Stahlgruber für 1,5 Mrd. Euro verkauft

Ersatzteileanbieter geht mit Ergebnisvielfachem von 12 an LKQ aus den USA

Stahlgruber für 1,5 Mrd. Euro verkauft

wb Frankfurt – Die an der Nasdaq notierte LKQ Corporation übernimmt die im Auto-Aftermarket tätige deutsche Stahlgruber GmbH zu einem Unternehmenswert von 1,5 Mrd. Euro. Verkäufer ist die familieneigene Stahlgruber Otto Gruber aus Poing. Diese Holding hält künftig nur mehr die Rema Tip Top AG.Stahlgruber ist ein großer europäischer Großhändler von Ersatzteilen für Pkw, Werkzeuge, Investitionsgüter und Zubehör mit Niederlassungen auch im europäischen Ausland. Stahlgruber hat 6 600 Beschäftigte und bringt ein operatives Ergebnis (Ebitda) von 2017 erwarteten 128 Mill. Euro und einen Umsatz von 1,6 Mrd. Euro mit. Damit steigt das Europageschäft von LKQ auf 5,3 Mrd. Dollar, wobei sich die Aktivitäten regional weitgehend ergänzten. LKQ zahlt ein Ebitda-Multiple von 11,9, was für Autoersatzteile als sehr ambitioniert beziehungsweise sehr attraktiv für die Verkäufer gilt. Mit einer Bewertung von 1,0 Mrd. Euro hatte LKQ die Rhiag-Inter Auto Parts in Italien vor zwei Jahren erworben. Hier war der Finanzinvestor Apax nach zwei Jahren Haltezeit der Verkäufer.Beobachter sagen auf dem Markt weitere Konzentration voraus, da vor allem Familienunternehmen angesichts der Einkaufs- und Marktmacht eines Anbieters wie LKQ kaum mehr mithalten könnten und die hohen Bewertungen zum Verkaufen locken. Auch in Portfolios von Private Equity gibt es noch den einen oder anderen Kandidaten. Erst im September hatte der US-Autoteilekonzern Genuine Parts angekündigt, mit Alliance Automotive Europas zweitgrößten Ersatzteileanbieter zu übernehmen. Samt Nettoschulden wurde das britische Unternehmen mit 2 Mrd. Dollar bewertet. Verkäufer war Blackstone. Der europäische Markt für Reparaturen wird auf 198 Mrd. Euro per annum geschätzt, davon entfallen 10 Mrd. auf Do-it-yourself. Der seinerzeit angeschlagene Autoteilehändler ATU war 2006 nach Frankreich an Mobivia verkauft worden.Die Deutsche Bank steht Stahlgruber zur Seite und Hengeler Mueller ist Rechtsberater der Eigentümer. Bank of America Merrill Lynch und Credit Suisse beraten jetzt den US-Käufer. Baker McKenzie und K & L Gates sind hier rechtlich tätig.Diese “transformative Akquisition” festige LKQ als führenden paneuropäischen Aftermarket-Händler für mechanische Teile und stärke die globale Diversifikationsstrategie, sagte Dominick Zarcone, President und CEO von LKQ. Stahlgruber ist seit 2014 im Umsatz im Schnitt um 6,9 und im Ebitda um 9,3 % gewachsen. Die Amerikaner beabsichtigen, die Akquisition mit dem Erlös aus geplanten Anleihen, der Aufnahme von Darlehen und der Ausgabe von 8,1 Millionen neuen LKQ-Aktien an die Stahlgruber-Eigner zu finanzieren. LKQ verfüge seit Monatsbeginn über 1,4 Mrd. Dollar Kreditkapazität. Die seit 2008 börsennotierte LKQ, die 2003 erst gut 300 Mill. Dollar umsetzte, ist mit Akquisitionen rasch gewachsen und kommt 2017 inklusive Stahlgruber auf Erlöse von 11,3 Mrd. Dollar, davon dann 47 % in Europa. Heinz Reiner Reiff, Vorstandsvorsitzender der Stahlgruber Otto Gruber, setzt darauf, dass die Kombination für beide Seiten passt und sich Wachstumsvorteile in Europa aus der Kombination der komplementären Geschäfte ergeben.—– Wertberichtigt- Seite 8