Sky verschafft sich Zugang im Internet-Fernsehen
bg München – Nach monatelangen Verhandlungen haben sich die Deutsche Telekom und Sky Deutschland auf eine umfangreiche Vertriebsvereinbarung geeinigt. Die Bonner werden vom Sommer an das komplette Pay-TV-Programm der Unterföhringer einspeisen. Damit erhält Sky Zugang zu den rund 2 Millionen Kunden von T-Entertain. Rund 190 000 davon haben ein Bundesliga-Abo unter der Marke “Liga Total” gebucht. Dieses läuft noch bis zum Ende dieser Saison, vom Sommer an laufen Sky-Bilder. Erst ab Sommer 2014 wird Sky diesen Kunden dann einen Wechsel zu ihrem Bundesliga-Paket schmackhaft machen.Am Aktiemarkt kam die Vereinbarung gut an, setzte die Sky-Aktie doch ihren Höhenflug mit einem Plus von bis zu 2 % auf 4,454 Euro fort. Papiere der Telekom zogen leicht an. Leidtragender der Vereinbarung ist Constantin Medien, die bisher die TV-Lizenz für das telekomeigene Programm stellte und diese Inhalte auch produzierte.Für Sky ist die Vereinbarung ein Durchbruch, erhält der Konzern nun doch Zugriff auf die knapp 2 Millionen TV-Zuschauer, die ihr Programm über die Telefonleitung empfangen. Zwar ist der Anteil von IPTV am gesamten TV-Kuchen noch klein (siehe Grafik), er wächst aber von dieser Basis recht flott. Sky realisiert damit das Ziel, ihr Programm grundsätzlich über alle technischen Kanäle verfügbar zu machen.Eine Strategie, die sich als erfolgreich erweist, konnte Sky doch (unter zunächst hohen Verlusten) die Kundenbasis spürbar ausweiten und den Fehlbetrag verringern. Im gerade begonnenen Turnus soll das operative Ergebnis erstmals leicht positiv sein. Saftiger AufschlagSky Deutschland hatte die kompletten Bundesliga-Rechte ab der Saison 2013/14 im April für im Schnitt 486 Mill. Euro pro Spielzeit erworben – ein saftiger Aufschlag gegenüber dem bislang gezahlten Preis. Dementsprechend steht Sky unter Druck, weitere Kunden zu gewinnen. Per Ende September waren es 3,21 Millionen, die im Schnitt (ARPU) 32,22 Euro monatlich für ihr Pay-TV-Paket bezahlen. Die Telekom kann ihre Liga-Total-Kunden nun immerhin eine weitere Spielzeit in ihrer Kartei behalten. Mit Verlust der IPTV-Rechte für das proprietäre Internet-Fernsehen hatte die Telekom bereits im Frühjahr eingeräumt, dass ihr Fußball-Programm eingestellt wird. Die Telekom war bei der Rechteauktion im Frühjahr volles Risiko gegangen und hatte voll um die Bundesliga-Rechte auch über Satellit mitgeboten – um dann am Ende komplett leer auszugehen.Für die Deutsche Telekom ist IPTV Teil des Triple-Play mit Telefon, Internet und Fernsehen. Dabei geht es für die Bonner primär darum, sich gegen die Konkurrenz der Kabelunternehmen zu behaupten, die ihrerseits versuchen, den Telefonanschluss obsolet zu machen. Die Kabelfirmen hatten zuletzt gute Vertriebserfolge beim hochauflösenden TV (HD) in Zusammenarbeit mit Sky Deutschland verzeichnet. Hier kann vom Sommer an nun auch die Telekom dank des Sky-HD-Portfolios verstärkt um Kunden werben.Zu den wirtschaftlichen Bedingungen der Vertriebsvereinbarung wollten sich Sky-Deutschland-Chef Brian Sullivan und der Marketing-Geschäfts führer Telekom Deutschland, Michael Hagspihl, in einer gemeinsamen Telefonkonferenz nicht äußern.Grundsätzlich ist es so, dass der Pay-TV-Sender für die Einspeisung seines Programms einen Betrag an die Deutsche Telekom bezahlen müsste – analog zu den Verträgen mit den Kabelfirmen. Zudem müssten die Bonner anteilsmäßig an den Erlösen aus Neukundengewinnungen beteiligt werden, die von der Telekom für ein Sky-Abo gewonnen wurden. Auch über MobilfunkDie bis 2017 laufende Zusammenarbeit erstreckt sich auch auf Mobile TV, also Mobilfunkkunden. Dieses Angebot soll gemeinsam mit Sky fortgesetzt werden. Die Unterföhringer haben ein Mobile-Angebot unter der Marke “Sky Go” etabliert, das sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Empfangsgeräte dafür sind neben Laptop und iPad auch Smartphones. Auf dem iPhone lassen sich bei Verfügbarkeit eines WiFi-Netzes dann auch die Spiele der Bundesliga live verfolgen. Sky Deutschland besitzt auch die sogenannten 3G-Rechte von der Saison 2013/14 an.Auch wenn die Fußball-Kunden erst Mitte 2014 auf Sky-Verträge umgestellt werden, haben sie bereits ab der nächsten Saison Zugriff auf die Sky-Fußball-Bundesliga. Die Telekom verspricht den Liga-Total-Abonnenten bis zum Ende der Saison 2013/14 alle interaktiven Features des eigenen Programms aufrechtzuerhalten. Hagspihl zufolge will die Telekom sich nicht aus dem Pay-TV-Geschäft zurückziehen, auch wenn das Thema Fußball vorerst passé ist.—– Wertberichtigt Seite 8