Stabilus verringert Zyklizität
– Herr Siemssen, wo steht Stabilus in der Integration der übernommenen SKF-Aktivitäten?Die Integration kommt gut voran, und wir werden den erwarteten Mehrwert aus einer gemeinsamen Marktbearbeitung zügig realisieren können. Die Unternehmenskulturen passen gut zueinander, und die Zusammenarbeit zwischen den Teams läuft hervorragend. Wir haben mit der Akquisition die Kompetenz in der Bewegungssteuerung und Schwingungsdämpfung ausgebaut und das Industriegeschäft gestärkt. Damit entwickeln wir uns zu einem Gesamtanbieter für Bewegungssteuerung. Zudem werden wir mit der Akquisition unabhängiger von Zyklen einzelner Industrien. Die Umsatzverteilung zwischen Automotive- und Industriegeschäft steht mit dem abgeschlossenen Erwerb wieder in dem langfristig von uns angestrebten Verhältnis zueinander.- Die Refinanzierung ist unter Dach und Fach, was sind an dieser Stelle die nächsten Schritte?Durch die Kapitalerhöhung und neue Finanzierung sind wir mit einer signifikant erhöhten Eigenkapitalquote und langfristig vereinbarten, attraktiven Zinskonditionen ins neue Geschäftsjahr gestartet. Stabilus verfügt nun über ein stabiles finanzielles Fundament, auf dem wir unser operatives Entwicklungspotenzial realisieren werden. Hinsichtlich unseres Verschuldungsgrads gilt weiterhin das mittelfristige Ziel von circa 1,5-mal Ebitda. Und wir bewegen uns zügig in diese Richtung. Um den Ergebnisbeitrag von zwölf Monaten der neuen Gesellschaften adjustiert, sind wir per Ende September 2016 auf einem Leverage von rund 2,1.- Wie sind die Perspektiven für das neue Geschäftsjahr?Wir erwarten starkes und profitables Wachstum in allen Regionen und Märkten. In Zahlen bedeutet das, dass wir den Umsatz um 17 % auf 865 Mill. Euro steigern wollen. Im Automotive-Bereich unterstützt uns dabei insbesondere der anhaltende Trend zu SUVs und Multi-Purpose Vehicles.- Und in der Industrie?Im Industriegeschäft, in dem wir über 10 000 Kunden aus den verschiedensten Branchen haben, sehen wir den Trend zu mehr Komfort sowie einfacher und sicherer Bedienung von Produkten aller Art ungebrochen. Um dieses Potenzial zu realisieren, werden wir weiter investieren. Natürlich wird das Geschäftsjahr auch weiter von der Integration der neuen Einheiten und dem Ausbau der gemeinsamen Aktivitäten geprägt sein. Es gilt, unsere Kompetenz als Systemanbieter für Bewegungssteuerung herauszuarbeiten und überzeugende Angebote im Markt zu platzieren. Beispielsweise Dämpfer für Solaranlagen, die Solarmodule vor Windschäden schützen. Oder für Elektrorollstühle, die auch Treppen bewältigen.- Wie weit sind Sie in der Aufholjagd auf dem asiatischen Markt?Der asiatische Markt bietet weiter großes Potenzial für uns, in das wir entsprechend investieren. Im abgelaufenen Geschäftsjahr haben wir in China mit neuen Produktionsanlagen für Gasfedern und für unseren Powerise-Antrieb unsere Präsenz gestärkt. Auch haben wir für den chinesischen Markt Anwendungsingenieure eingestellt, die mit den Kunden unseres Industriegeschäftes zusammenarbeiten. Wir sehen nun einen besseren Zugang zum Markt und wachsende Ordereingänge.- Wie war das zuletzt?Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden diese Effekte von dem stark wachsenden Automobilgeschäft deutlich überlagert. Die Kfz-Produktion in China lag rund 11 % höher als im Vorjahr, wovon wir stark profitierten. Für unsere Region Asien/Pazifik und Rest der Welt verzeichneten wir 14,7 % Umsatzwachstum. Im asiatischen Raum gewinnen wir neue Geschäfte hinzu. Betrachten Sie nur den Umsatz in China, so beträgt das Wachstum dort 19 %.- Die globalen Unsicherheiten wachsen – Stichworte Trump und Brexit. Was bedeutet das auf Sicht für Stabilus?Unsere Wachstumsstrategie zielt darauf ab, uns unabhängiger von einzelnen Märkten und Branchen aufzustellen. Und wir folgen dem Motto “in der Region, für die Region”. Für Stabilus sind die globalen Megatrends Komfort und weltweit steigende Ansprüche an Gesundheits- und Arbeitsschutz sowie die gesamtwirtschaftliche Entwicklung wichtig, die in vielen Fällen von der demografischen Entwicklung beeinflusst werden. Und die ist politikunabhängig. Die Kapitalerhöhung im Juli kam nur wenige Tage nach der Brexit-Ankündigung. Und wir erfuhren viel Zustimmung, so dass wir unsere Aktien gut platzieren konnten. Wir schauen daher auch in diesen Zeiten zuversichtlich nach vorne.- Wie bereiten Sie das Unternehmen auf die E-Mobilität vor?Fahrzeugformen, der Trend zu Multi-Purpose Vehicles und der Wunsch, komfortablere Fahrzeuge zu bauen, sind die für uns wichtigen Faktoren beim Automotive-Geschäft. Die Frage der Motortechnik ist eher nachgeordnet für die Nachfrage. Das Thema E-Mobilität wird häufig weiter gedacht und mit der Entwicklung des autonomen Fahrens verknüpft. Damit dies möglich wird, sind unsere elektromechanischen Powerise-Antriebe für Klappen und Türen von großer Bedeutung.—-Die Fragen stellte Walther Becker.