Springer forciert Umbau von "Bild" zu Online

Belastungen steigen - Print verliert Auflage - Digitale Aktivitäten erzielen Hälfte des Konzerngewinns

Springer forciert Umbau von "Bild" zu Online

ge Berlin – Der Umbau des “Bild”- und “Welt”-Verlags zum digitalen Medienhaus knabbert bei Axel Springer zunehmend am Gewinn. Mit Investitionen von bis zu 100 Mill. Euro allein im laufenden Jahr wollen die Berliner ihr schrumpfendes Printgeschäft “wetterfest” machen, kündigte Finanzchef Lothar Lanz an. Als Folge dürfte das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wie angekündigt 2013 um einen hohen einstelligen Prozentsatz unter die letztjährigen 628 Mill. Euro abrutschen. Im ersten Quartal lag der operative Gewinn mit 132 Mill. lediglich 3% unter Vorjahr.Auch wegen des merklichen Margenverfalls im Printgeschäft steuern die digitalen Aktivitäten – angefangen bei Bild.de über Performance Marketing bis zum Online-Rubrikengeschäft – inzwischen fast die Hälfte des operativen Konzerngewinns bei – viel schneller als erwartet, sagte Konzernchef Mathias Döpfner bei der Vorlage der Dreimonatszahlen. Ebenfalls rascher als gedacht schnurren die Verkäufe wichtiger Zeitungen zusammen: Allein die Cashcow “Bild” und die Berliner “BZ” verloren binnen Jahresfrist 8% ihrer Auflage, die “Welt” noch etwas mehr. Kein Wunder, dass inzwischen zwei Drittel aller Werbeerlöse aus der Online-Welt kommen, während der operative Gewinn bei den heimischen Zeitungen um fast ein Viertel einbrach. “Der Jahresauftakt im Printgeschäft war nicht einfach”, räumte Döpfner ein. Dennoch seien die Ebitda-Margen im nationalen Zeitungs- und Zeitschriftengeschäft mit fast 20% immer noch “sehr beachtlich”. Schlüsselfrage ZahlschrankeAls “absolute Schlüsselfrage” für einen qualifizierten Journalismus bezeichnete der Konzernchef den Ausbau von Bezahlmodellen. Bei der “Welt” existiert eine entsprechende Zahlschranke für das Online-Angebot, “Bild.de” soll folgen. Laut Döpfner verkauft Springer heute mehr digitale als teurere analoge “Welt”-Abos. Wie viel Springer damit einnimmt, wird nicht verraten.Unverändert sondiert das Management weitere Zukäufe im digitalen Geschäft. Mit 318 Mill. Euro lagen die Umsätze hier um ein Fünftel über Vorjahr, wobei zwei Drittel dieses Zuwachses aus Akquisitionen etwa des polnischen Web-Portals Onet oder der belgischen Immoweb resultierten. Das Ebitda der Sparte kletterte um gut ein Drittel auf nahezu 63 Mill. Euro – womit die digitalen Geschäfte eine fast 20-prozentige Rendite erwirtschaften, 2 Punkte mehr als vor Jahresfrist. Besonders expansiv sind dabei die Rubrikenportale, wie Immonet, Stepstone, Totaljobs oder Meinestadt.de, die ihre Erlöse um knapp 50% auf 99 Mill. Euro ausbauten, bei einer Ebitda-Marge von gut 41%. In diesem Zusammenhang machte Döpfner deutlich, dass die Scout24-Gruppe (mit Autoscout, Immoscout und Travelscout) der Deutschen Telekom “hervorragend” zu Springer passen würde. Vor allem die beiderseitigen Immobilienportale würden sich ergänzen. Allerdings sei angesichts der angeblich gebotenen Preise von bis zu 2 Mrd. Euro betriebswirtschaftliche Vernunft gefragt – “wir möchten die Gruppe, aber wir brauchen sie nicht”.Dabei wäre Springer auch für größere Akquisitionen finanziell gerüstet,betont Lanz.Neben Schuldscheindarlehen mit einem kumulierten Nominalwert von 500 Mill. Euro verfüge der Konzern über nicht in Anspruch genommene Kreditlinien von 920 Mill. Euro – “damit haben wir alle Spielräume, um die digitale Transformation voranzutreiben”. Für das gesamte Jahr erwartet der Vorstand ein Umsatzwachstum in niedriger einstelliger Prozenthöhe. Abweichend von den absoluten Zahlen ging der Überschuss im Quartal um nichtoperative Effekte bereinigt von 78 Mill. auf 66 Mill. Euro zurück, womit das Ergebnis je Aktie um ein Fünftel unter Vorjahr bei 54 Cent lag.