Sportartikel-Aktien landen im Schlussverkauf
mic München
Der Sportartikel-Konzern Nike will den starken Anstieg seines Lagerbestandes in Nordamerika mit Rabattaktionen bekämpfen. Man habe damit im ersten Quartal des Geschäftsjahres (31. August) begonnen und werde im zweiten Quartal aggressiver vorgehen, kündigte Finanzvorstand Matthew Friend bei Vorlage der Ergebnisse an.
In dem wettbewerbsintensiven Umfeld wolle man sich von 10 % des Lagers schneller trennen, erklärte er auf eine entsprechende Frage in der Analystenkonferenz. Mit dem Lagerbestand außerhalb Nordamerikas und damit beispielsweise in Europa sei er zufrieden, fügte er hinzu.
In der Folge werde die Bruttomarge im laufenden Geschäftsjahr 2022/23 bei einer unveränderten Umsatzprognose schwächer als bisher prognostiziert ausfallen, erklärte Friend. Sie werde ausgehend von 46,0% um 2,0 bis 2,5 Prozentpunkte sinken, sagte er. Bisher galt als Ziel, die Marge stabil zu halten oder maximal um 0,5 Punkte abschmelzen zu lassen.
Im ersten Quartal ging die Marge trotz eines Umsatzanstiegs von 4 % auf 12,7 Mrd. Dollar von 46,5 auf 44,3 % zurück. Friend erklärte, am stärksten werde sich der Preisdruck im laufenden Herbst-Quartal auswirken, das in den Vereinigten Staaten vom beginnenden Weihnachtsgeschäft geprägt ist. Friend sagte, er rechne von Anfang September bis Ende November mit einem Margenrückgang von 3,5 bis 4,0 Punkten. Im Vorjahresquartal hatte die Marge 45,9 % betragen.
China-Erlös schrumpft weiter
Der Nettogewinn von Nike brach im ersten Quartal um 22% auf 1,47 Mrd. Dollar ein. Friend verwies zur Begründung nicht nur auf Rabattaktionen, sondern auch auf steigende Beschaffungs- und Lieferkosten sowie den starken Dollar. Friend zufolge wird allein die Wechselkursentwicklung den Umsatz im gesamten Geschäftsjahr um 4 Mrd. Dollar verringern. Der operative Gewinn werde um 900 Mill. Dollar gedrückt, erklärte der Finanzvorstand.
Der Lagerbestand in Nordamerika stieg im ersten Quartal um 65%, konzernweit beträgt das Plus 44% auf 9,7 Mrd. Dollar. Das Management versuchte den Eindruck zu zerstreuen, dass dies ein Hinweis auf eine Rezession sein könnte: „Wir sehen eine starke Nachfrage der Verbraucher in Nordamerika.“ Entscheidender Faktor sei, dass Nike die Lager angesichts befürchteter Lieferengpässe früher vor Schulbeginn aufgefüllt habe, letztlich die Lieferungen aus Asien aber reibungsloser als in den vergangenen Jahren eintrafen – und dementsprechend die Lager überlaufen.
In China kommt Nike ebenso wie die Konkurrenz weiterhin auf keinen grünen Zweig. Der Umsatz schrumpfte um 16% auf 1,65 Mrd. Dollar. Im vierten Quartal 2021/22 hatte der Rückgang ein Fünftel betragen.
Die Investoren nahmen am Freitag Reißaus. Die Nike-Aktie startet in New York mit einem Abschlag von 13% auf 83,30 Dollar. Dies ist der höchste Rückgang seit zwei Jahren, als die Pandemie zu einem Rückzug der Anleger führte. In den ersten Handelsstunden konnte sich der Kurs kaum erholen, das Minus betrug immer noch mehr als 11%.
Die Analysten senkten reihenweise ihre Kursziele für die Nike-Aktie, teils in erheblichem Ausmaß. J.P. Morgan hält nun 120 nach zuvor 130 Dollar für gerechtfertigt, RBC reduzierte von 125 auf 115 Dollar, Goldman Sachs von 120 auf 98 Dollar, Bank of America von 122 auf 100 Dollar und Morgan Stanley von 129 auf 120 Dollar.
Adidas und Puma leiden
Investoren trennten sich in der Folge von den Aktien quer durch die Branche. Der Kurs der Under-Armour-Aktie sackte um 10% ab. Adidas und Puma rangierten abgeschlagen am Ende des Dax40. Während der Index um gut 1% zulegte, beendete die Adidas-Aktie den Xetra-Handel mit einem Kursrückgang von 4,1% auf 118,88 Euro. Das Minus von Puma fiel noch höher aus. Die Aktie ging mit einem Kursminus von 5,7% auf 47,97 Euro aus dem Xetra-Handel. Puma berichtet am 26. Oktober über die Quartalsergebnisse, Adidas folgt am 9. November.