Smith & Nephew zieht Stryker an

US-Implantatehersteller erwägt Steuerspar-Deal - Briten droht im Alleingang Absturz in die zweite Liga

Smith & Nephew zieht Stryker an

Der US-Implantatehersteller Stryker ist Bloomberg zufolge an einem steueroptimierenden Erwerb des britischen Rivalen Smith & Nephew interessiert. Die FTSE100-Gesellschaft gilt als ewiger Übernahmekandidat. Auch Medtronic wurde einst Interesse nachgesagt.hip London – Die sechsmonatige Frist, die es dem US-Implantatehersteller Stryker verbietet, ein Angebot für den Rivalen Smith & Nephew abzugeben, läuft am Freitag ab. Wie Bloomberg unter Berufung auf mit dem Vorgang vertraute Kreise berichtet, spricht das Unternehmen aus Milwaukee mit Beratern über die Finanzierung einer steueroptimierenden Übernahme und die möglichen wettbewerbsrechtlichen Hürden. Tax Inversion DealFür Unternehmen aus den Vereinigten Staaten sind Transaktionen, bei denen sie ihren Sitz durch eine Übernahme ins Ausland verlegen, bislang wegen der niedrigeren Steuersätze interessant. In den USA werden sie mit 35 % besteuert, in Großbritannien ab dem kommenden Jahr mit 20 %. Die große mediale Aufmerksamkeit für die sogenannten Tax Inversion Deals hatte Washington auf den Plan gerufen. Die Deals waren zuvor schon nicht einfach. Um in den Genuss der Regelung zu kommen, müssen ausländische Aktionäre mindestens 20 % der fusionierten Gesellschaft halten. Es reicht also nicht, einen Briefkasten zu kaufen. Pfizer-Chef Ian Read wollte den Viagra-Hersteller mit AstraZeneca unter einer britischen Holding bündeln. Allerdings blitzten die Amerikaner mit ihrem 114 Mrd. Dollar schweren Gebot bei der Nummer 2 der britischen Pharmabranche ab. Abbvie legte das 52 Mrd. Dollar schwere Gebot für die irische Shire unter Verweis auf neue Regelungen des US-Finanzministeriums auf Eis.Die einst als möglicher Käufer von Smith & Nephew (Börsenwert: 10,16 Mrd. Pfund) gehandelte Medtronic sicherte sich dagegen die irischen Covidien. Bereits im vergangenen Jahr hatte Perrigo Elan übernommen und den Sitz nach Irland verlegt. Actavis verschaffte sich durch die Übernahme von Warner Chilcott einen günstigeren Steuersatz.Smith & Nephew gilt als ewiger Übernahmekandidat. Auch Johnson & Johnson wurde bereits als möglicher Interessant genannt. Nachdem die “Financial Times” im Mai berichtet hatte, dass Stryker ein Gebot vorbereite, sah sich das Unternehmen zum Dementi gezwungen und durfte sechs Monate lang keine Übernahme mehr anstrengen. Analyst Michael Weinstein von J.P. Morgan geht davon aus, dass Smith & Nephew 2016 das Cash-Ergebnis je Aktie von Stryker auch ohne Inversion um 7 % bis 8 % steigern würde.Den Briten böte ein Zusammenschluss mit den Amerikanern die Möglichkeit, im Markt für Knie- und Hüftimplantate auch weiterhin ganz vorn mit dabei zu sein. Im Alleingang droht Smith & Nephew der Absturz in die zweite Reihe, sollte die 13 Mrd. Dollar schwere Fusion der Konkurrenten Zimmer und Biomet von den Wettbewerbshütern durchgewinkt werden.