Spie baut mit Service von Hochtief aus

Finanzinvestoren geben französischem Industriedienstleister Schub - Essener Konzern erhält 250 Mill. Euro

Spie baut mit Service von Hochtief aus

wb Frankfurt – Die 6 000 Beschäftigten, die von Hochtief zum französischen Industriedienstleister Spie wechseln sollen, können sich schon jetzt auf neue Gesellschafter in der Zukunft einstellen. Denn hinter Spie stehen drei Beteiligungshäuser unter Führung von Clayton Dubilier & Rice (CD & R).Wie berichtet, verkauft die Essener ACS-Tochter ihre Servicesparte für 250 Mill. Euro, und damit mehr als erwartet (vgl. BZ vom 29. Juni). Angekündigt hatte ihr Interesse an dem Geschäft die Strabag aus Österreich. Auch die finnische YIT, die dänische ISS und der Infrastrukturkonzern Vinci sollen sich die Einheit angeschaut haben. Nun trennt sich Hochtief nach der Abgabe des Flughafengeschäfts für 1,1 Mrd. Euro an den kanadischen Pensionsfonds PSP erneut von einem Arbeitsgebiet.Spie war 2011 in einem mit 2,1 Mrd. Euro bewerteten Deal übernommen worden. Es war der größte Buy-out im Nachbarland seit der Lehman-Pleite 2008. Verkäufer war die französische PAI Partners, die damit ihr eingesetztes Kapital mit dem Faktor 4,5 gemehrt hatte. HSBC, Morgan Stanley und Société Générale hatten die Fremdfinanzierung für Spie gestellt. Es ging um lediglich 30 % Eigenkapital. Neben CD & R sind Axa Private Equity und die kanadische Caisse de Dépôt et Placement du Québec investiert. Seinerzeit hieß es, Spie solle binnen drei Jahren an die Börse geführt werden. Aus der TraumSpie bezeichnet sich als europäischen Multiservice-Dienstleister in Elektrotechnik, Mechanik und allgemeiner Gebäudetechnik sowie für Systeme der Energie-und Kommunikationstechnik. Der französische Konzern setzte 2012 mit 30 200 Beschäftigten 4,2 Mrd. Euro um und verdiente operativ (Ebitda) 289 Mill. Euro. Spie erbringt in 31 Ländern technische Dienstleistungen für Unternehmen und die öffentliche Hand. Bekannt geworden war Spie um 1900 als Société Parisienne pour l’Industrie des Chemins de Fer et des Tramways, die die Elektrizitätsversorgung von Bahn und Straßenbahn in Paris managte. 1946 wurde daraus die Société Parisienne pour l’Industrie Electrique (Spie). In den vergangenen Jahren wurden Dutzende kleinerer Anbieter zugekauft.Die Service-Aktivitäten von Hochtief Solutions, die Facility- und Energy-Management umfassen, machen Deutschland künftig zum größten Markt in der Spie-Gruppe außerhalb Frankreichs. Mit 6 000 Beschäftigten, davon über 4 000 in Deutschland, verdiente Service Solutions 2012 pro forma 32 Mill. Euro (Ebitda) bei einem Umsatz von 700 Mill. Euro. Das Orderpolster wird mit 1,8 Mrd. Euro beziffert. Die Transaktion habe einen “signifikanten positiven Ergebniseffekt”, heißt es in Essen. Die Analysten des Bankhauses Lampe setzen den Buchgewinn mit 125 Mill. Euro an. Der MDax-Konzern will sich auf den Bau von Infrastrukturprojekten konzentrieren.Das in Essen ansässige Facility Management verwalte knapp 1 000 Verträge und betreue mehr als 2 000 Liegenschaften, mit einem jährlichen Umsatz von 600 Mill. Euro, davon 15 % außerhalb Deutschlands. Zu den Kunden zählen den Angaben zufolge Siemens, Daimler, Audi, Lufthansa, Commerzbank oder Munich Re. Energy Management setzte zuletzt rund 100 Mill. Euro um. Komplexer DealSpie wird von Lazard und Deutscher Bank, Hochtief von Société Générale beraten. Rechtlich sind Cleary Gottlieb Steen & Hamilton vom Erwerber und Baker & McKenzie vom Verkäufer mandatiert. “Die kompetitive Auktion und die sich parallel vollziehende rechtliche Verselbständigung der Service-Solutions-Sparte brachten eine nicht unerhebliche Komplexität mit sich”, heißt es bei Baker. Die Transaktion wird mit wirtschaftlicher Wirkung zum 1. Januar 2013 festgezurrt, wobei die Genehmigung der Wettbewerbshüter noch aussteht. Spätestens Ende 2013 soll der Sack dann zugemacht werden.