Spanische ACS nimmt Hochtief an die Kandare
cru Düsseldorf – Deutschlands größter Baukonzern Hochtief zieht eigene Aktien ein und verhilft dem spanischen Großaktionär ACS damit zu einem höheren Anteil. Hochtief ziehe über 5 Millionen derzeit vom Unternehmen gehaltene eigene Aktien ein, dies entspreche rund 7,2 % des Aktienkapitals, teilte der Essener Konzern am Dienstag nach einer Aufsichtsratssitzung mit. Der Anteil von ACS steigt dadurch von 66,5 % auf 71,7 %. Der Streubesitz steigt von 26,2 % auf 28,2 %.Hochtief hatte die Anteilscheine zwischen Oktober 2014 und März 2016 für rund 368 Mill. Euro an der Börse zurückgekauft, nachdem sie dazu von der Hauptversammlung ermächtigt worden war. Der Konzern nimmt die Aktien nun endgültig vom Markt. Das Grundkapital der Gesellschaft werde nach der Aktieneinziehung von 64,3 Millionen Aktien repräsentiert – statt zuvor 69,3 Millionen Aktien. ACS festigt damit ihren Zugriff auf den Hochtief-Konzern, zu dem auch die australische Tochter Cimic und Tochtergesellschaften in Nordamerika gehören. Durch weitere Schritte könnte ACS bei Hochtief nun auch noch die Schwelle von 75 % überschreiten. Ermächtigt zu RückkäufenDie Hauptversammlung vom 11. Mai 2016 hatte Hochtief ermächtigt, bis zum 10. Mai 2021 Aktien in Höhe von bis zu 10 % des Grundkapitals der Gesellschaft zurückzukaufen. Von diesem Recht hat das Unternehmen bislang keinen Gebrauch gemacht. Ob dies noch geschehen soll, ließ ein Konzernsprecher offen.Überschreitet ACS die Schwelle von 75 %, so kann ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit Hochtief abgeschlossen werden. Damit könnte ACS die direkte Leitung des Hochtief-Konzerns übernehmen und unmittelbar über die Verwendung der Gewinne entscheiden. Dafür braucht es jedoch ohnehin nur eine Hauptversammlungsmehrheit von 75 %. Eine solche hätte ACS auch so schon auf der vorigen Hauptversammlung gehabt.”Die Einziehung der Aktien ist ein eindeutig Wert erzeugender Schritt für alle Hochtief-Aktionäre”, wird Hochtief-Vorstandschef Marcelino Fernández Verdes zitiert. Tatsächlich reagierte der Kurs am Dienstag jedoch nur mit einem Plus von zeitweise 0,3 % auf 122,65 Euro. Allerdings hatte die Übernahmefantasie den Börsenwert des Konzerns zuvor schon seit Februar 2014 verdoppelt auf gegenwärtig 8,5 Mrd. Euro.Die Analysten von Berenberg halten das Potenzial für einen weiteren Kursanstieg für begrenzt, weil die Hochtief-Aktie im laufenden Jahr schon mit 41 % deutlich überdurchschnittlich zugelegt habe. Dies sei geschehen, obwohl der Aktienkurs der australischen Tochter Cimic, die rund zwei Drittel des Werts von Hochtief ausmache, zugleich um ein Viertel gefallen sei. Bis 2018 werde der operative Gewinn nur moderat um jährlich gut 5 % wachsen. Abwehrschlacht verlorenACS hatte im Jahr 2011 nach einer erbittert geführten Abwehrschlacht das Kommando bei Hochtief übernommen. Die Spanier kontrollierten damals gut 54 % der Aktien. Schon im Frühjahr 2012 war Verdes zunächst als einfaches Mitglied in den Vorstand eingezogen und rückte im November 2012 an die Spitze. Zuvor hatte Aufsichtsratschef Manfred Wennemer noch alle Spekulationen über eine Machtübernahme von ACS zurückgewiesen.—– Wertberichtigt Seite 6