SMA Solar muss zurückrudern
wb Frankfurt – Der Wechselrichterhersteller SMA Solar Technology muss infolge des Preisdrucks im Markt die Umsatz- und Ergebnisprognose für das laufende Jahr kappen. Die neue Ansage des Vorstands sieht einen Umsatz von 900 Mill. bis 950 Mill. Euro vor. Bislang ging CEO Pierre-Pascal Urbon von 950 Mill. bis 1,05 Mrd. Euro aus. Bisher rechnet er mit einer im Vergleich zum Vorjahr deutlichen Steigerung des operativen Ergebnisses (vor Steuern und Zinsen, Ebit) auf 60 Mill. Euro bis 70 Mill. Euro. Dia alte Guidance zielte allerdings auf 80 Mill. bis 120 Mill. Euro. Auf dem falschen FußInvestoren wurden trotz der Gewinnwarnung von Solarworld (vgl. BZ vom 21. Oktober) und dem sich seit längerem abzeichnenden Preisdruck auf dem falschen Fuß erwischt. Der TecDax-Wert verlor zum Wochenauftakt bis 16 % und ging mit einem Abschlag von 13 % aus dem Handel. Die Börsenbewertung liegt damit bei noch 833 Mill. Euro. Allerdings ist der Streubesitzanteil mit gut 25 % gering.Wesentliche Ursachen für die Prognosesenkung seien der seit der Jahresmitte weltweite Preisdruck in allen Marktsegmenten sowie zahlreiche Verschiebungen von solaren Großprojekten. Nach vorläufigen Zahlen setzte SMA im dritten Quartal mehr als 220 Mill. Euro um und verdiente vor Steuern und Zinsen über 20 Mill. Euro. Die Brutto-Marge lag den weiteren Angaben zufolge bei rund 25 %. Die Nettoliquidität von über 350 Mill. Euro per Ende September “unterstreicht das attraktive Cash-flow-Profil”, betont das Unternehmen aus Nordhessen.Hatten Zölle auf Billigimporte der deutschen Solarbranche zunächst etwas Luft verschafft, so ist zur Jahresmitte wieder ein harter Preiskampf ausgebrochen. Der Grund: In China, dem größten globalen Markt, brach der Markt für Solaranlagen zusammen. In den ersten sechs Monaten waren dort 20 Gigawatt verbaut worden. Damit sind die staatlich vorgegebenen Ziele für das Gesamtjahr erfüllt. Chinesische Hersteller versuchen seitdem, zu Niedrigpreisen auf den Weltmärkten zu verkaufen. Jahresendgeschäft schwächerSMA-Chef Urbon erwartet aufgrund des deutlich verstärkten Preisdrucks und zahlreicher Projektverschiebungen in Europa und Nordamerika ein schwächeres Jahresendgeschäft. SMA habe frühzeitig auf die veränderten Marktbedingungen reagiert, klopft sich Urbon auf die Schultern. Weitere Innovationen, die zur Senkung der Herstellungskosten führen sollen, seien für die nächsten Jahre geplant. Um Fixkosten zu drücken und die Flexibilität zu steigern, hatte SMA die Schließung der Produktionsstandorte in Denver und Kapstadt beschlossen. Die sich aus den Produktneuheiten und Restrukturierungen ergebenden positiven Effekte sollen von 2017 an sichtbar werden. Mit einer Eigenkapitalquote von fast 50 % und der Nettoliquidität zähle SMA in der Solarbranche zu den solidesten Unternehmen. Die neue Ergebnisprognose berücksichtigt Einmaleffekte aus der Konsolidierung der weltweiten Produktionsstandorte in Höhe eines niedrigen zweistelligen Millionenbetrags. Ein Teil dieser Sondereffekte sei im Quartalsergebnis enthalten. Hingegen seien positive Ergebniseffekte aus dem Verkauf der SMA Railway Technology in der Prognose nicht mehr berücksichtigt. Infolge der kartellrechtlichen Zustimmungserfordernisse werde der Abschluss der Transaktion nun für das erste Quartal 2017 erwartet.In den ersten neun Monaten setzte SMA voraussichtlich mehr als 715 (i.V. 699) Mill. Euro um. Hauptumsatzträger ist die Business Unit Utility, die mehr als 40 % zum Umsatz beitrug. Der Auslandsanteil liegt bei rund 90 %. Die Bruttomarge legte auf rund 25 (19,4) % zu und das Ebit auf rund 60 Mill. Euro. Der Auftragsbestand per Ende September lag mit 588 Mill. Euro unter dem Vorjahresniveau von 629 Mill. Euro. Davon entfielen rund 170 Mill. Euro auf das Produktgeschäft.Der Konzern hatte Anfang 2015 ein Sparprogramm mit tiefen Einschnitten in die Belegschaft gestartet. Rund 1 400 Stellen wurden gestrichen. Bei einem Umsatzplus von 24 % gelang dann die Rückkehr in die schwarzen Zahlen.