IPO 1990 nicht genutzt. Für den seit 2003 amtierenden Vorstandschef Wolfgang Moyses (51) sind Überlegungen, mit einer größeren Akquisition über eine Kapitalerhöhung den Streubesitz zu erhöhen, kein Thema. Dabei hatte er eben dies ventiliert, nachdem Georg Fischer aus der Schweiz, die 2001 Großaktionär wurde, ihr Paket 2006 an die Kreissparkasse Biberach abgegeben hatte. Nun steht Simona mit zwei nicht privat gehaltenen Rivalen da: die mit 1,4 Mrd. Euro Umsatz dreimal größere Röchling und Agru aus Österreich, die nicht mal den Umsatz veröffentlicht. Simona muss mehr Transparenz walten lassen für Investoren, die sich kaum um die Aktie scheren, dabei Kunden und Lieferanten mehr Einblicke geben als die Konkurrenz und den immer komplexeren Vorschriften von IFRS und Regulierung Tribut zollen. Damit ist Simona an der Börse kein Einzelfall.Der zum Jahresende in den Ruhestand wechselnde CFO Fredy Hiltmann (62), der 2011 nach Kirn kam, geht aber davon aus, dass Simona an der Börse bleibt. Denn erstens gibt es offenbar niemanden, der ein Going Private finanziert, und zweitens wäre die spätere Rückkehr an den Kapitalmarkt schwierig. So bleibt man an der Börse im Dornröschenschlaf und das Ziel, kritische Masse mit mindestens 500 Mill. Euro zu erreichen, in weiter Ferne.Steigerung der Profitabilität und Internationalisierung hatte Moyses verordnet und er ist mit Akquisitionen in den USA auch ein Stück weiter. Nach den Währungsgewinnen belasten nun aber Dollareffekte das Ergebnis und vor allem die Schwäche in China macht einen Strich durch die neue Rechnung. Stieg die Verzinsung des eingesetzten Kapitals mehrfach auf zuletzt 12,1 %, so wird sich dies 2016 ändern. Für 2016 sagt Moyses einen Umsatz um 360 Mill. Euro und ein Ergebnis vor Steuern und Zinsen von circa 20 Mill. Euro voraus – Stagnation im Erlös und sinkendes Ebit also.Und er sucht Chancen abseits des von der Aktionärsstruktur gegebenen Korsetts. “Akquisitionen für 100 Mill. bis 150 Mill. Euro sind bei Erhalt der soliden Finanzstruktur möglich”, also ohne Kapitalerhöhung, sagt er. Anleihe, Konsortialkredit oder Schuldscheindarlehen kämen zudem in Betracht. Und Simona selbst? Aktionärsstruktur, Börsennotiz und Pensionsverpflichtungen schreckten potenzielle Bieter ab.Moyses setzt auf den Kauf von “Speedboats”, profitablen Kunststoffunternehmen, die Simona neue Märkte und Produktgebiete erschließen sollen. Die Bewertungen hätten 2015 mit 7,8- bis 8-mal Ebitda die Spitze erreicht. Und der Asienanteil von 5 % am Umsatz sei so gut wie nichts, sagt er. Auch das soll sich ändern. Doch in dieser Region will Simona keine Abenteuer wagen.