Sonova-Zukauf lässt aufhorchen

Schweizer Hörgerätegruppe zahlt 830 Mill. Euro für holländische Audionova - Finanzinvestor Hal gibt ab

Sonova-Zukauf lässt aufhorchen

wb Frankfurt – Der Schweizer Hörgerätehersteller Sonova übernimmt die niederländische Audionova International. Die Bewertung liegt auf Cash- und schuldenfreier Basis bei 830 Mill. Euro. Beglichen wird in bar, teilt Sonova weiter mit. Investoren sehen den Deal positiv: Die Aktie legte am Mittwoch um 2,8 % zu, wiewohl die Akquisition mit einem Multiple bezogen auf das operative Ergebnis von 13,3 und einem Umsatzvielfachen von 4,3 hoch erscheint. Bei der Übernahme handle es sich für Sonova (Börsenwert: 9 Mrd. sfr) um ein transformatives Geschäft, für das ein Premiumpreis fällig werde, kommentieren Analysten.Der Konkurrent William Demant ist im Handel ebenfalls auf Einkaufstour und legte sich im vorigen Jahr den Einzelhändler Audika für den 1,6-fachen Umsatz zu. Sonova setzt das im November 2014 angekündigte Aktienrückkaufprogramm nun bis auf weiteres aus. Nach voller Realisierung der Synergien soll die Übernahme zu einem Zuwachs des Gewinns pro Aktie in zweistelliger Prozenthöhe führen. Sonova (früher Phonak) erwartet, dass die Transaktion von 2017/2018 an einen positiven Beitrag zum Gewinn je Aktie leisten wird.Verkäufer ist Hal Investments, eine Beteiligungsgesellschaft mit Sitz in Curaçao. Sie war 2001 bei Audionova eingestiegen. Hal gehört zu der an Euronext Amsterdam notierten Hal Trust. Die Holding hatte Anfang 2015 schon den Fielmann-Rivalen Grandvision an die Börse geführt und ist unter anderem auch an Safilo (Brillen) beteiligt. Hal hatte für die Auktion ABN Amro mandatiert. Sonova wird beraten von Credit Suisse beraten. Cash plus SchuldenSonova hatte sich schon länger am M & A-Markt umgehört und gilt seit Februar als Übernahmeinteressent der holländischen Firma. Nun ist es konkret. Die Transaktion werde mit einer Kombination aus Cash von der Bilanz und Fremdkapital finanziert, das die UBS stellt, schreibt das Unternehmen aus Stäfa. Danach werde der Leverage, also das Verhältnis von Nettoschulden zum operativen Ergebnis (Ebita) bei etwa 1,2 liegen, heißt es weiter.Audionova wird als größtes europäisches Einzelhandelsunternehmen in der Hörakustik bezeichnet und betreibt 1 300 Fachgeschäfte in acht Ländern. Im laufenden Jahr werde sie 360 Mill. Euro umsetzen, wovon 16 % vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen als Ergebnis (Ebitda) hängen bleiben sollen.Zusammen mit Audionova schaffe Sonova eines der größten Detailservicenetzwerke für Hörgeräte in Europa mit über 2 580 Fachgeschäften in zwölf Ländern und über global 3 300 Niederlassungen. Damit schließt Sonova zum Branchenprimus Amplifon aus Italien auf, der global 3 500 Läden betreibt, und setzt sich vor Demant. Vor gut einem Jahr hatte Sonova den deutschen Großhändler Hansaton Akustik geschluckt. Größter Deal in der Branche war 2014 der Verkauf von Siemens Audiology an EQT und die Familie Strüngmann für 2,15 Mrd. Euro.Bisher betrug der Anteil von Sonova-Geräten bei Audionova, die im Jahr etwa 300 000 davon verkauft, etwa ein Viertel. Künftig sollen es 95 % werden. Nach der Übernahme wird Sonova 38 % des Umsatzes im Einzelhandel erwirtschaften. Gegründet 1947, ist die Gruppe heute in über 90 Ländern vertreten und hat mehr als 10 000 Beschäftigte. Die Schweizer setzten 2014/15 rund 2,0 Mrd. sfr um und wies einen Reingewinn von 368 Mill. sfr aus.