Stabilus-Übernahme in den USA kommt bei Investoren an
Stabilus-Akquisition kommt gut an
680 Mill. Dollar für Erwerb des Automatisierungsspezialisten Destaco – Industrie-Umsatzanteil steigt auf 46 Prozent
hek Frankfurt
Der Automobil- und Industriezulieferer Stabilus erweitert sein Geschäft mit dem Erwerb der auf Industrieautomatisierung spezialisierten US-Firma Destaco. Für die Akquisition legt das Unternehmen aus Koblenz 680 Mill. Dollar, umgerechnet 641 Mill. Euro, auf den Tisch. Destaco steht für 213 Mill. Dollar Umsatz im vergangenen Jahr und 650 Mitarbeiter an 13 Standorten. Stabilus kam im Geschäftsjahr 2021/22 auf 1,12 Mrd. Euro Umsatz.
Bartransaktion
Das Closing erwartet Stabilus in der ersten Jahreshälfte 2024. Investoren reagierten wohlwollend: Die im MDax vertretene Aktie legte am Donnerstag im Handelsverlauf 7% zu. Marktteilnehmer heben hervor, dass Stabilus keine Kapitalerhöhung benötigt und die Übernahme von Beginn an einen positiven Ergebnisbeitrag liefern soll. Das Analysehaus Warburg Research erwartet, dass der Deal Wachstumsperspektiven und Profitabilität verbessert. Die US-Bank J.P. Morgan wertet die Akquisition als transformativ. Sie sei ein wichtiger Schritt in der Umsetzung der langfristigen Strategie.
Den Kaufpreis bezahlt Stabilus laut einer Firmenmitteilung in bar. Die Finanzierung stammt aus vorhandener Liquidität (150 Mill. Euro) sowie einem Brückendarlehen und einer revolvierenden Kreditfazilität (jeweils 250 Mill. Euro). Die erwartete Nettoverschuldung klettert damit per September 2024 auf das 2,4-Fache des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Bisher ist Stabilus kaum verschuldet – der Leverage bewegte sich im Juni 2023 bei 0,3.
Wie der Anbieter von Motion-Control-Lösungen weiter mittteilt, steigt der Umsatzanteil des Industriegeschäfts bezogen auf die Erlöserwartungen für das Geschäftsjahr 2023 auf 46%. Bisher waren es 37%. Der langfristige Zielwert der Strategie "Star 2030" von 50% rückt damit in greifbare Nähe. Den Hauptteil des Geschäfts stellen bisher die beiden Automotive-Segmente Gasfedern und Powerrise (elektromechanische Aktuatoren für automatische Schließsysteme, etwa für den Kofferraum).
Umsatz- und Kostensynergien
Neben einem signifikanten Umsatzanstieg erwartet Stabilus von dem Deal "unmittelbar" positive Auswirkungen auf die Marge vor Zinsen und Steuern (Ebit). Das Management erhofft sich bis 2026 Umsatzsynergien von mehr als 50 Mill. Euro pro Jahr, die aus einem gemeinsamen Marktauftritt, dem breiteren Kundenkreis und dem komplementären Produktangebot resultieren sollen. Die neue Tochter soll 2028 auf 360 Mill. Dollar Umsatz kommen, ein Wachstum um jährlich 9%, und 23% Ebit-Marge erwirtschaften (2022: 20%). Zum Vergleich: Stabilus prognostiziert für das eigene Geschäft 13% bereinigte Ebit-Marge im laufenden Geschäftsjahr.
Megatrend Automatisierung
Die Kostenvorteile veranschlagt das Management auf mehr als 10 Mill. Euro jährlich. Sie fallen im Vergleich zum zusätzlichen Umsatz eher niedrig aus. "Hier geht es nicht um Kostensenkungen", versichert Stabilus-CEO Michael Büchsner. Darüber hinaus rechnet man mit steuerlichen Vorteilen im Barwert von 50 Mill. Dollar. Stabilus will Destaco als eigenständige Marke fortführen.
Firmenchef Büchsner bescheinigt Destaco eine starke Position im Wachstumsmarkt der Industrie-Automatisierung: Dieser Megatrend werde durch die Rückverlagerung von Produktionsstätten aus Schwellenländern in Industriestaaten verstärkt. Aufgrund des Fachkräftemangels müssten Produktionsprozesse weiter automatisiert werden.
Bisher Teil der Dover-Gruppe
Die 1915 gegründete Destaco hat ihren Hauptsitz in Auburn Hills (Michigan) und gehört seit 1962 zur Dover-Gruppe. Kernprodukte sind Spann- und Greifsysteme, Systeme zur linearen Positionierung wie Taktförderer, Drehpositionierer sowie Robotertooling wie Greifsysteme für Roboter-Endeffektoren. Das Portfolio ergänze das eigene Angebot "hervorragend", versichert Stabilus. Destaco beliefert Branchen wie Konsumgüter, Verpackung, Luft- und Raumfahrt, Automobil, Biowissenschaften und Nukleartechnik.
Der Industrie- und Autozulieferer Stabilus kauft für 680 Mill. Dollar den US-Automatisierungsspezialisten Destaco und stärkt damit sein Geschäft außerhalb der Autoindustrie. Die Koblenzer finanzieren den Deal mit Cash und Krediten. Es ist keine Kapitalerhöhung geplant. Die Aktie reagiert mit deutlichen Aufschlägen.