Stada spart nicht mit Eigenlob

Konzern hegt Bedenken wegen "rechtlicher Zulässigkeit" des Aktivistenvorstoßes - Quartal über Erwartung

Stada spart nicht mit Eigenlob

Der Pharmakonzern Stada ist ins Visier eines aktivistischen Investors geraten. Active Ownership Capital dringt auf die Neubesetzung des Aufsichtsrats, um den Vorstand stärker auf Performance zu trimmen. Konzernchef Hartmut Retzlaff kontert und hält die eigene Leistung hoch.swa Frankfurt – Gegen die Kritik eines aktivistischen Investors an der Performance des Unternehmens hat Stada-Vorstandschef Hartmut Retzlaff betont, dass der Pharmakonzern unablässig eine Strategie der Wertsteigerung verfolge. Stada habe eine Kultur der “kontinuierlichen Kosteneinsparung” etabliert. Das Portfolio wurde und werde mit Nachdruck ausgebaut und internationalisiert. Mit der Stärkung des Markenproduktgeschäfts erhöhe sich die Profitabilität im Konzern. Auch das Working Capital werde anhaltend optimiert mit dem mittelfristigen Ziel von 28 % zum Umsatz (zuletzt 31 %). Die Aktie sei 2015 mit einem Anstieg um 48 % einer der am besten performenden Healthcare-Titel, lässt Retzlaff die Muskeln spielen.Der Finanzinvestor Active Ownership Capital war jüngst mit einem Ergänzungsantrag zur Hauptversammlung an die Öffentlichkeit gegangen, in dem fünf neue Aufsichtsräte vorgeschlagen werden sowie die Abschaffung der Aktienvinkulierung. Active Ownership äußert harsche Kritik an der operativen Entwicklung des Unternehmens und fordert deutliche Optimierungen in der Kostenstruktur, worauf ein neuer Aufsichtsrat hinwirken soll.Stada-Rechtsvorstand Matthias Wiedenfels sagte, es gebe Bedenken, was die “rechtliche Zulässigkeit” des Ergänzungsantrags angehe. Der Vorstand wolle sich aber “aktionärsfreundlich verhalten”. Deshalb warte man Gespräche ab, die derzeit zwischen dem Aufsichtsratsvorsitzenden und Active Ownership geführt würden. Laut Stada-Satzung können Aufsichtsräte mit einfacher Mehrheit abberufen werden, erläuterte Wiedenfels. Die Hauptversammlung findet am 9. Juni statt.Retzlaff unterstrich, dass das Unternehmen in der heutigen Konstellation von Vorstand und Aufsichtsrat “gut gefahren ist”. Der aktuelle Aufsichtsrat übe alle seine Aufgaben aus, das sei gut dokumentiert. “Ich laufe ja auch heute nicht im Hermelinmantel herum und habe eine Krone auf”, witzelte Retzlaff. Die Führung sei als Team unterwegs und arbeite gut zusammen – “partnerschaftlich auf jeder Ebene”.Im ersten Quartal hat Stada gestützt von einem dynamischen Geschäft im Heimatmarkt die Erwartungen übertroffen. Der Umsatz kam um 2 % auf 497 Mill. Euro voran, bereinigt um Konsolidierungseffekte und Währungseinflüsse zeigt sich ein Plus von 4 %. Auslastung steigtRetzlaff hob die Dynamik im deutschen Generikageschäft hervor, wo der Umsatz in den ersten drei Monaten um 8 % auf 75,6 Mill. Euro zulegte. Der Marktanteil des Konzerns an den von Apotheken verkauften Nachahmermedikamenten ging dabei von 13,4 % auf 11,9 % zurück, damit sei das Unternehmen nach wie vor Nummer 3 hierzulande. Stada hatte entschieden, in Deutschland nicht mehr mit zwei, sondern nur noch mit einer Vertriebsgesellschaft an Ausschreibungen von Rabattverträgen der Krankenkassen teilzunehmen. Die Rabatte seien teilweise gesunken, das Volumen habe zugelegt, damit verbessert sich die Auslastung und Profitabilität des Geschäfts.Das Management hatte zuvor auf ein eher moderates Auftaktquartal eingestimmt und dies mit der Pfund-Schwäche begründet. So war der Umsatz in Großbritannien um 14 % auf 37 Mill. Euro rückläufig. Auch in Osteuropa hat der Konzern zu kämpfen. In Russland schrumpfte der Umsatz auch währungsbereinigt um 1 %, was mit konjunkturbedingter Kaufzurückhaltung bei Markenprodukten erklärt wird. Finanzvorstand Helmut Kraft bekräftigte die Prognose, wonach der Umsatz in Russland in Rubel gerechnet 2016 nahezu zweistellig zulegen soll. In Serbien brachen die Erlöse im Quartal zu Vorjahreskursen sogar um 30 % ein. Dort warteten Großhändler mit Bestellungen ab, weil die Erstattungspreise gesenkt werden sollen, heißt es.Im ausgewiesenen Ergebnis machen sich die Ertragsfortschritte im deutschen Geschäft bemerkbar sowie rückläufige negative Währungseinflüsse und niedrigere Sonderaufwendungen. Unterm Strich profitierte Stada auch von einem besseren Finanzergebnis und reduzierter Steuerlast. Kraft bekräftigte das Ziel, mit dem bereinigten Konzerngewinn 2016 bei mindestens 170 Mill. Euro anzukommen (nach 166 Mill. im Vorjahr).