Software AG setzt den Rotstift an
sar/hei Frankfurt – Die Software AG hat für das neue Geschäftsjahr bei der Rendite vorsichtige Ziele im Blick und setzt ein Sparprogramm auf. Dieses soll die operative Marge um 30 bis 35 Mill. Euro steigern. Von den Einschnitten sollen 200 Mitarbeiter beziehungsweise 4 % der Belegschaft betroffen sein.
Besser als erwartet lief dagegen zuletzt das Geschäft mit Softwarenutzung über die Cloud, wie CEO Sanjay Brahmawar am Mittwoch vor Analysten und Journalisten erklärte. In diesen Bereich wollen die Darmstädter daher investieren. Allerdings enttäuschte der Ausblick, den Brahmawar und die seit wenigen Wochen amtierende Finanzchefin Daniela Bünger gaben: Vor Sonderposten sowie vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen rechnet der Konzern damit, dass ein Anteil von 16 bis 18 % des Umsatzes als operativer Gewinn hängenbleiben wird. Analysten hatten zuvor mit einer operativen Marge von fast 20 % gerechnet. Das Unternehmen selbst hatte vor wenigen Monaten einen Wert von 25 bis 30 % in Aussicht gestellt. Die niedrigere Marge sei der strategischen Entscheidung für ein forciertes Wachstum mit Software-as-a-Service (SaaS) und Subskriptionsmodellen geschuldet, sagte CEO Brahmawar. Im Schlussquartal 2022 erzielte das Darmstädter Softwareunternehmen eine operative Marge von 23,1 %, im Gesamtjahr lag diese bei 21,2 %.
Die Prognose für 2023 enthält laut Unternehmensangaben den positiven Beitrag des geplanten Umsatzwachstums, das der Konzern beim Produkterlös mit währungsbereinigt 6 bis 10 % veranschlagt, sowie das Kosten- und Effizienzprogramm. Allerdings seien auch ein vorübergehend negativer Einfluss von Kostensteigerungen sowie die strategischen Entscheidungen im Zusammenhang mit Software-Abonnements in der Cloud und in der Datenbanksparte berücksichtigt. An der Börse kamen die Zahlen und die verhaltene Prognose nicht gut an. Die Aktie verlor am Mittwoch rund 14 % an Wert.
Analysten bezeichneten die Prognosen als schwächer als erwartet: In der Wachstumssparte mit Integrationssoftware zur Verzahnung von IT-Systemen (Digital Business) rechnet die Software AG mit einem währungsbereinigten Plus der wiederkehrenden Umsätze von 10 bis 15 % gegenüber dem Vorjahr. Bei der angestammten Datenbanksparte Adabas & Natural geht das Unternehmen mehr oder weniger von einer Stagnation aus, mit jährlich wiederkehrenden Erlösen in einer Bandbreite zwischen minus und plus 2 % gegenüber dem Vorjahr.
Die hohe Nachfrage nach Cloudangeboten zeigte sich im abgelaufenen Geschäftsjahr im Segment Digital Business durch einen Anstieg der organischen SaaS-Buchungen um 30 %. Deshalb werde der Konzern „speziellen SaaS-Vertriebsprogrammen“ für Wachstumsprodukte wie Webmethods und Streamsets Vorrang geben, um von diesen Marktchancen zu profitieren, heißt es im strategischen Ausblick für das laufende Jahr. Im Fokus stehen für die Darmstädter dabei die Märkte für die Integration von Clouddaten und Anwendungsintegration. Der Markt wachse in dem Bereich um ein Fünftel und solle 2026 ein Volumen von 11 Mrd. Euro erreichen, heißt es in Darmstadt.
Die organischen Bookings (normalisierter Auftragseingang) erreichten im Konzern im vierten Quartal 274 Mill. Euro, ein Plus von 35 %. Im Gesamtjahr stiegen sie gegenüber dem Vorjahr auf 623 Mill. Euro. Streamsets eingerechnet beliefen sich die Bookings auf 315 Mill. Euro im vierten Quartal und 700 Mill. Euro im Gesamtjahr. Während der organische Produktumsatz im Schlussquartal um 24 % vorankam, kletterten die entsprechenden Einnahmen bei Digital Business nur um 7 %. Das Altgeschäft mit Adabas & Natural steigerte die Einnahmen dagegen um 72 %. Die Professional Services legten um 3 % zu. Das organische Ebit belief sich auf 43 (32) Mill. im vierten Quartal und auf 134 (122) Mill. Euro im Gesamtjahr. Der Free Cashflow war im Berichtsquartal mit –10,2 Mill. Euro negativ nach 17,7 Mill. Euro im Vorjahresabschnitt.