Smartphones fehlt Innovationsschub

Gartner-Experte rechnet nach Stagnation im vierten Quartal mit leicht rückläufigem Absatz 2019

Smartphones fehlt Innovationsschub

hei Frankfurt – Nach Jahren soliden Wachstums ist die Dynamik im globalen Smartphone-Markt im Schlussquartal 2018 zum Erliegen gekommen, wie neueste Erhebungen von Gartner für das zurückliegende Jahr zeigen. 408,4 Millionen verkaufte Smartphones waren nur 0,1 % mehr als im Vorjahr, berichten die Marktforscher. Vor allem Apple musste im vierten Quartal gegenüber Vorjahr einen Einbruch hinnehmen. Die Zahl der verkauften iPhones sank um 11,8 % auf 64,5 Millionen, der Marktanteil fiel auf 15,8 % von 17,9 % ein Jahr zuvor. Am stärksten betroffen war der chinesische Markt (Greater China), wo Apple auf einen Marktanteil von 8,8 % absackte nach 14,6 % im Vorjahr.Das Debakel ist kein Zufall und hat einen Namen: Huawei ist am Smartphone-Markt der Aufsteiger des Jahres und hat sich Ende 2018 mit 14,8 % dicht an Apple herangerobbt. Der in Europa, den USA und anderen Teilen der westlichen Welt wegen Sicherheitsbedenken in der Kritik stehende Telekommunikationsausrüster aus China hat im vierten Quartal 60 Millionen Smartphones verkauft, ein Plus von 37,6 % gegenüber Vorjahr. Er ist damit nicht nur Apple, sondern auch Samsung mit 70,7 Millionen (-5 %) verkauften Geräten dicht auf den Fersen. Gartner-Experte Anshul Gupta macht fehlende Innovation als Hauptursache für die schleppende Nachfrage insgesamt verantwortlich. Insbesondere die Flaggschiff-Geräte der großen Smartphone-Hersteller hätten bei den Produktneuheiten 2018 gegenüber den Vorgängermodellen “nur geringfügige technische Verbesserungen und keinesfalls grundlegend neue Features oder technische Leistungen gezeigt”, so Gupta im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.Daher hätten insbesondere iPhone-Nutzer und Kunden, die ein aktuelles Samsung-Galaxy-Modell nutzten, keinen Anlass gesehen, ihr Gerät schon wieder gegen ein neues auszutauschen. Mangelnde Innovation einerseits und steigende Verkaufspreise – im Falle des iPhone X über 1 000 Dollar – hätten die Nachfrage deutlich gedämpft. Hingegen sei es Huawei und anderen vor allem in China, weniger in den USA oder Westeuropa gelungen, iPhone-Nutzer zum Wechsel zu bewegen, “insbesondere diejenigen, die noch ein iPhone 6 oder 6s etwa benutzten, stellten fest, dass sie eine deutlich bessere Prozessorleistung, Kamera etc. zum Beispiel bei Huawei viel billiger bekommen konnten als bei Apple durch den Kauf eines iPhone 8 oder X”, erklärt der Gartner-Experte.Gupta ist auch für 2019 eher wenig optimistisch und rechnet global mit einem leicht rückläufigen Smartphone-Absatz, allenfalls mit stabilen Verkäufen. Denn Quantensprünge bei Technik und Features seien nicht in Sicht. “Faltbare Handys werden nicht jeden ansprechen”, wertet er das neueste Gimmick, das auf dem Mobile World Congress in Barcelona von Huawei u. a. vorgestellt werden soll. Der Übergang zum 5G-Mobilfunkstandard verlaufe schleppend und lasse überdies ohnehin nicht den gleichen Schub erwarten wie die 4G-Technik, glaubt Gupta. “Das ganze Ökosystem muss erst stehen, bevor 5G nachhaltige Impulse setzen kann.”Als Stütze für den Markt wertet der Experte im laufenden Jahre die steigende Nachfrage im mittleren Preissegment, auf die sich insbesondere Samsung und Huawei gut eingestellt hätten. Ermutigend sei, dass der durchschnittliche Verkaufspreis, der letztlich erzielt werde, noch immer steige.