Machtkampf mit Saudi Telecom

Spanischer Staat wird wieder Hauptaktionär von Telefónica

Nach langem Überlegen entschied sich die Linksregierung in Spanien für einen Einstieg beim Telekomkonzern, um eine mögliche Kontrolle durch die staatliche Saudi Telecom Company zu verhindern.

Spanischer Staat wird wieder Hauptaktionär von Telefónica

Spanischer Staat wird wieder Hauptaktionär von Telefónica

Holding erwirbt 10 Prozent der Aktien als Abwehr gegen Saudis

ths Madrid

Der spanische Staat wird ein gutes Vierteljahrhundert nach der vollständigen Privatisierung von Telefónica wieder Hauptaktionär des globalen Telekommunikationskonzerns. Der Kurs des Unternehmens verbuchte am Mittwoch starke Zugewinne von bis zu 7%, nachdem am Vorabend bekannt geworden war, dass die Linksregierung die staatliche Industrieholding SEPI damit beauftragt hat, bis zu 10% der Anteile aufzukaufen. Der Preis würde um die 2 Mrd. Euro liegen.

Es handelt sich um eine Abwehrreaktion auf den Einstieg der staatlichen Saudi Telecom Company (STC), die direkt und indirekt 9,9% des Kapitals von Telefónica kontrolliert. Die Ankündigung der Saudis im September überraschte sowohl den Vorstand des Konzerns als auch die spanische Regierung, die von Beginn an Zweifel über die Absichten der Saudis hegte. Telefónica ist ein strategisch bedeutendes Unternehmen, auch wegen der Dienstleistungen für die spanischen Streitkräfte. Daher wurde in den letzten Wochen über den Einstieg der SEPI spekuliert. In einer Mitteilung an die Madrider Börsenaufsicht CNMV begründete SEPI die Entscheidung mit der „entscheidenden Relevanz (Telefónicas) für die Wirtschaft, die Produktion, Forschung, Sicherheit, Verteidigung und letztlich dem Wohlstand der Gesellschaft“. Man wolle „Stabilität“ im Aktionärskreis schaffen.

Laut spanischen Medien kann SEPI in Verbindung mit den anderen langjährigen spanischen Anteilhabern, den Banken BBVA (4,9%) und Caixabank (6%), einen Kern im Verwaltungsrat bilden, der den Einfluss der Saudis eindämmen könnte. STC benötigt jedoch noch die Genehmigung der Regierung, um den Anteil an Aktien von bisher 4,9% auf 9,9% auszuweiten. Die Saudis halten 5% des Kapitals über Derivate.

Telefónica beschränkte sich in einer kurzen Stellungnahme lediglich darauf, dass man sich weiterhin auf die Ausführung des neulich verkündeten Strategieplans konzentriere. Die konservative Opposition warf der Linksregierung „Interventionismus“ vor. Der frühere Monopolist war 1997 komplett privatisiert worden. Der Staat ist außerdem zweitgrößter Aktionär von Caixabank.

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