Sparanstregungen treiben Dax-Gewinne auf Rekord

EY: Starker Euro belastet Umsätze im zweiten Quartal

Sparanstregungen treiben Dax-Gewinne auf Rekord

wb Frankfurt – Die deutschen Topunternehmen trotzen politischen Krisen und dem starken Euro. Das aggregierte operative Ergebnis (Ebit) der Dax-Konzerne in der Industrie stieg im zweiten Vierteljahr um 3 % auf 23,7 Mrd. Euro. Inklusive der fünf Finanzwerte wurde vor Steuern und Zinsen mit 29,0 Mrd. Euro (plus 7 %) so viel wie nie zuvor in einem zweiten Quartal verdient. Die Ebit-Marge wuchs von 8,8 auf 9,6 %.Weniger positiv ist die Umsatzentwicklung. In der Industrie sanken die Erlöse in den drei Monaten um 1,5 % auf 273,5 Mrd. Euro, im Dax 30 insgesamt um 2 % auf 303 Mrd. Euro. Das zeigt eine Bilanz der Bilanzen der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY). Immerhin jeder zweite Dax-Konzern musste Umsatzeinbußen hinnehmen, darunter Schwergewichte wie VW, Siemens und die Versorger. Die mit Abstand höchsten Einnahmen hatte VW mit 51 Mrd. Euro, gefolgt von Daimler und Eon mit 32 Mrd. bzw. 24 Mrd. Euro. Den höchsten Erlösanstieg erreichen Infineon (9 %) sowie Fresenius und ThyssenKrupp mit je 8 %. Den stärksten Rückgang weisen Eon und RWE mit 16 und 10 % aus. Im Ergebnis fährt VW mit 3,3 Mrd. Euro voraus, gefolgt von Daimler mit 3,1 Mrd. Euro.Die negativen Effekte der Ukraine-Krise und der Spannungen mit Russland dürften sich laut EY-Partner Thomas Harms derzeit noch in Grenzen halten. Russland sei für die meisten deutschen Top-Konzerne nur ein Markt unter vielen. Die Einbußen dort könnten zumeist durch die relativ gute Entwicklung in anderen Regionen mehr als ausgeglichen werden. Doch belasteten die Spannungen mit Russland zunehmend das Investitionsklima. Zudem drohe die aktuelle Zuspitzung auch Unternehmen zu beeinträchtigen, die nicht vor Ort engagiert seien. Während sich der Ukraine-Effekt erst im dritten Quartal messbar in den Bilanzen niederschlagen werde, habe der starke Euro schon tiefe Spuren hinterlassen. Bei vielen Unternehmen werde der Umsatzanstieg im operativen Geschäft durch die Abwertungen von Dollar, Renminbi, Yen und Rubel erheblich gebremst. Im zweiten Quartal beliefen sich die negativen Währungseffekte laut EY-Schätzung auf etwa 8 Mrd. Euro. Höhere ProfitabilitätDass die Unternehmen trotzdem die Profitabilität steigern konnten, wertet Harms als Ergebnis der zum Teil intensiven Kostensenkungsprogramme. Angesichts der eingetrübten Konjunkturaussichten erwartet Harms, dass Kostensenkungs- und Flexibilisierungsprogramme weiter ganz oben auf der Tagesordnung stehen werden und die Sparvorgaben teilweise noch verschärft werden dürften. Die aktuellen geopolitischen Spannungen seien auch ein Signal an die Unternehmen, noch stärker an ihrer Wettbewerbsfähigkeit zu arbeiten.Immerhin scheinen die deutschen Top-Unternehmen trotz aller Sparanstrengungen auf Wachstum zu setzen, wie die Zuwächse in der Beschäftigung und die steigenden Ausgaben für Forschung und Entwicklung zeigen. Ales in allem erhöhte sich die Zahl der Mitarbeiter – trotz des Stellenabbaus bei den beiden Energieversorgern – um 2,5 % auf 3,73 Millionen. Und auch bei Zukunftsinvestitionen wird ein Zahn zugelegt. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung stiegen um 3 % auf knapp 9,2 Mrd. Euro.