Spekulation über Kapitalerhöhung bei ThyssenKrupp
ahe Düsseldorf – Spekulationen über eine Kapitalmaßnahme haben die Aktie des Industriekonzerns ThyssenKrupp unter Druck gesetzt. Die Papiere verloren am Dienstag 5,5 % an Wert, nachdem das “Handelsblatt” unter Berufung auf Konzernkreise berichtet hatte, dass eine Kapitalerhöhung von über 1 Mrd. Euro vorbereitet werde. Grund seien möglicherweise neue Lasten, wenn durch den Verkauf der Stahlwerke in Übersee zu wenig Geld eingenommen werde, sowie durch die Kartellfälle. Vorstandschef Heinrich Hiesinger habe den Vorsitzenden der Krupp-Stiftung, Berthold Beitz, bereits grundsätzlich von der Notwendigkeit einer solchen Kapitalerhöhung überzeugt, die noch im laufenden Geschäftsjahr 2012/13 (30. September) kommen könne.ThyssenKrupp wollte sich nicht zu dem Zeitungsbericht äußern. In den vergangenen Monaten hatte Finanzvorstand Guido Kerkhoff die Notwendigkeit einer Kapitalerhöhung stets zurückgewiesen – unter anderem auf der Bilanzpressekonferenz im Dezember und auf der Hauptversammlung im Januar. ThyssenKrupp besitze ausreichend Liquidität und sei ausreichend und sicher finanziert, hatte Kerkhoff wiederholt betont, obwohl die Eigenkapitalquote im vergangenen Geschäftsjahr auf magere 12 % gesunken war.Auf der jüngsten Hauptversammlung hatte Kerkhoff zudem vor den Aktionären erklärt, die Ablehnung einer Kapitalerhöhung liege nicht daran, dass die Krupp-Stiftung als Großaktionär Angst vor einer Verwässerung der eigenen Anteile habe. Mit der Krupp-Stiftung sei das Thema Kapitalerhöhung nicht erörtert worden, so der Finanzchef.Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung hält 25,33 % und ist damit größter Aktionär. Die nun wieder aufgekommenen Spekulationen um eine Kapitalerhöhung hängen auch mit Aussagen von Stiftungschef Beitz am Montag in der “Süddeutschen Zeitung” zusammen. Hier hatte er angedeutet, dass eine Zustimmung zu einer Kapitalerhöhung möglich sei, auch wenn die Stiftung ihre Sperrminorität damit verlieren würde. Er werde sich keinem Schritt verweigern, der zum Wohle der Firma sei, hatte Beitz gesagt. Ein AR-Mandat noch offenErwartungsgemäß wurde unterdessen der frühere Henkel-Chef Ulrich Lehner zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden und damit zum Nachfolger von Gerhard Cromme gewählt. Lehner tritt sein neues Amt am 1. April an. Welche anderen Mandate er dafür abgeben wird, blieb weiter unklar. Offen blieb zudem, wer auf der Kapitalseite das Aufsichtsratsmandat von Cromme erhalten wird.