Software AG bringt alte Schwächen mit zu Silver Lake
Software AG bringt alte Schwächen mit zu Silver Lake
Datenbankgeschäft floriert zur Jahresmitte – Digitalgeschäft wächst langsamer – Sondereffekte drücken Cashflow tiefer ins Minus
Die Übernahme der Software AG durch die Private-Equity-Gesellschaft Silver Lake ist fast abgeschlossen. Im Zahlenwerk des Softwareunternehmens zeigt sich indes kein positiver Effekt. Finanzchefin Daniela Bünger erhofft sich mit dem Going Private, dass die Transformation schneller und kostengünstiger glückt.
Von Sebastian Schmid, Frankfurt
scd Frankfurt
Für die Software AG heißt es zur Jahresmitte 2023: Neuer Eigentümer, alte Probleme. Auf der Habenseite der Zwischenbilanz steht, dass im zweiten Quartal einmal mehr das angestammte Datenbankgeschäft, das schon seit Jahren rückläufig erwartet wird, für die positive Überraschung sorgt. Der Umsatz von Adabas & Natural (A&N) ist währungsbereinigt um fast die Hälft e auf 73,3 Mill. Euro geklettert. Im Halbjahr stehen 123 Mill. Euro zu Buche. Die wiederkehrenden Erlöse haben in den ersten sechs Monaten 111 Mill. Euro erreicht und damit weit mehr als die Hälfte der im Gesamtjahr avisierten 184 Mill. Euro. Der Spartenausblick wurde dennoch nicht angehoben. Wohl auch, weil den Aktionären vermutlich nur noch ein Quartal berichtet werden muss, ehe Silver Lake das Darmstädter Softwarehaus endlich von der Börse nehmen kann. Aktuell kommt der US-Investor auf 84% des Aktienkapitals. “Der Weg zum Delisting ist also auch nicht mehr unendlich weit”, erklärt Software-AG-Finanzchefin Daniela Bünger im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.
Schwankungen in Digitalsparte
Während das alte Geschäft brummt, hinkt das Digitalgeschäft den Wachstumsambitionen einmal mehr hinterher. Die wiederkehrenden Erlöse von 249 Mill. Euro liegen zur Jahresmitte unterhalb der Hälfte des Zielwerts für das Gesamtjahr, in dem 516 Mill. Euro in Aussicht gestellt werden. Auch hier wird der Ausblick von Bünger aber bestätigt. “Das Digitalgeschäft sei größeren Schwankungen unterlegen”, erklärt die Finanzchefin das schwächere Abschneiden in der jüngsten Periode. Um knapp 4% legte der Spartenumsatz in den Monaten April bis Juni zu. “A&N ist so sehr Kernfunktionalität, dass es wesentlich krisenfester ist. Überlegungen, ein neues Projekt im Bereich Integration oder Internet der Dinge anzugehen, werden dagegen schon einmal geschoben, wenn das Umfeld ein unsicheres ist.”
Umso wichtiger sei es, dass die Software AG mit Silver Lake aus diesem Quartalsturnus herauskomme. Dieser habe den Wandel hin zu einem Software-as-a-Service-Modell eher verlängert und damit teurer gemacht. “Künftig können wir in dieser Hinsicht anders agieren. Zum Beispiel wird man dann sicher nicht mehr auf Kunden zugehen, um einen Vertragsabschluss noch irgendwie in ein zu Ende gehendes Quartal zu bekommen.” Künftig komme es nicht mehr so sehr auf ein einzelnes Quartal oder Halbjahr an, weil man die Lage mit einem einzelnen Eigner direkt besprechen könne.
IDS-Effekt nach zwölf Jahren
A&N bleibe derweil auch in der neuen Eigentümersituation ein wichtiger Teil der Strategie. Während die Digitalsparte aktuell nur auf eine operative Marge im mittleren einstelligen Prozentbereich kommt, bringt es das Datenbankgeschäft auf gut 70%. “Wir freuen uns natürlich, dass A&N kontinuierlich unsere Erwartungen übertrifft”, so Bünger. Vor allem, da dies mit relativ moderaten Investitionen und Produktweiterentwicklungen gelinge. Beim Mittelzufluss dürfte die hochprofitable Sparte derzeit unerlässlich sein. Der freie Cashflow ist im zweiten Quartal -35 (i. V. -22) Mill. Euro weiter abgerutscht.
“Der Cashflow ist sicherlich nicht da, wo wir ihn gerne hätten”, räumt Bünger ein. Allerdings habe es auch ein paar Sonderfaktoren gegeben, die belastend gewirkt hätten. “Wir haben durch die Transaktion und das Schiedsgerichtsverfahren zu IDS Scheer negative Effekte gehabt. Das IDS-Verfahren lief 12 Jahre. Wir wussten, dass es eine Belastung geben würde. Wann genau, war aber nicht planbar.” Dies wie auch der Cash-Einfluss der Transaktion seien einmalig. Hinzu komme auf der operativen Seite, “dass wir das Factoring auslaufen lassen. Das ist in diesem Jahr noch ein signifikanter Block.” Ziehe man das ab, sei die Software AG eigentlich Cash-positiv. “Auch wenn das zweite Quartal sicher nicht unserem Anspruch gerecht geworden ist.”
Streamsets noch nicht verdaut
Ein Grund für die schwächere Profitabilität im Digitalgeschäft ist die 2022 für eine halbe Milliarde Euro übernommene Streamsets. Für die Software AG sei das eine große Transaktion gewesen, “die wir auch noch nicht ganz verdaut haben”, erklärt Bünger. Daher stünden aktuell auch erst einmal keine weiteren Zukäufe auf der Agenda. Streamsets hat momentan noch eine negative Marge. “Der Breakeven war hier für das Jahr 2024 geplant und das ist auch weiter unser Ziel.” Dann solle Streamsets dazu beitragen, dass das Digitalgeschäft “ebenfalls ordentliche Margen erzielt.” Das Effizienzprogramm vom Jahresbeginn sei auf der personellen Seite weitgehend abgearbeitet, erklärt Bünger. Jetzt werde es darauf ankommen, andere Kosten in den Blick zu nehmen.
Wesentliche Steuerungsgrößen sollen künftig die jährlich wiederkehrende Umsätze (ARR) und die Cash-Generierung sein. “Das hätten wir auch so gemacht, wenn wir an der Börse geblieben wären. Allein schon, weil das für ein Unternehmen, das sich auf Software as a Service konzentriert, die wesentlichen Steuerungsgrößen sind.”