Software AG startet früh in die Schlussrally
Der Software AG ist ein früher Start in die für den Sektor umsatzstärkste Jahreszeit gelungen. Mit vorläufigen Zahlen zum dritten Quartal überraschten die Darmstädter vor allem im Lizenzgeschäft. Der defensive Ausblick für das Gesamtjahr wurde bestätigt, soll aber “präzisiert” werden. Die Aktie sprang um gut 12 % an die TecDax-Spitze und zog auch SAP leicht nach oben.sp Frankfurt – Die Software AG hat mit vorläufigen Zahlen zum dritten Quartal die Markterwartungen übertroffen. Sowohl das Lizenzgeschäft als auch das operative Ergebnis liegen deutlich über den Analystenschätzungen. Die Aktie des TecDax-Konzerns zog am Freitag um knapp 12 % nach oben und lag damit an der Spitze des Technologiesegments. Auch der größte deutsche Softwarehersteller SAP, von dem am Freitag von einigen Marktteilnehmern ebenfalls vorläufige Zahlen erwartet worden waren, lag zum Handelsschluss leicht im Plus, nachdem zunächst eine Umsatzwarnung des US-Chipherstellers Advanced Micro Devices den Kurs etwas gedrückt hatte. An der Börse ist die Software AG rund 2,6 Mrd. Euro wert, SAP ist gut 66,6 Mrd. Euro schwer.Für den zweitgrößten deutschen Softwarehersteller lief es über die Sommermonate vor allem im Lizenzgeschäft mit Software zur Optimierung von Geschäftsprozessen (Business Process Excellence – BPE) besser als erwartet. Die Lizenzerlöse im Geschäftsfeld BPE legten um gut ein Fünftel auf 50 Mill. Euro zu. Die Analysten von UBS hatten hier mit einem leichten Rückgang auf 39 Mill. Euro gerechnet. Alle Regionen trugen nach Angaben des Unternehmens mit prozentuell zweistelligem Wachstum zu der Entwicklung bei. Vor allem bei den Produkten der US-Tochter Terracotta, die bei der Verarbeitung von großen, unstrukturierten Daten helfen sollen, blieb die Dynamik hoch. Cash Cow stabilDas traditionelle Kerngeschäft der Software AG, die mit Datenbanksoftware für Großrechner (Enterprise Transaction Services – ETS) groß geworden ist, hielt sich ebenfalls besser als erwartet. Der Lizenzumsatz mit ETS ging nur leicht auf 30 (i.V. 31,6) Mill. Euro zurück, während Analysten mit einem Einbruch um gut ein Viertel gerechnet hatten. Das Geschäftsfeld verliert für den Konzern zwar zusehends an Bedeutung, stützt mit einer operativen Marge deutlich oberhalb von 50 % als Cash Cow aber die Akquisitionspläne des Unternehmens.Die gesamten Lizenzerlöse, die als wesentlicher Indikator für das künftige Wartungs- und Servicegeschäft in der Softwareindustrie gelten, stiegen um 8 % auf 81 Mill. Euro, während die vom Unternehmen befragten Analysten im Mittel mit gut 68 Mill. Euro gerechnet hatten.Das operative Ergebnis (Ebit) wird mit 60 bis 62 Mill. Euro beziffert und übertrifft das Mittel der Erwartungen ebenfalls deutlich. Der Vorjahreswert von 72 Mill. Euro sei vor allem wegen den verstärkten Aufwendungen für Vertrieb und Marketing – gerade in den USA, wo der Konzern im Schlussquartal 2011 ordentlich ins Straucheln gekommen war und den Anschluss an Konkurrenten wie Tibco zu verlieren drohte – verfehlt worden, wie das Unternehmen mitteilt.Auch für das Schlussquartal, in dem die Softwareindustrie insgesamt davon profitiert, dass die Kunden vor dem Jahresende ihre IT-Budgets leer räumen, ist die Software AG zuversichtlich. Das dynamische Wachstum bei BPE werde sich “voraussichtlich fortsetzen”, heißt es in einer Mitteilung, ETS werden auch im Schlussquartal stabil erwartet.Die defensive Guidance für das Gesamtjahr behalten die Darmstädter bei, kündigen für den 30. Oktober, wenn der Konzern das detaillierte Zahlenwerk vorlegt, allerdings eine “Präzisierung des Ausblicks” an. Bisher wird im Geschäft mit BPE ein Umsatzzuwachs von 5 bis 15 % erwartet. ETS werden nach Einschätzung des Konzerns um 3 bis 6 % schrumpfen und der gesamte Produktumsatz zwischen 2 und 7 % zulegen. Nach neun Monaten summieren sich die Erlöse aus Lizenzen und Wartung auf 515 Mill. Euro, 6 % über dem Vergleichswert.Der Gesamtumsatz fiel im dritten Quartal auf 257 (275) Mill. Euro. Verantwortlich dafür war das schwächelnde Servicegeschäft, das auf 78 (105) Mill. Euro abstürzte. Das Dienstleistungsgeschäft wird von der Konsolidierung bei der Beratungstochter IDS Scheer belastet, die es in den Vorquartalen nur knapp in die Gewinnzone schaffte und auf profitables Geschäft konzentriert werden soll. Nach den vorläufigen Zahlen hat sich das SAP-Beratungsgeschäft von IDS in den Sommermonaten fast halbiert und machte noch 26 (48) Mill. Euro aus. SAP hält Pulver trockenâ propos SAP. Auch von dem führenden europäischen Softwarehersteller waren im Markt vorläufige Zahlen erwartet worden. Dass es aus Walldorf keine verfrühte Mitteilung gab, darf als Zeichen dafür gewertet werden, dass die Konsensschätzungen nah am Geschäftsverlauf des Dax-Konzerns liegen. Nach dem ersten Quartal hatte SAP noch Sorgen um das Nordamerikageschäft mit einer Mitteilung vor der Zeit und einem den eigenen Usancen entgegenstehenden Quartalsausblick einholen müssen. Nach dem zweiten Teilabschnitt hatte der Konzern vorab Zahlen veröffentlicht, die deutlich über den Analystenschätzungen lagen. Die von Vara Research befragten Analysten rechnen für das dritte Quartal im Schnitt mit Lizenzerlösen von 994 Mill. Euro (+ 13,6 %). Der operative Gewinn soll bei 1,3 Mrd. Euro (+ 10,5 %) liegen.