Springer Science wird doch verkauft

EQT macht Rückzieher - BC Partners greift für 3,3 Mrd. Euro zu - IPO des Wissenschaftsverlags vom Tisch

Springer Science wird doch verkauft

Für den Wissenschaftsverlag Springer ist der alternativ zum Verkauf geprüfte Börsengang vom Tisch. Die Nummer 2 der Branche in Europa wird für 3,3 Mrd. Euro von EQT an den nächsten Finanzinvestor verkauft: BC Partners, die zuletzt bei einigen Auktionen nicht um Zuge kam.wb Frankfurt – Jetzt bekommt Vorstandschef Derk Haank doch nicht seinen Willen: Der Wissenschaftsverlag Springer Science geht nicht an die Börse, sondern wird an den nächsten Finanzinvestor verkauft. Dabei hatten die Gesellschafter, die Beteiligungsgesellschaft EQT und der Singapur-Staatsfonds GIC, noch am Freitag voriger Woche angekündigt sich “nun ausschließlich auf den geplanten Börsengang” zu konzentrieren. Damit war das zuvor verfolgte Dual-Track-Verfahren beendet, doch mit dem Verkauf anders als gedacht. M & A schlägt IPODie Verhandlungen mit BC Partners waren in der vorigen Woche am Preis gescheitert. Nun ist man sich bei 3,3 Mrd. Euro in der Mitte einig geworden: BC war der letzte verbliebene Interessent und hatte gut 3,1 Mrd. Euro offeriert. EQT und GIC sollen ursprünglich 3,5 Mrd. Euro gefordert haben. Die beim IPO angepeilte Bewertung lag zunächst bei etwa 2,3 Mrd. Euro – für das Eigenkapital.Schon bei vorangegangenen Fällen hatte meist M & A die Börse geschlagen, zumal beim Verkauf die Transaktionssicherheit größer ist. Springer wollte im Wesentlichen eine Kapitalerhöhung von mindestens 760 Mill. Euro platzieren. Als Banken sind Goldman Sachs und J. P. Morgan involviert, rechtlich berät Hengeler Mueller.Bis gestern gab es nur eine Einigung per Handschlag, heute könnte der Deal offiziell verkündet werden. Man sei auf sehr gutem Weg, war am Dienstag zu hören. Mit einer Bewertung von 3,3 Mrd. Euro wäre Springer nach Daten von Thomson Reuters die größte Übernahme durch eine Beteiligungsgesellschaft in Deutschland seit 2006 – als Linde den Gabelstaplerhersteller Kion für 4 Mrd. Euro an Goldman Sachs und KKR veräußerte. Kion steuert die Börse an und soll Ende Juni die Erstnotiz haben. Weiterer IPO-Aspirant ist die Wohnungsgesellschaft Deutsche Annington.Übers Wochenende seien die Gespräche neu belebt worden, offenbar brachte das “Pilot Fishing” für den Börsengang nicht die erhofften Resultate. Nun einigte man sich auf die 3,1 Mrd. plus 2 000 Mill. Euro performanceabhängig.BC Partners, EQT und Springer Science äußerten sich gestern nicht dazu. Auch beim Verkaufsprozess für Kabel BW hatte es 2011 ein Hin und Her gegeben, das ebenfalls auf den letzten Drücker mit dem Verkauf als Ganzem endete. Kabel BW stand unmittelbar vor dem IPO, da schnappte sich der US-Konzern Liberty den Netzbetreiber.EQT und GIC hatten Springer Science + Business Media, den zweitgrößten Herausgeber von Fachbüchern, wissenschaftlichen Zeitschriften und digitalen Fachmedien in Europa, 2010 für 2,3 Mrd. Euro von Cinven und Candover erworben.Für BC Partners ist bei dem Deal Ewald Walgenbach unterwegs. Er kam 2007 just von Bertelsmann, zu der Springer zuvor zählte, zu BC Partners. Er war 13 Jahre für den Familienkonzern aus Gütersloh tätig war, zuletzt als CEO der Direct Group. Zuvor war er im RTL-Vorstand. Der neue Herr im Hause Springer dürfte – ohne Druck der Quartalsberichterstattung – vor allem das Wissenschaftsgeschäft in den Wachstumsregionen expandieren wollen, wo neue Forschungsstätten und Unis entstehen, die Inhalte für Unternehmenskunden ausbauen, die Digitalisierung auch im Buchmarkt forcieren und neue Vertriebswege – “Open Access” – verstärkt angehen. Schuldenberg hinterlassenVor vier Jahren hatten EQT (82 %) und GIC Springer erworben. Es ging inklusive Schulden um 2,3 Mrd. Euro. Verkäufer waren 2009 die Beteiligungsgesellschaften Cinven und Candover. EQT und GIC schossen nach der Akquisition 436 Mill. Euro Eigenkapital ein, womit Schulden abgebaut wurden. Es wurden neue vorrangige Kredite über 1,18 Mrd. Euro plus 454 Mill. Euro Mezzanine aufgenommen, denn Springer drohte seinerzeit die Kreditbedingungen zu brechen. Cinven und Candover hatten einen Schuldenberg von 2,2 Mrd. Euro angehäuft. Beide Fonds hielten das Unternehmen sechs Jahre und genehmigten sich in dieser Zeit mehrfach Sonderausschüttungen. Sie hatten 2004 die Wissenschaftssparte der niederländischen Wolters Kluwer mit BertelsmannSpringer fusioniert.Das Geschäft gilt als stabil und konjunkturresistent. Mit 7 000 Beschäftigten setzte der Verlag 2012 rund 976 Mill. Euro um, das sind 12 % mehr als zuvor. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) stieg im Gleichschritt auf 344 Mill. Euro.