Börsengänge

Spac-Megafusion schafft Tesla-Rivalen

Das Elektroauto-Start-up Lucid kommt über die größte Fusion mit einem Spac (Special Purpose Acquisition Company) aller Zeiten an die Börse. Zu den größten Investoren der parallel vollzogenen Kapitalerhöhung per Privatplatzierung neuer Aktien ghört der Staatsfonds von Saudi-Arabien.

Spac-Megafusion schafft Tesla-Rivalen

cru Frankfurt – Der US-Elektroauto-Entwickler Lucid nimmt wie diverse Konkurrenten die Abkürzung an die Börse – über die Fusion mit einem Spac (Special Purpose Acquisition Company). Das 2007 gegründete Unternehmen erzielt dabei eine ungewöhnlich hohe Bewertung von 24 Mrd. Dollar – das mehr als 40-Fache des im Jahr 2024 erwarteten operativen Gewinns. Lucid selbst nimmt im Zuge des Spac-Börsengangs 4,4 Mrd. Dollar in bar ein.

Der neu entstehende Tesla-Konkurrent wird mit der bereits börsennotierten Unternehmenshülle Churchill Capital IV verschmolzen. Der Deal beinhalte ein Investment von 2,5 Mrd. Dollar des Staatsfonds Public Investment Fund (PIF) aus Saudi-Arabien sowie von Fonds, die unter anderem von dem weltgrößten Vermögensverwalter BlackRock verwaltet werden, teilte Lucid mit. Der Kurs der Blankoscheck-Firma Churchill Capital Corp IV, die von dem Finanzier Michael Klein geführt wird und sich mit dem Elektroauto-Start-up zusammenschließt, stürzte im frühen Handel um bis zu 42% ab, nachdem die bisher größte Spac-Fusion aller Zeiten bestätigt wurde.

Der Autohersteller hat angekündigt, die Produktion seines ersten Modells – der Elektroauto-Luxuslimousine „Air“ – auf die zweite Hälfte dieses Jahres zu verschieben, ohne genauen Starttermin. Lucid hat Vergleiche mit dem Marktführer Tesla bisher gescheut, aber der Börsengang mit einem Pro-forma-Eigenkapitalwert von 24 Mrd. Dollar bringt das Unternehmen in Position, um einen Anteil am voraussichtlich schnell wachsenden Markt für Elektroautos zu ergattern. Lucid plant, den Emissionserlös zu nutzen, um neue Fahrzeuge auf den Markt zu bringen und die Fabrik in Casa Grande im US-Bundesstaat Arizona bis 2023 auf eine Kapazität von 85000 Einheiten pro Jahr mit 5000 Beschäftigten zu erweitern.

Saudischer Staatsfonds dabei

Der Kurs von Churchill Capital war zuvor am Montag bis zum Börsenschluss um 472% gestiegen. Der Reverse Merger stellt die größte Kapitalspritze für Lucid dar, seit der Public Investment Fund von Saudi-Arabien im Jahr 2018 mehr als 1 Mrd. Dollar investierte. Der Milliardendeal beinhaltet eine Privatplatzierung von Aktien im Wert von 2,5 Mrd. Dollar – die bisher größte Spac-Transaktion dieser Art. Gezeichnet wurden die Aktien vom saudischen PIF sowie von BlackRock, Fidelity Management, Franklin Templeton, Neuberger Berman, Wellington Management und Winslow Capital, teilten Lucid und Churchill Capital gemeinsam mit. Die Platzierung wurde zu einem Preis von 15 Dollar pro Aktie verkauft – ein Aufschlag von 50% auf den Nettoinventarwert von Churchill. Das entspricht den Angaben zufolge einem Pro-forma-Eigenkapitalwert von et­wa 24 Mrd. Dollar.

Das kombinierte Unternehmen hat laut Lucid einen Eigenkapitalwert von 11,8 Mrd. Dollar. „Ich sehe den Spac nur als ein Werkzeug, einen weiteren Hebel, an dem wir ziehen können, um unseren Weg zu be­schleunigen“, sagte Lucid-Vorstandschef Peter Rawlinson. „Dies ist ein Technologie-Rennen. Tesla hat das verstanden. Deshalb sind sie so wertvoll, und Lucid hat auch die Technologie.“

Der Spac, auf den Lucid fusioniert wird, ist das größte Übernahmevehikel, das von Michael Klein geleitet wird, einem ehemaligen Investmentbanker der Citigroup, der eine prominente Rolle bei der Leitung der Investitionen des Königreichs Saudi-Arabien gespielt hat und als Berater des saudischen PIF fungiert. Unter anderem beriet Klein auch beim Börsengang von Saudi Aramco. Der Abschluss der Lucid-Transaktion wird für das zweite Quartal erwartet.

Das Unternehmen prognostiziert Auslieferungen von 20000 Fahrzeugen im Jahr 2022 und einen Umsatz von 2,2 Mrd. Dollar. In den Jahren 2023 und 2024 soll der Umsatz auf 5,5 Mrd. Dollar bzw. 9,9 Mrd. Dollar steigen, heißt es in einer Präsentation für Investoren, die auf der Webseite des Unternehmens veröffentlicht wurde. Lucid rechnet mit einem positiven Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 592 Mill. Dollar im Jahr 2024.