Skandal in Italiens Fußball weitet sich aus
bl Mailand
Der Skandal um getürkte Bilanzen bei italienischen Fußballclubs weitet sich aus. Die Mailänder Staatsanwaltschaft hat jetzt bei Inter Mailand Ermittlungen wegen mutmaßlicher Bilanzfälschungen gegen unbekannt aufgenommen. Bei Durchsuchungen am Sitz des Clubs in Mailand wurde umfangreiches Material sichergestellt. Beim Lokalrivalen AC Mailand konnten bestehende Verdachtsmomente dagegen vorerst nicht erhärtet werden. Vor etwa drei Wochen waren Ermittlungen gegen Juventus Turin wegen vergleichbarer Verdachtsfälle aufgenommen worden. Dort richten sich die Ermittlungen auch konkret gegen sechs Manager, darunter Juventus-Präsident Agnelli.
Während es bei Juventus auch um die aktuelle Spielzeit und um den Verkauf des Top-Stars Cristiano Ronaldo an Manchester United in diesem Jahr geht, nimmt die Staatsanwaltschaft beim aktuellen italienischen Meister Inter Mailand die Spielzeiten 2017 bis 2019 ins Visier. Der Verein, der anders als Juventus nicht börsennotiert ist, soll seinen Umsatz durch manipulierte Veräußerungsgewinne aus Spielertransfers um 89 Mill. Euro nach oben getrieben haben. Ziel sei es gewesen, den Club durch Transfers zurück in die europäische Champions League zu bringen – ohne die sogenannten Fair-Play-Regelungen zu verletzen. Konkret geht es um manipulierte Verkäufe von Spielern an andere Clubs wie den FC Genua, Cagliari, Messina, Pescara, AS Rom, Sassuolo und Real Madrid und ihren späteren Wiedererwerb zu überhöhten Preisen und mit fingierten Gewinnen. Inter Mailand weist die Vorwürfe zurück. Ermittlungen gegen weitere Clubs und ihre Verantwortlichen sind nicht ausgeschlossen.
Bei Juventus Turin soll der Umsatz durch die Manipulationen sogar um 289 Mill. Euro aufgebläht worden sein. Darüber hinaus sollen auch an Spielerberater fingierte Rechnungen für nicht geleistete Dienstleistungen allein für 2019 über 44,3 Mill. Euro ausgestellt worden sein.
Juventus Turin hat unterdessen eine Kapitalerhöhung um 400 Mill. Euro abgeschlossen. Allerdings zeichneten nicht alle Aktionäre des mehrheitlich von Exor, der Holding der Familie Agnelli, kontrollierten Clubs. Für 18,5 Mill. Euro mussten die garantierenden Banken Goldman Sachs, J.P. Morgan, Mediobanca und Unicredit einspringen. Es ist die zweite Kapitalerhöhung des hoch verschuldeten Vereins nach 2019. Die Probleme mit der Emission dürften mit den Ermittlungen gegen den Club und seine Verantwortlichen zusammenhängen. Der Juventus-Aktienkurs gab am Mittwoch um 2,3% auf 34,98 Euro-Cent nach.