Smartphone-Kopfhörer bringen Varta in Stimmung
hek Frankfurt – Der Boom der kabellosen Mini-Kopfhörer beschert dem Batteriekonzern Varta einen ungeahnten Aufschwung. Das zeigen das organische Umsatzwachstum um zwei Drittel und der Gewinnanstieg um 125 % im ersten Halbjahr 2020. Einschließlich des zurückgekauften Varta-Konsumbatteriengeschäfts kletterten die Erlöse im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2019 um 158 % auf 390,7 Mill. Euro. Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erreichte 102,1 Mill. Euro, eine Zunahme um 174 %.Varta gilt als Weltmarktführer für wiederaufladbare Lithium-Ionen-Zellen für sogenannte Hightech-Consumer-Produkte wie höherwertige kabellose Kopfhörer. Die Schwaben geben den Marktanteil mit mehr als 50 % an. Das erwartete Marktwachstum wird auf 30 bis 40 % veranschlagt. Die kleinen Energiezellen stellt Varta unter anderem für Apple und Samsung Electronics her. Den Patentstreit mit Samsung hat der in Ellwangen ansässige Konzern Anfang August beigelegt. Somit bleibe Varta in den kommenden Jahren Hauptlieferant für wiederaufladbare Batterien der Headsets der Koreaner, teilt das Unternehmen mit.”Es gibt weiter eine hohe Nachfrage nach Varta-Produkten, weil der Markt nach innovativen und leistungsstarken Batterien verlangt – gerade im Bereich der Premium-Headsets”, sagt Vorstandschef Herbert Schein. Vor diesem Hintergrund werden die Investitionen abermals aufgestockt. Varta will nun die jährliche Produktionskapazität für Lithium-Ionen-Zellen bis Ende 2021 auf 300 Millionen Stück erweitern und hierfür 175 Mill. Euro investieren. Zuletzt lag die Planung bei 200 Millionen Zellen pro Jahr. Der Ausbau betrifft hauptsächlich den Standort Nördlingen. Ein Neubau soll dort die bestehende Produktion erweitern und mit produktiveren Fertigungsanlagen ausgestattet werden. Das Investitionsbudget für dieses Jahr wird von 300 Mill. bis 330 Mill. Euro auf 320 Mill. bis 360 Mill. Euro hochgeschraubt.An der Börse standen am Freitag Gewinnmitnahmen an. Die im MDax vertretene Aktie, die zuletzt wieder stark zugelegt hatte, gab bis zu 14 % ab. Ohnehin gleicht der Aktienkurs einer Achterbahnfahrt: Auf die Kursvervielfachung bis auf 127,60 Euro im Dezember 2019 folgten ein Absturz bis auf 53,90 Euro, der durch Berichte über Nachahmerprodukte aus China ausgelöst wurde, und ein Wiederanstieg auf das alte Hoch.Den Ausblick für 2020 hatte Varta bereits am Donnerstagabend angehoben. Demnach soll das bereinigte Ebitda 210 Mill. bis 215 Mill. Euro erreichen (einschließlich Varta Consumer), ein Anstieg zwischen 115 % und 121 % im Vergleich zu 2019. Die alte Spanne lag bei 175 Mill. bis 185 Mill. Euro. Das Umsatzziel wurde von 780 Mill. bis 800 Mill. Euro auf 810 Mill. bis 830 Mill. Euro hochgesetzt (vgl. BZ vom 14. August). Finanzvorstand Steffen Munz verweist dabei auf den “weiterhin hohen Auftragsbestand”.In der Kleinbatteriensparte, zu der auch die wiederaufladbaren Kopfhörer-Zellen gehören, kletterte die operative Marge im ersten Halbjahr um bemerkenswerte 9,1 Prozentpunkte auf 34,4 % der Erlöse. Dabei nahm der Umsatz um 70 % auf 239,7 Mill. Euro zu. Das stärkte Wachstum verbuchten weiter die Lithium-Ionen-Zellen für Hearables. Die Nachfrage in diesem Bereich sei trotz des weltweiten Nachfrageschocks weiter hoch, versichert Varta. Bei Hörgerätebatterien habe das Unternehmen seine weltweite Marktposition ausgebaut, auch dank des im vergangenen Geschäftsjahr angelaufenen Neugeschäfts mit einer US-Handelskette. – Wertberichtigt Seite 6