Softwareone-Aufsichtsrat lehnt Bain-Offerte als zu niedrig ab
Finanzinvestor Bain stürzt sich in neuen Übernahmekampf
Softwareone-Gründer unterstützen das Angebot – Verwaltungsrat lehnt Offerte von 3 Mrd. sfr als zu niedrig ab
cru Frankfurt
Die Übernahmeofferte des Finanzinvestors Silver Lake für die Software AG in Darmstadt ist noch nicht entschieden – da begibt sich das rivalisierende Private-Equity-Haus Bain Capital auch schon in den nächsten Übernahmekampf um ein europäisches Technologieunternehmen. Dieses Mal wollen die Amerikaner den Schweizer IT-Dienstleister Softwareone kaufen – und treffen erneut auf hohe Hürden. Sie bieten 2,9 Mrd. sfr (3,2 Mrd. Dollar) und haben sogar die Gründer und Großaktionäre Daniel von Stockar, B. Curti Holding AG und René Gilli mit 29% der Aktien auf ihrer Seite.
Einstimmig dagegen
Doch der Verwaltungsrat sperrt sich. Dem Kontrollgremium ist die Offerte zu niedrig. Mit dem Angebot von Bain Capital werde das Unternehmen unterbewertet, teilte der Verwaltungsrat mit. Der Aufsichtsrat, mit Ausnahme des Gründers Daniel von Stockar, der sich selbst zurückzog, stimmte einstimmig dafür, dass das Angebot nicht ausreichend sei, teilte Softwareone am Donnerstag mit.
Bain Capital erklärte, dass das Angebot den Wert des Schweizer IT-Dienstleisters auf 18,50 sfr pro Aktie beziffert. Das entspricht einem Aufschlag von 22% auf den Schlusskurs vom Mittwoch. Die Gründungsaktionäre von Softwareone, die zusammen 29,1% des Unternehmens besitzen, unterstützten das Angebot, wie Bain betont und der Verwaltungsrat bestätigt.
Anfang 2023 hatte der Verwaltungsrat einstimmig Brian Duffy zum neuen CEO ernannt und die Aktionäre Adam Warby zum neuen Präsidenten des Verwaltungsrats gewählt. „Dies, um das Unternehmen in eine neue Phase des Wachstums und der operativen Exzellenz zu führen und die zukünftige Schaffung von Aktionärswert voranzutreiben“, teilt Softwareone mit. „Der Verwaltungsrat ist von den bisher erzielten Fortschritten überzeugt und ist der Meinung, dass das Angebot die aktuelle und zukünftige Bewertung des Unternehmens deutlich unterbietet.“
Der Kurs der Softwareone-Aktie stieg im frühen Handel in Zürich um bis zu 21% auf 18,35 sfr. Bis zum Donnerstag ist die Aktie im Jahresverlauf um rund 40% gestiegen. Softwareone, mit Sitz im schweizerischen Stans, berät Unternehmen bei ihren Softwarekäufen und arbeitet mit Anbietern wie Amazon Web Services, Adobe und IBM. Das Unternehmen gehört auch zu den größten Wiederverkäufern von Lizenzen des US-Softwaregiganten Microsoft.
Bain buhlt um Software AG
Bain kämpft derzeit auch mit dem rivalisierenden Private-Equity-Riesen Silver Lake um die Übernahme der deutschen Software AG aus Darmstadt. In diesem Kampf haben einige Investoren das Management dafür kritisiert, dass es das Angebot von Silver Lake unterstützt, obwohl Bain einen höheren Preis bietet. Silver Lake hat inklusive 25% der Aktien von der Software AG-Stiftung des Gründers Peter Schnell insgesamt 30% der Aktien eingesammelt. Doch auf das Übernahmeangebot haben bis zum Ablauf der ersten Frist am Mittwoch so wenige Aktionäre ihre Anteile angedient, dass Silver Lake die Mindestannahmeschwelle von 50% gestrichen und die Annahmefrist dadurch bis zum 28. Juni verlängert hat.
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