Sony verleibt sich Finanzsparte ein

Zusammenarbeit mit Microsoft bei "smarten Kameras"

Sony verleibt sich Finanzsparte ein

mf Tokio – Der japanische Elektronik- und Unterhaltungskonzern Sony will seine Finanztochter Sony Financial Holdings komplett schlucken und von der Börse nehmen. Der Finanzmarkt sah die Transaktion positiv, da Sony in diesem Jahr laut Vorhersage knapp ein Drittel weniger verdienen wird als 2019. Die Sony-Aktie sprang im Verlauf bis zu 17 % nach oben und schloss 3,3 % höher.”Wir wollen ein flexibleres Management durchführen”, erläuterte CEO Kenichiro Yoshida und kündigte ein Übernahmeangebot an die Aktionäre von Sony Financial Holdings an. Laut einem Bericht der Finanzzeitung “Nikkei” will der Konzern 2 600 Yen je Aktie anbieten. Das entspräche einem Aufschlag von 30 % auf den Schlusskurs von Montag und würde insgesamt 400 Mrd. Yen (3,4 Mrd. Euro) kosten. Anschließend wird der Konzern in Sony Group umbenannt, der Name Sony Corp. bleibt nur über das Elektroniksegment erhalten.Der japanische Mutterkonzern besitzt bereits 65 % der Sparte, die mit 14,5 Bill. Yen (124 Mrd. Euro) Anlagevolumen das größte Geldgeschäft eines japanischen Nicht-Finanzunternehmens darstellt. Der Fokus liegt auf Kreditkarten und Lebensversicherungen. Die Tochter steuerte im abgelaufenen Geschäftsjahr mit 129,6 Mrd. Yen (1,1 Mrd. Euro) rund ein Siebtel des operativen Ertrags von Sony bei. Apple auf den FersenMit einem solchen Schritt würde Sony globalen Technologieriesen wie Alibaba und Apple folgen, die ebenfalls auf das Finanzgeschäft als zusätzlichen und weniger volatilen Ertragsbringer setzen. Die Alibaba Group sammelt Zahlungsdaten über ihre App Alipay mit über 1 Milliarde Nutzern ein. Apple hat im vergangenen Jahr eine Kreditkarte für digitales Bezahlen eingeführt. Nach diesem Vorbild könnte die japanische Gruppe ihr Know-how im Bereich künstliche Intelligenz für Bank- und Versicherungsgeschäfte einsetzen. Konzernchef Yoshida versprach entsprechende “Synergien” etwa im Fintech-Bereich. In einem Prototyp für ein Elektroauto benutzt Sony seine Bildsensoren, um die Müdigkeit des Fahrers einzuschätzen. Auf dieser Basis könnte man zum Beispiel Versicherungspolicen anbieten.Am Dienstag kündigte Sony auch eine Kooperation mit Microsoft für intelligente Kameras von Geschäftskunden an. Im Zentrum steht Sonys erster Bildsensor IMX 500 mit einem integrierten Algorithmus. Die Bildinformationen werden direkt auf dem Chip statt in der Cloud analysiert, was schnellere, preiswertere und sicherere Beobachtungskameras ermöglicht. Zusammen mit Microsofts künstlicher Intelligenz könnten Überwachungskameras für Geschäfte, Warenhäuser und Autos entstehen.