Software AG sieht sich am Wendepunkt
scd Frankfurt – Die Darmstädter Software AG hat das schwierige Jahr 2020 mit einer währungsbereinigten Steigerung der Produkterlöse und einem prozentual zweistellig gestiegenen Auftragseingang im vierten Quartal über alle Sparten versöhnlich abgeschlossen. Im vorangegangenen dritten Quartal hatte der Auftragseingang noch enttäuscht. CEO Sanjay Brahmawar rechnet für das laufende Jahr mit einem kräftigen Auftragsplus im Digitalgeschäft. Im abgelaufenen Jahr legten die Neuaufträge der wichtigen Digitalsparte um 21% zu. „Wir gehen aus 2020 mit einer deutlich stärkeren Pipeline, insbesondere im Digitalgeschäft, ins Jahr 2021 und sind daher auch zuversichtlich, beim Auftragseingang ein Wachstum von 15 bis 25% zu erreichen“, sagt Finanzvorstand Matthias Heiden im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.
A&N bleibt bedeutend
Das Datenbankgeschäft Adabas & Natural (A&N), das 2020 den Auftragseingang um ein Drittel gesteigert hatte, soll dagegen etwa auf das Niveau von 2019 zurückfallen. Im vergangenen Jahr habe der Bereich, der auf eine im Konzern herausstechende Segmentmarge von knapp 67% kommt, eine Sonderkonjunktur erlebt. „Der kontinuierliche Grundbeitrag zum Ergebnis von Adabas & Natural ist sehr wichtig für die Software AG“, stellt Heiden klar. Das Geschäft sei auch kein rein stagnierendes. „Zum einen bringen wir weiterhin Innovationen an den Markt. Zum anderen zählen wir hier 55% der Fortune-500-Firmen zu unseren Kunden. Das ist eine hervorragende Kundenbasis, um hier Cross-Selling zu betreiben.“ Allerdings habe die Software AG dieses Potenzial in ihrer Historie noch nicht hinreichend gehoben. „Hier führen wir mittlerweile Kundengespräche, die weit über Adabas & Natural hinausgehen, und das ist für uns sehr vorteilhaft“, ist der Finanzvorstand zuversichtlich in Bezug auf künftige Aufträge.
Konzernweit fiel die operative Marge (Ebita) im abgelaufenen Jahr von 29,2% auf 21,2% zurück, weil das Digitalgeschäft deutliche Margeneinbußen hinnehmen musste. Auch für das laufende Jahr rechnen Brahmawar und CFO Heiden aufgrund des beschleunigten Wechsels von Kunden in die Cloud und Investitionen in die weitere Unternehmenstransformation mit einem erneuten Absacken der Marge auf 16 bis 18%.
Damit soll dann aber der Tiefpunkt erreicht sein. An den Mittelfristzielen für 2023, die einen Umsatzanstieg von 835 Mill. Euro im vergangenen Jahr auf dann 1 Mrd. Euro sowie eine operative Marge von 25 bis 30% vorsehen, hält der Vorstand fest. „2022 und 2023 kommen erstmals die Vertragsverlängerungen stärker zum Tragen. Die sind sehr wichtig für die Umsatzentwicklung, ebenso wie die gestiegenen Auftragseingänge in diesem und dem vergangenen Jahr“, erklärt der Finanzvorstand. „Daher sind wir auch zuversichtlich, dass wir unser Ziel, 2023 einen Umsatz von 1 Mrd. Euro zu erwirtschaften, erreichen können.“ Niedrigere Investitionen in den Jahren 2022 und 2023 sollen dann auch die Marge wieder steigen lassen. Für 2021 plant die Software AG derweil noch einmal mit höheren Investitionen von 30 Mill. bis 40 Mill. Euro. Um die Fortschritte besser verfolgen zu können, passt die Software AG ihre Berichterstattung im ersten Quartal an (siehe Infokasten).
In Bezug auf die Profitabilität gibt es dem Finanzvorstand zufolge Upside-Potenzial, sollten die Erlöse schneller wachsen als erwartet. „Als Softwarekonzern kostet uns zusätzlicher Umsatz auf der Produktionskostenseite praktisch nichts, so dass zusätzlicher Umsatz immer auch die Marge treibt.“ Ein variabler Faktor, der auch auf der Marge lasten kann, ist die Entwicklung des Cloud-Wachstums. „Unsere Mittelfristplanung ist durchaus sensitiv zur Entwicklung in der Cloud. Allerdings haben wir Stellschrauben, die wir bewegen könnten, wenn die Kunden stärker als erwartet in die Cloud migrieren.“ Optimistisch stimmt das MDax-Unternehmen vor allem die gut gefüllte Pipeline, die den Auftragseingang im Digitalgeschäft treiben und dann bis 2023 auch zu einem deutlichen Umsatzplus führen soll (siehe Grafik). In Aufträge konvertieren muss die Software AG die Pipeline allerdings ohne Vertriebsvorstand John Schweitzer, der das Unternehmen diesen Monat nach nur zwei Jahren schon wieder verlassen hat (siehe Bericht Seite 12).
Malware bremst Cash-flow
Besser als zuletzt sollte sich der freie Mittelzufluss entwickeln, der in den Monaten Oktober bis Dezember um 72% auf 12 Mill. Euro abgestürzt ist. „Im vierten Quartal hatten wir durch den Malware-Angriff einen Sondereffekt, weil wir fünf Wochen keine Rechnungen stellen konnten. Das hat sich im vierten Quartal mit 15 bis 20 Mill. negativ auf den Mittelzufluss ausgewirkt“, erläutert Heiden. Er rechnet damit, dass dies „im ersten Quartal „zu einem zusätzlichen Cash-flow in ähnlicher Höhe“ führen wird. Die Investoren hat der Ausblick trotz erneuter Margenerosion offenbar überzeugt. Am Mittwoch kletterte der Aktienkurs der Software AG um gut 7,4% auf 36,08 Euro. Allerdings liegt der Konzern damit noch immer deutlich unter dem Mehrjahreshoch von 44,26 Euro, das im September markiert worden war.
Software AG | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Umsatz | 835 | 891 |
Digitalgeschäft * | 400 | 432 |
Cloud & IoT | 51 | 42 |
Datenbankgeschäft | 223 | 229 |
Operatives Ergebnis | 177 | 260 |
Ebit | 136 | 215 |
Nettoergebnis | 125 | 188 |
Ergebnis je Aktie (Euro) | 1,69 | 2,54 |
Freier Cash-flow | 113 | 172 |
Liquide Mittel | 480 | 514 |
*) ohne Cloud & IoTBörsen-Zeitung |