Sonderkonjunktur für Teamviewer
Der Softwarekonzern Teamviewer hat im ersten Quartal und Anfang des zweiten Quartals von einer gestiegenen Nachfrage nach Homeoffice- und Fernwartungssoftware profitiert. Der Umsatz im Auftaktvierteljahr übertraf die Erwartungen. Der Ausblick für das Gesamtjahr wurde leicht angehoben.scd Frankfurt – Während die Coronavirus-Pandemie bei anderen Unternehmen die Liquiditätsreserven angreift, beschert sie dem schwäbischen MDax-Neuling Teamviewer eine Sonderkonjunktur. Der Umsatz im ersten Quartal kletterte zwar nur um 18 % auf 103 Mill. Euro. Die für künftige Erlöse aussagekräftigeren Billings (Rechnungsstellungen) wurden derweil um 75 % auf knapp 120 Mill. Euro gesteigert. Während das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf IFRS-Basis um 11 % auf 47 Mill. Euro sank, wurde es um Sondereffekte bereinigt auf 74 Mill. Euro nahezu verdoppelt.Vor allem gegen Ende des Quartals spürte Teamviewer eine stark gestiegene Nachfrage durch Großkunden, wie CEO Oliver Steil und Finanzvorstand Stefan Gaiser am Dienstag berichteten. Die Zahl der Großkunden mit mindestens 10 000 Euro Jahresumsatz stieg von Ende 2019 bis Ende März um knapp 500 auf insgesamt 1183 Kunden. Auch im April setzte sich das Wachstum bei den Großkunden fort mit einem Zugewinn von 164 in nur einem Monat. Das entsprach gut einem Drittel der Großkundenzahl, die Teamviewer vor einem Jahr insgesamt zählte. CFO Gaiser sagte in der Telefonkonferenz am Morgen, der Zuwachs setze sich sowohl aus Bestandskunden, die das Vertragsvolumen ausgeweitet hätten, als auch aus Neukunden zusammen. In diesem Monat habe sich das Wachstum mit der Software für Homeoffice und Fernwartung aber wieder stärker normalisiert, ergänzte er.Die langfristigen Wachstumstreiber von Teamviewer hätten durch den Anstieg der Nachfrage nach Lösungen im Zuge der weltweiten Maßnahmen zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie an Dynamik gewonnen, sagte Steil. Teamviewer stelle eine “Schlüsseltechnologie für den modernen Arbeitsplatz und die digitalen Geschäftsprozesse der Zukunft bereit”. Teamviewer habe in den vergangenen Jahren kräftig in Software für größere Enterprise-Kunden investiert und verfüge daher nun über ein passendes Angebot. “Das stimmt uns optimistisch für das Gesamtjahr, wobei die anhaltende ungewisse gesamtwirtschaftliche Lage den Ausblick erschwert”, ergänzte Gaiser. Ausblick angehobenFür das Gesamtjahr rechnet Teamviewer mit Billings von 450 Mill. Euro und Erlösen von mindestens ebenfalls 450 Mill. Euro. Bislang waren 420 bis 430 Mill. bzw. 430 bis 440 Mill. Euro in Aussicht gestellt worden. Obwohl die Investitionen mit 25 Mill. bis 30 Mill. Euro etwas höher ausfallen sollen als geplant (ca. 25 Mill. Euro), rechnet Teamviewer mit einem bereinigten Ebitda oberhalb der bisherigen Spanne von 240 bis 250 Mill. Euro. Die angepeilte Ebitda-Marge von 56 % entspräche einem Gewinn von 252 Mill. Euro, wenn lediglich die Untergrenze des neuen Erlösausblicks erreicht würde.RBC-Analystin Sherri Malek sprach in einer ersten Einschätzung zwar von einem starken ersten Quartal. Allerdings liege die neue Jahresprognose unterhalb der zuletzt gestiegenen Markterwartungen. Die neuen Ziele wertete sie als vorsichtig.An der Börse legte die Aktie am Vormittag eine wilde Achterbahnfahrt hin. Nach einem Kursrückgang um 4 % zum Handelsauftakt notierten die Titel zeitweilig 5 % im Plus. Aus dem Handel gingen die Papiere 2,4 % fester auf dem Rekordkurs von exakt 44 Euro. Damit war das MDax-Unternehmen rund 9 Mrd. Euro schwer. Seit Jahresbeginn hat die Teamviewer-Aktie mehr als ein Drittel zugelegt. – Wertberichtigt Seite 8