Spring Airlines darf noch vor Frühling an die Börse
Von Norbert Hellmann, SchanghaiChinas führende Billigfluggesellschaft Spring Airline hat eine unerwartet rasche Freigabe für den seit längerem geplanten Gang an die Börse Schanghai erhalten. Nachdem die chinesische Wertpapieraufsichtsbehörde am Vorabend einem Dutzend chinesischen Börsenaspiranten grünes Licht für ein Initial Public Offering (IPO) auf den Aktienmärkten des chinesischen Festlandes erteilt hatte, veröffentlichte Spring Air umgehend erste Prospektangaben, die ein Listing am 22. Dezember vorsehen.Bislang waren die Marktteilnehmer davon ausgegangen, dass Spring Air erst im kommenden Jahr an die Börse wird gehen können, nach dem die Gesellschaft in diesem Jahr bei einem ersten Anlauf bei der Wertpapieraufsichtsbehörde China Securities Regulatory Commission (CSRC) abgeblitzt war. Chinesische Börsenanwärter werden von der CSRC an einer engen Leine geführt und müssen bisweilen jahrelange Wartezeiten für eine Freigabe zum IPO in Kauf nehmen. Gleichzeitig können sie sich geeignete Emissionszeitpunkte nicht frei auswählen und müssen nach einer Freigabe rasch handeln. Hungrig auf ExpansionWie aus der Mitteilung hervorgeht, rechnet Spring Air mit einer Kapitalaufnahme von mindestens 1,76 Mrd. Yuan, das sind umgerechnet 285 Mill. Dollar oder 230 Mill. Euro. Die frischen Eigenmittel sollen in erster Linie einem Ausbau der Luftfahrtflotte des expansionshungrigen Carriers dienen. Konkret plant die Gesellschaft den Erwerb von neun Maschinen des Typs Airbus A320 sowie drei Flugsimulatoren.Die im Jahr 2005 von dem Entrepreneur und noch heutigen Unternehmensführer Wang Zhenghua gegründete Spring Airlines zählt zu einer Handvoll privater chinesischer Fluggesellschaften, die den drei großen staatlichen Adressen Air China, China Eastern und China Southern zunehmend Konkurrenz auf innerchinesischen Strecken machen. Dabei hat sich Spring Air als Erstes und am konsequentesten auf ein lupenreines Low-Cost-Modell im Stile des europäischen Segmentführers Ryanair eingelassen. Mittlerweile testen auch die staatlichen Carrier Billigflugmodelle. Im Juli hatte China Eastern eine entsprechende Tochtergesellschaft gegründet. Mehr SpielraumSeitens der chinesischen Zivilluftfahrtbehörde steht man einer Ausweitung des Passagierflugangebots über die Schiene der Billiganbieter mittlerweile aufgeschlossener gegenüber, nachdem die gegenwärtige Regierung eine neue verkehrspolitische Linie eingeschlagen hat, die der Passagierluftfahrt breiteren Freiraum geben soll. Derzeit stehen eine Reihe von regulatorischen Lockerungen uns sogar Steuererleichterungen für Budget Carrier im Raum. Gleichzeitig wurde Anfang November eine Verordnung gelockert, mit der bislang Mindestpreise für Flugstrecken durchgesetzt wurden, die den Billigfluganbietern nur begrenzten Spielraum für Marketingkampagnen mit Kampfpreisen gegeben hatte. Leasing im VisierIm Zuge eines zum Dekadenwechsel einsetzenden Touristikbooms hat sich Spring Air mittlerweile auch als begehrter Anbieter für Routen in einige von chinesischen Touristen stark angesteuerte südostasiatische Länder etablieren können und fliegt seit diesem Jahr auch Ziele in Japan und Korea an.Kürzlich ließ Spring Air auch mit Plänen aufhorchen, zur besseren Ausnutzung der eigenen Flotte in das derzeit boomende chinesische Flugzeugleasinggeschäft einzusteigen. Sie will dazu eine eigene Gesellschaft in der neuen Freihandelszone in Schanghai aufziehen.—– Bericht zu IPOs in China Seite 18