Spieler-Eldorado Premier League

Umsatzstärkste Fußball-Liga ködert weiter mit hohen Gehältern - Sorgt "Financial Fairplay" für Umkehr?

Spieler-Eldorado Premier League

Die durchschnittlichen Gehaltskosten der weltweit umsatzstärksten Fußball-Liga, der Premier League, sind fast doppelt so hoch für die in der Bundesliga. Ob sich an dieser Relation absehbar viel ändern wird? Die magere operative Gewinnmarge in der englischen Eliteklasse unter 4% würde es erfordern.Von Carsten Steevens, LondonKaum ist die Saison vorbei, hat das Wettrüsten in den europäischen Fußball-Ligen für die kommende Spielzeit begonnen. Vor allem Vereine der englischen Premier League blasen schon früh in der Wechselphase mit Transfers im zweistelligen Millionenbereich zur Attacke. Deutlich steigende Einnahmen aus einem neuen Dreijahresvertrag zur Vermarktung der Fernsehübertragungsrechte bieten die Basis dafür, dass Clubs von der Insel bis August noch einige spektakuläre Spielerwechsel vermelden dürften.Nach Berechnung der Beratungsgesellschaft Deloitte wird der TV-Deal – für den die Bezahlsendergruppe BSkyB und erstmals der Telekom-Konzern BT bis 2016 mit insgesamt 3 Mrd. Pfund rund 70 % mehr zahlen werden als die bisherigen Rechteinhaber in den vergangenen drei Jahren – die Umsätze der 20 Premier-League-Vereine in der kommenden Spielzeit um 600 Mill. auf über 3 Mrd. Pfund (3,6 Mrd. Euro) steigen lassen. Für Deloitte-Partner Dan Jones ergibt sich daraus eine “einmalige Gelegenheit”, bei der Kostenkontrolle voranzukommen und die finanzielle Performance zu verbessern. Gemeint sind die Spielergehälter, die in der abgelaufenen Spielzeit in der Premier League auf Basis von Schätzungen bei rund 1,8 Mrd. Pfund lagen. In Kürze dürften sie die Kosten für Spielersaläre in der Liga, die die zweithöchsten Aufwendungen in Europa aufweist, um mehr als 1 Mrd. Pfund übertreffen, taxiert man bei Deloitte.Die Kontrolle der Gehaltskosten, die den Beratern zufolge in der Premier League seit der Saison 2006/ 2007 insgesamt 83 % des Umsatzwachstums beanspruchten, ist bedeutsam für die Einhaltung des neuen Reglements des europäischen Fußballverbandes Uefa zum “Financial Fairplay”. Die Kriterien, die dazu führen sollen, die steigende Verschuldung europäischer Fußballclubs aufzuhalten, sollen erstmals bei den in der kommenden Saison an den europäischen Vereinswettbewerben (Champions League, Europa League) teilnehmenden Vereinen Anwendung finden. Sie schreiben vor, dass Einnahmen im Verlauf der letzten drei Jahre die Ausgaben mindestens ausgleichen müssen. Sollten die Ausgaben die Einnahmen um mehr als 5 Mill. Euro übersteigen, kann die Differenz durch private Geldgeber oder Investoren kompensiert werden, sofern sie vorläufig nicht mehr als 45 Mill. Euro ausmacht. Die Obergrenze soll 2015/ 2016 auf 30 Mill. Euro sinken und 2018/2019 auf einen noch niedrigeren Wert. Im Zeitraum 2009 bis 2011 wiesen nach Projektionen der Uefa 46 von 220 Clubs (21 %), die sich für die Vereinswettbewerbe der gerade abgelaufenen Saison qualifizierten, ein nicht mehr toleriertes Break-even-Defizit von mehr als 5 Mill. Euro auf.Die Schlüsselfrage, so die Deloitte-Berater, sei nun, wie viel von den 2013/2014 in der Premier League erwarteten Extraeinnahmen von 600 Mill. Pfund für Gehälter aufgewendet werde. Sollten sich historische Trends fortsetzen, wären dies rund 80 % oder 480 Mill. Pfund. Würden sich die Clubs jedoch beschränken und nur 40 % der Zusatzumsätze ausgeben für steigende Gehälter, könnten das Verhältnis der Löhne zu den Erlösen auf 66 % fallen und operative Gewinne auf das Rekordniveau von 380 Mill. Pfund steigen.In der Saison 2011/2012, die die gerade veröffentlichte 22. Ausgabe des Deloitte-Jahresüberblicks über die Fußball-Finanzen untersucht, lag die Gehalts-Umsatz-Quote in der Premier League bei 70 % und damit auf einem ähnlichen Niveau wie in den vorangegangenen drei Spielzeiten. Zum Vergleich: Die Bundesliga kam mit 51 % auf die niedrigste Quote der fünf europäischen Top-Ligen. Um 16 % auf 2,9 Mrd. Euro gestiegene Umsätzen standen in der Premier League 2011/2012 um 4 % auf 1,66 Mrd. Euro erhöhte Gehaltskosten gegenüber. Der operative Gewinn kletterte auf 98 (i. V. 73) Mill. Pfund. Die Nettoverschuldung fiel im Sommer 2012 laut Deloitte-Berechnungen mit 2,4 Mrd. Pfund ähnlich hoch aus wie 2011. Acht Clubs sei 2011/ 2012 ein Abbau der Schuldenlast gelungen.—– Wertberichtigt Seite 8