Springer sponsert Börsenkandidaten

Joint Venture mit United Internet für Werbe-Links - Medienkonzern rechnet mit etwas höherem Ergebnis - Digitalgeschäft legt zu

Springer sponsert Börsenkandidaten

Axel Springer verbündet sich mit United Internet und bastelt in der Werbevermarktung an einem Anbieter, der Google Konkurrenz machen soll. Das Joint Venture für gesponserte Links, an dem Springer 80 % halten werde, sei ein IPO-Kandidat. Der Medienkonzern erhöht zudem seine Prognose für 2017. Die Aktie legte im MDax 4,3 % zu.wb Frankfurt – Der Medienkonzern Axel Springer baut sein dominierendes Digitalgeschäft aus und expandiert in der Vermittlung von Online-Werbediensten. Dafür legt der Konzern, an dem Friede Springer 52,4 % und Vorstandschef Mathias Döpfner 3,2 % halten, das Geschäft mit gesponserten Links mit dem des Internetdienstleisters United Internet (UI) zusammen.Gemeinsam sollen neue Wege beim “Influencer-Marketing” gegangen werden. Dabei werden etwa Werbe-Links im Umfeld von Multiplikatoren in sozialen Netzwerken wie Youtube-Stars mit vielen Abonnenten platziert werden. Springer und UI erhoffen sich durch den Ausbau neue Erlösmodelle. Zudem werde damit die Voraussetzung geschaffen, um einen Börsengang des Unternehmens vorzubereiten, heißt es weiter. Nach der Integration werde ein IPO ins Auge gefasst.Das fusionierte Unternehmen soll schneller wachsen und neue Erlösmodelle erschließen. Reichweite und Skaleneffekte spielen eine entscheidende Rolle im Affiliate-Marketing: Je mehr Werbetreibende und Publisher eine Plattform erreicht, desto relevanter wird sie und desto ausgelasteter ist ihre Infrastruktur. Im ersten Schritt übernimmt Springer die Awin AG für 59,5 Mill. Euro komplett, an der sie 52,5 % hält. Dies entspreche einem Vielfachen des 2017 erwarteten Ebitda von 5,2. Verkäufer des Minderheitsanteils ist Swisscom. In einem weiteren Schritt bringt UI ihr Geschäft mit gesponserten Links ein und erhält dafür 20 %. Springer dominiert dann mit 80 %. Die Bewertungen sind mit Ebitda-Multiples mit deutlich unter 10 vergleichsweise niedrig. Platzierung zähltIm Affiliate-Marketing verdienen Anbieter daran, dass sie einen Web-Link zu einem Produkt in einem Online-Shop dort platzieren, wo ein Kunde vermutlich zugreift. Marketing-Firmen erhalten beim Kauf vom Shopbetreiber eine prozentuale Beteiligung. Zu dem Geschäft gehört auch, Daten zu sammeln und für Werbungspotenzial auszuwerten. Bei UI gehört Affilinet zu der Sparte, die auch die E-Mail-Anbieter GMX und Web.de führt.Gemeinsam setzten Affilinet und Awin 2016 rund 718 Mill. Euro um und verdienten vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) gut 30 Mill. Euro. Mit 15 Standorten, 900 Angestellten und 6 000 “Advertisern” sei Awin eines der größten Affiliate-Marketing-Netzwerke weltweit und verbinde in 180 Ländern Endkunden mit Marken. Seit Januar 2017 gehört das US-amerikanische Unternehmen Shareasale zur Gruppe. Erst im März 2017 wurden Affiliate Window und Zanox als Awin zusammengeführt. Diese erlöste 2016 gut 567 Mill. Euro und kam auf ein Ebitda von 25,5 Mill. Euro. Springer hatte die 2000 gegründete Zanox, die einen Börsengang ventilierte, 2007 für 215 Mill. Euro gemeinsam mit der Schweizer Publigroupe, die 2014 an Swisscom ging, erworben.Döpfner wertete damals den Eintritt in den neuen Wachstumsmarkt der Online-Werbung als Ergänzung zu den klassischen Werbeangeboten, was “langfristig eine erhebliche strategische Bedeutung” habe. Affilinet in München ist mit 200 Beschäftigten und 3 500 Advertisern in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien, den Niederlanden sowie der Schweiz und Österreich tätig. Von 151 Mill. Euro Umsatz blieben operativ 4,9 Mill. Euro hängen.Nach einem “sehr guten ersten Halbjahr” hebt Döpfner die Ergebnisprognose an: Für 2017 wird nun ein Anstieg des Ebitda und des bereinigten Ergebnisses je Aktie “im hohen einstelligen Prozentbereich” erwartet, nachdem zuvor ein Plus in mittlerer bis hoher einstelliger Prozentgröße angenommen worden war. Springer ist auch im zweiten Quartal mit digitalen Geschäften gewachsen. Ihr Anteil an den Konzernumsätzen legte von 66,1 auf 69,7 % zu. Diese Aktivitäten sorgten für 74,6 (i.V. 72,0) % des Ebitda. In den drei Monaten stieg der Konzernumsatz um 7,1 % auf 859 Mill. Euro. Das Ebitda kletterte um 15,7 % auf 170,1 Mill. Euro. Neben der Rubrikensparte, die ihr Ebitda um 12 % erhöhte, liegt das am Zuwachs der Bezahlangebote um 45 %. Der um Sondereffekte und Abschreibungen aus Kaufpreisallokationen bereinigte Konzernüberschuss legte 13 % auf 91,5 Mill. Euro zu. Unbereinigt ist das Nettoergebnis der ersten sechs Monate von 273 Mill. auf 117 Mill. Euro eingebrochen. Der Vorjahreswert war von Einmaleffekten im Zusammenhang mit der Gründung der Ringier Axel Springer Schweiz sowie der Carwale-Veräußerung geprägt. Von Januar bis Ende Juni stieg der frei verfügbare Cash-flow ohne Berücksichtigung von Immobilientransaktionen um ein Viertel auf 163 Mill. Euro. Aus den Verkaufsverträgen für zwei Immobilien in Berlin (vgl. BZ vom 18. Juli) bleibt nach Investitionen für die eine der Liegenschaften von 260 Mill. und der Steuerbelastung von 115 Mill. Euro ein positiver Effekt auf den Cash-flow von 2017 bis 2020 von 380 Mill. Euro hängen. Schulden steigenDie Nettoschulden stiegen um 200 Mill. auf 1,2 Mrd. Euro, was einem Leverage von 1,9 entspreche. Zur Optimierung der Finanzierungskonditionen gab es im Mai eine teilweise Kündigung, Wandlung sowie Neuzeichnung der bestehenden Schuldscheindarlehen. Dadurch wurde die Verzinsung gesenkt, die Laufzeit verlängert und das Finanzierungsvolumen um 428 Mill. Euro erhöht.