SK Hynix zeigt Samsung Electronics die Hacken
SK Hynix zeigt Samsung Electronics die Hacken
Wette von „Südkoreas Jensen“ auf KI-Speicherchips geht auf – Nvidia-Chef: Technologisches Wunder
mf Tokio
Die Zeiten, zu denen der Speicherchiphersteller SK Hynix als ewiger Zweiter im Schatten von Weltmarktführer Samsung Electronics stand, sind vorbei. Während der Aktienkurs von Samsung seit Jahresanfang um 32% nachgab, verteuerten sich die Papiere von SK Hynix um bis zu 70%. Die Trendwende hat einen Namen: Speicherchips mit hoher Bandbreite, übereinander gestapelte Dram-Speicherbausteine. Hier kommt SK Hynix als wichtigster Zulieferer von Nvidia auf einen Marktanteil von über 50%. Dagegen hat Nvidia die neuesten HBM-Chips von Samsung immer noch nicht zertifiziert.
Gewinner der KI-Revolution
Nvidia-CEO Jensen Huang bezeichnete HBM-Speicher im Frühjahr als „technologisches Wunder“ und als wesentlichen Bestandteil der KI-Revolution. Ohne sie wären die KI-Grafikprozessoren von Nvidia nicht so leistungsfähig, erklärte Huang. Wegen der niedrigen Ausbeute bei der Produktion kosten sie das Vielfache eines normalen Dram-Chips. Dass SK Hynix ein Gewinner der KI-Revolution ist, kann sich Chey Tae-won zugute schreiben, weshalb ihm Bloomberg den Beinamen „Südkoreas Jensen“ verpasste.
Der knapp 64-jährige Chef der SK Group, Südkoreas zweitgrößtes Konglomerat, ging 2012 ein extrem hohes Risiko ein, als er die hochverschuldete Hynix übernahm. Entgegen den Ratschlägen seiner Manager beschloss Chey, mit der SK Group von der Ölindustrie in die Telekombranche zu expandieren, und unterbreitete den Gläubigern von Hynix in letzter Minute ein Angebot.
Was die wichtigste Entscheidung war
Die frühere Hyundai Electronics war aufgrund eines Preisverfalls von Dram-Chips zusammengebrochen. Der 1983 gegründete Chiphersteller hatte zuvor mehrmals den Besitzer gewechselt, unter anderem auf dem Höhepunkt der Finanzkrise in Korea Ende der 1990er Jahre. Damals zwang die Regierung die Konglomerate dazu Vermögenswerte untereinander zu tauschen. Nach der Übernahme investierte SK mehrere Milliarden Dollar in Forschung und Entwicklung.
Die wichtigste Entscheidung von Chey war, die Entwicklung von High-Bandwidth Memory (HBM)-Speichern fortzusetzen, obwohl der Marktführer Samsung diese Technologie nicht für wichtig hielt und sein HBM-Team de facto auflöste. Als OpenAI Ende 2022 ChatGPT vorstellte und eine rasante Nachfrage nach KI-Prozessoren auslöste, wurde SK Hynix der HBM-Chip-Hauptlieferant von Nvidia.
Zweieinhalb Jahre im Gefängnis
Nach dem Hynix-Kauf musste Chey wegen Veruntreuung für zweieinhalb Jahre ins Gefängnis – ein unter koreanischen Wirtschaftsführern verbreiteter „Ritus“. Samsung-Chef Jay Lee-yong verbrachte eine ähnlich lange Zeit in Haft. Anders als Lee diskutiert Chey jedoch offen die Chancen und Risiken der Künstlichen Intelligenz und sinniert über die hohen Kapitalkosten dieser Technologie.
Untypisch koreanisches Auftreten
Der Milliardär, der sich im Ausland mit „Tony“ ansprechen lässt, redet auf Englisch ohne Manuskript, reist durch die ganze Welt und kennt alle Top-Manager der Branche wie Jensen Huang von Nvidia, Satya Nadella von Microsoft und Sam Altman von OpenAI persönlich. Auf dem Apec-Gipfel in Lima veranstaltete er einen eigenen „SK AI Summit“, während andere südkoreanische Top-Manager das öffentliche Rampenlicht meiden.