Skoda buhlt um Gigafactory-Standort
scd Frankfurt
Die tschechische Marke Škoda buhlt in der Elektrifizierungsstrategie des Volkswagen-Konzerns um eine größere Rolle. „Wir brauchen mindestens eine Gigafabrik in der tschechischen Republik“, sagte der seit vergangenen August amtierende Škoda-Chef Thomas Schäfer in der Jahrespressekonferenz. Wegen der zentralen Lage in Europa sei das Land für die Batterieproduktion im Konzern besonders geeignet. Der Volkswagen-Konzern hatte in der vergangenen Woche auf einem sogenannten „Power Day“ seine Pläne für den Ausbau der Batterieproduktion in den kommenden Jahren vorgestellt. Demnach sind insgesamt sechs Gigafactories bis 2030 geplant. Von den ersten vier soll zumindest eine Fabrik in Osteuropa stehen. Neben der möglichen Batterieproduktion peilt Škoda auch einen Ausbau des eigenen E-Auto-Angebots an. Vom Škoda Enyaq IV, dem ersten Fahrzeug auf Basis von Volkswagens Elektroautoplattform MEB, könne man täglich bis zu 350 Stück produzieren, erklärte Schäfer. „Angesichts der hohen Nachfrage haben wir keine Probleme, jeden Enyaq zu verkaufen, den wir herstellen“, ergänzte der Škoda-Chef.
2,5 Mrd. Euro Investition
Insgesamt will der Autobauer in den kommenden fünf Jahren 2,5 Mrd. Euro in Zukunftstechnologien investieren. Allein 1,4 Mrd. Euro fließen in den weiteren Ausbau der Elektromobilität, für seine Digitalisierungsaktivitäten wendet der Automobilhersteller rund 650 Mill. Euro auf. Mit 350 Mill. Euro modernisiert das Unternehmen seine Werke und Produktionsanlagen, um weiterhin profitabel zu wachsen.
Allerdings wird Škoda in der neuen Strategie des VW-Konzerns offenbar weniger stark auf Elektromobilität ausgerichtet als andere Marken. Im Zukunftsprogramm „Next Level Škoda“ stellen „konkrete Fortschritte bei Nachhaltigkeit und Diversität“ nur einen von drei Punkten dar. Dafür soll die Marke gezielt neue Märkte erschließen. Gestartet wurde bereits die Erschließung des indischen Marktes. Diesen hatte VW-Chef Herbert Diess unlängst als einen Markt gekennzeichnet, der bei der Elektromobilität zunächst deutlich hinterherhinken dürfte. Zudem soll das Produktportfolio „in Richtung Einstiegssegmente“ erweitert werden.
Im vergangenen Jahr stellte die tschechische VW-Marke einmal mehr ihre Margenstärke unter Beweis. Trotz des schwierigen Umfelds schrieb Škoda nur im zweiten Quartal, in dem die Produktion für fast 40 Tage unterbrochen werden musste, rote Zahlen (siehe Grafik). Zur Margenstabilisierung wurden die Fixkosten um mehr als 550 Mill. Euro reduziert. „Dadurch ist es uns in diesem schwierigen Geschäftsumfeld gelungen, ein solides operatives Ergebnis und einen positiven Netto-Cash-flow zu erzielen“, erklärte Klaus-Dieter Schürmann, der im Vorstand Finanzen und IT verantwortet.
Im Gesamtjahr sank der Umsatz um knapp 14% auf 17,1 Mrd. Euro, das operative Ergebnis der Škoda Auto Group halbierte sich auf 756 Mill. Euro. Ziel bleibe es, Kosten und Ausgaben in allen Unternehmensbereichen weiter zu senken, erklärte Schürmann, der allerdings zugleich betonte, dass kein Stellenabbau bei Škoda geplant sei. Trotz deutlicher Absatzrückgänge um 16,6% kletterte der Marktanteil von Škoda in Europa 2020 um einen halben Prozentpunkt auf 5,4%. Global schrumpfte der Absatz um 19% auf knapp über 1 Million Fahrzeuge. Absatzwachstum erzielte Škoda nur im russischen Markt, in dem Škoda wie in Indien und neuerdings auch Nordafrika die regionale Verantwortung für den VW-Konzern übernommen hat.
Škoda | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Umsatz | 17 081 | 19 806 |
Operatives Ergebnis | 756 | 1660 |
Umsatzrendite (%) | 213 | 1246 |
Produktion (Tsd.) | 808 | 1016 |
Auslieferungen * (Tsd.) | 832 | 961 |
Netto-Cash-flow | 213 | 1 246 |
Sachinvestitionen | 850 | 1325 |
*) Ohne ChinaBörsen-Zeitung |