Springer und KKR kurz vor der Einigung über eine Aufspaltung
Springer und KKR kurz vor Einigung über Aufspaltung
CEO Döpfner nimmt Mediengeschäft – Anzeigensparte geht an Finanzinvestor
cru/ahe Frankfurt/Berlin
KKR-Europachef Philipp Freise und Axel-Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner stehen kurz davor, nach fünf Jahren wieder getrennte Wege zu gehen. Die beiden Hauptanteilseigner des Medienkonzerns Springer wollen das Unternehmen aufspalten. Geplant ist die Aufteilung in das Anzeigengeschäft mit dem Stellenportal Stepstone und der Immobilien-Webseite Aviv auf der einen sowie das Mediengeschäft mit den US-Nachrichtenportalen „Politico“ und „Business Insider“ samt deutscher „Bild“-Zeitung und „Welt“ auf der anderen Seite.
Dabei würde das wertvollere Anzeigengeschäft mehrheitlich an KKR im Verbund mit dem kanadischen Pensionsfonds CPPIB gehen, während Döpfner, der auch über die Stimmrechte der Verlegerwitwe Friede Springer verfügt, die Kontrolle im Mediengeschäft erhielte. In einer Aufsichtsratssitzung am Donnerstag soll zum wiederholten Male über die Transaktion beraten werden. Das wird in Finanzkreisen bestätigt. Zuerst hatte die „Financial Times“ darüber berichtet. Die Rede ist von einer Gesamtbewertung des Konzerns mit 13,5 Mrd. Euro, die aber noch nicht festgezurrt ist. Dabei würden rund 10 Mrd. Euro auf das Anzeigengeschäft entfallen, die übrigen 3,5 Mrd. Euro auf die Medien.
Trennung fünf Jahre nach dem Einstieg von KKR
Im neunköpfigen Springer-Aufsichtsrat, der vom Schweizer Medienunternehmer Ralph Büchi geführt wird, sitzen neben Freise, der Anfang 2020 einrückte, auch noch die beiden weiteren KKR-Vertreter, Europa-Chairman Johannes Huth und Managing Director Franziska Kayser. Des Weiteren wird der Pensionsfonds CPPIB durch Andrej Babach vertreten. Zur Prominenz im Kontrollgremium zählt neben Friede Springer auch noch Ex-Linde-Chef Wolfgang Reitzle.

KKR war im Juni 2019 bei Springer eingestiegen. Zeitweise hielt der Finanzinvestor 48,5% der Anteile, hat aber zwischenzeitlich 12,9% an den kanadischen CPPIB weitergereicht. Darüber hinaus soll sich KKR eine Option auf den 5%-Anteil von Springer-Enkel Axel Sven Springer gesichert haben, der nicht Teil der Investorenvereinbarung zwischen KKR, Friede Springer und Mathias Döpfner ist. So könnte Ex-McKinsey-Manager Freise, der 2001 vom Wagniskapitalgeber Venturepark zu KKR gekommen war und gerade seinen Vorgänger Johannes Huth als KKR-Europachef abgelöst hat, für KKR die Mehrheit bei Springer übernehmen.
Springer und KKR halten sich bedeckt
2019 hatte KKR ein Übernahmeangebot in Höhe von 63 Euro je Aktie gemacht und hatte so das gesamte Unternehmen mit 6,8 Mrd. Euro bewertet. Friede Springer und Döpfner behielten dabei ihre Anteile von zusammen rund 45%. Zudem sah die Investorenvereinbarung vor, dass keine Entscheidung auf Gesellschafterebene ohne die Zustimmung von Friede Springer getroffen werden kann. Im August 2019 schied die Aktie aus dem MDax aus, und im April 2020 wurde die Notierung in Frankfurt beendet.
Die Parteien könnten bereits diese Woche eine Ankündigung über die seit Monaten diskutierte Aufteilung machen, heißt es. Man sei noch dabei, die letzten Details auszuarbeiten, und die Gespräche könnten sich verzögern oder scheitern. Vertreter von Axel Springer und KKR lehnten eine Stellungnahme ab.
Während sich die Mediensparte von Axel Springer in den letzten zehn Jahren auf die Expansion in den USA konzentriert hat – durch den Kauf von „Politico“ und „Business Insider“ –, ist das Unternehmen in Deutschland mit „Bild“ und „Welt“ zumindest noch einflussreich. In der ersten Jahreshälfte 2023 hat Springer den Umsatz um 1,4% auf 1,9 Mrd. Euro erhöht. Der Umsatzanteil der digitalen Geschäftsmodelle erhöhte sich auf 85,5%. Im Jahr 2022 hatte der Konzern einen Umsatz von rund 3,9 Mrd. Euro verbucht. Seit dem Start der strategischen Partnerschaft mit KKR im Dezember 2019 sei der Umsatz von Axel Springer insgesamt um rund 1 Mrd. Euro gewachsen.