Stahlfusion von Thyssen und Tata braucht Zeit

Einspruchsfrist läuft noch bis zum 8. September

Stahlfusion von Thyssen und Tata braucht Zeit

cru Düsseldorf – Die endgültige Entscheidung über die schon seit über einem Jahr geplante Fusion der Stahlsparte von Thyssenkrupp mit dem Europageschäft des indischen Konkurrenten Tata Steel wird sich voraussichtlich noch bis zum Freitag, dem 8. September, hinziehen. Das verlautet aus Konzernkreisen. Denn die neue Regelung von Tata Steel für die milliardenschweren Pensionslasten in Großbritannien ist mit einer Einspruchsfrist für alle davon Betroffenen von 28 Tagen verbunden.Tata Steel hat in Großbritannien den nächsten Schritt getan, um sich von den 15 Mrd. Pfund schweren Pensionslasten zu trennen, indem sie an den britischen Pensionssicherungsverein (British Steel Pension Scheme) übertragen werden. Dazu wurde eine von der Regulierungsbehörde grundsätzlich gebilligte Vereinbarung mit dem Pensionstreuhänder unterzeichnet.Damit ist das womöglich letzte Hindernis für die Stahlfusion mit Thyssenkrupp aus dem Weg geräumt. Nach der Vereinbarung erhält der Pensionsfonds von Tata eine Finanzspritze von 550 Mill. Pfund (umgerechnet 605 Mill. Euro), teilte der Regulierer in Großbritannien am vergangenen Freitag mit. Zudem werde der Treuhänder des Fonds am Unternehmen Tata Steel in Großbritannien mit 33 % beteiligt. Behörde muss bestätigenFalls keine wirksamen Einsprüche erhoben werden, wird erwartet, dass die britische Pensionsregulierungsbehörde ihre Genehmigung für die Vereinbarung bestätigt. Für Thyssenkrupp waren die Pensionslasten, die ohne den Deal zu rund 2 Mrd. Pfund unterdeckt wären, das Haupthindernis für die Stahlfusion. Nun hat Tata Steel die Hürde für das angestrebte Gemeinschaftsunternehmen abermals gesenkt. Tata Steel erklärte, der Pensionsfonds werde vom Stahlgeschäft in Großbritannien abgetrennt. Thyssenkrupp kündigte eine genaue Prüfung der Vereinbarung an. Die Arbeitnehmervertreter von der Gewerkschaft IG Metall lehnten eine Fusion erneut ab, weil es keine Sicherheiten für die 27 000 deutschen Stahlarbeiter bei Thyssenkrupp gebe. Vorstand will genau prüfenTatsächlich sieht auch der Vorstand von Thyssenkrupp den Deal nicht als abgeschlossen an. Der Konzern habe “bereits in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass jede Vereinbarung in diesem Zusammenhang vor einer Bewertung genau geprüft werden müsse.” Dafür werde man sich jetzt die erforderliche Zeit nehmen, hieß es.Die Konzerne verhandeln seit rund eineinhalb Jahren über den Zusammenschluss ihrer Stahlgeschäfte. Aus der Fusion entstünde Europas zweitgrößter Hersteller hinter ArcelorMittal mit einem Unternehmenswert von rund 10 Mrd. Euro sowie 20 Mrd. Euro Umsatz und rund 50 000 Beschäftigten. Der Marktanteil beim warm gewalzten Stahl für die Autoindustrie läge bei rund einem Viertel und würde den beiden Unternehmen ermöglichen, höhere Preise auszuhandeln.