"Staatsknete" für Brennstoffzelle

Konzerne aus Chemie, Energiewirtschaft und Autoindustrie wollen Wasserstoff-Tankstellennetz ausbauen

"Staatsknete" für Brennstoffzelle

wb Frankfurt – Sechs europäische Unternehmen, die in der H2 -Mobility-Initiative zusammengeschlossen sind, haben sich auf einen “Handlungsplan” zum Aufbau eines deutschlandweiten Wasserstoff-Tankstellennetzes für Brennstoffzellenfahrzeuge verständigt. Air Liquide, Daimler, Linde, OMV aus Österreich, Shell und die französische Total wollen bis 2023 die heute 15 Tankstellen umfassende öffentliche Wasserstoff-Infrastruktur auf rund 400 ausbauen.Die Initiative geht von einem Gesamtinvestitionsbedarf von 350 Mill. Euro aus. Dafür wollen die Konzerne öffentliche Mittel und richten dazu einen Appell an Berlin. Denn mindestens ebenso wichtig, besonders mit Blick auf die hohen Kosten der Technologie, seien Fortschritte auf dem Gebiet der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie. Die in der Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie der Bundesregierung verankerte Fortsetzung der Innovations- und Forschungsaktivitäten auf diesem Gebiet spiele eine entscheidende Rolle. Insbesondere die Fortführung des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie stelle eine notwendige Unterstützung für den Marktaufbau dar. Da sich noch nicht sagen lasse, wie Berlin das Projekt bezuschusse, lasse sich die Aufteilung der Investitionen auf die Beteiligten noch nicht beziffern.Die Entwicklung zur Marktreife der teuren Technologie ist noch nicht weit gediehen. Die Probleme in der Nutzung liegen bisher vor allem in fehlenden Tankstellen und in der Speicherung in Druckbehältern. Toyota, Nissan und Honda haben die Produktionskosten für wasserstoffgetriebene Fahrzeuge inzwischen stark reduziert und planen die Einführung der Großserienproduktion in Japan ab 2015 in Verbindung mit dem Aufbau von 100 Wasserstofftankstellen in den Metropolregionen Nippons. Der Preis für Brennstoffzellen-Pkw von Mercedes-Benz sollte 2014 nur etwa 20 % über dem eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor liegen, Daimler wollte spätestens 2015 mit der Serienfertigung von Wasserstofffahrzeugen beginnen. Dann wurde eine Kooperation mit Renault/Nissan vereinbart, und nun soll die Serienfertigung von Brennstoffzellenfahrzeugen entgegen der ursprünglichen Planung erst 2017 starten, da ein wettbewerbsfähiger Preis für die Fahrzeuge derzeit nicht realisiert werden könne. 100 in vier JahrenIn den nächsten vier Jahren sollen laut der Initiative die ersten 100 Wasserstoffstationen in Betrieb gehen. Damit könne künftig eine bedarfsgerechte Versorgung von Elektrofahrzeugen mit Brennstoffzelle sichergestellt werden. Nach der geplanten Gründung eines entsprechenden Joint Ventures – vorbehaltlich der behördlichen Genehmigungen – starte der stufenweise Ausbau des nationalen Tankstellennetzes im nächsten Jahr. Dadurch soll nicht nur für die Ballungsräume und Hauptverkehrsrouten, sondern auch für den ländlichen Raum eine alltagstaugliche Versorgung geschaffen werden. Ziel sei es, zwischen den Ballungsgebieten mindestens alle 90 Autobahnkilometer eine H2-Tankstelle anzubieten. Das geplante Joint Venture soll eng mit der Autoindustrie zusammenarbeiten. Erste Serienfertigung 2015Nach dieser Planung stehen in den Metropolregionen von 2023 an jeweils mindestens zehn Wasserstoffstationen zur Verfügung. Erste Hersteller haben für 2015 eine Serienmarkteinführung von Brennstoffzellenfahrzeugen auf dem deutschen Markt angekündigt. So will Toyota in zwei Jahren eine Limousine auf den Markt bringen. Die Japaner planen, gemeinsam mit BMW bis 2020 ein Fahrzeugsystem mit Wasserstofftank, Motor und Batterie zu entwickeln.Elektrofahrzeuge mit Brennstoffzelle können einen erheblichen Beitrag leisten, um Deutschland zum Leitmarkt für nachhaltige Mobilitätslösungen und effiziente Technologien zu machen. Denn der große Vorteil dieser Antriebstechnik liegt in der deutlichen Minderung von CO2 – Emissionen. Zudem bietet die innovative Technologie großes Potenzial zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Die Herausforderungen eines solchen Systemwandels hin zu einem emissionsfreien Verkehrssektor wurden mit der Gründung der branchenübergreifenden H2-Mobility-Initiative 2009 in Berlin bereits sehr früh initiiert.Zusätzlich erprobt die Clean Energy Partnership mit Unterstützung der Bundesregierung Brennstoffzellenfahrzeuge und deren Betankung. Mitglieder sind in alphabetischer Reihenfolge Air Liquide, BMW, Daimler, EnBW, Ford, GM/Opel, Hamburger Hochbahn und Honda, Hyundai, Linde, Shell, Siemens, Total, Toyota, Vattenfall Europe und Volkswagen.