Stahlkonzern Schmolz + Bickenbach droht Insolvenz
cru Frankfurt – Schmolz + Bickenbach kämpft mit einer Eigenkapitalquote von 11 % ums finanzielle Überleben. Eigentlich wollte sich der Schweizer Langstahlkonzern in einer außerordentlichen Hauptversammlung am 2. Dezember eine Kapitalspritze von mindestens 325 Mill. sfr verschaffen. Doch eine Entscheidung der Schweizer Übernahmekommission gefährdet nun die Pläne des Unternehmens aus Luzern. Übernahmeofferte ist PflichtZur Vorbereitung der geplanten Kapitalerhöhung hatte die Bigpoint Holding, die dem Autohandelserben Martin Haefner gehört und bislang 17,5 % der Anteile an Schmolz + Bickenbach hält, bei der Schweizer Übernahmekommission eine Ausnahme von den sonst üblichen Regeln beantragt. Diese sogenannte Sanierungsausnahme würde ihn von der Pflicht befreien, beim Überschreiten der Beteiligungsgrenze von 33,3 % ein Übernahmeangebot an alle übrigen Aktionäre vorzulegen. Dieselbe Ausnahme hatte auch der rivalisierende Großaktionär Liwet Holding mit 26,9 % gefordert, der vom russischen Oligarchen Viktor Vekselberg kontrolliert wird. Die Gesuche von Martin Haefner und der Bigpoint Holding sowie Viktor Vekselberg und der Liwet Holding betreffend die Ausnahme von der Angebotspflicht im Zusammenhang mit der geplanten Kapitalerhöhung hat die Übernahmekommission am Freitag abgewiesen.Schmolz + Bickenbach reicht nun gegen diese Entscheidung Beschwerde ein bei der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma. Aufgrund der Sachlage sei Schmolz + Bickenbach “davon überzeugt, dass den Gesuchen von Martin Haefner/Bigpoint Holding AG und Liwet Holding AG entsprochen werden muss, um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern”.Ohne solche Ausnahmen von der Pflicht zu einem Übernahmeangebot würden die großen Aktionäre sich nicht oder nicht in ausreichendem Ausmaß an der Kapitalerhöhung beteiligen. Ohne die Kapitalerhöhung im geplanten Ausmaß von mindestens 325 Mill. sfr steige das Insolvenzrisiko für Schmolz + Bickenbach in erheblichem Maße.Tatsächlich wurden die Vertragsbedingungen der kreditgebenden Konsortialbanken, die sogenannten Financial Covenants, bereits gebrochen – und das Unternehmen ist auf die Gnade der Kreditgeber angewiesen, die bis Ende 2019 über den Vertragsbruch hinwegsehen wollen. Per Ende des dritten Quartals erreichte die Nettoverschuldung rund das Zehnfache des annualisierten Ebitda (Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisation). “Krasse Fehlentscheidung”Schmolz + Bickenbach beurteilt die Verfügung der Übernahmekommission als einen “krassen Fehlentscheid”, weil alle Aktionäre einschließlich Tausende von Kleinaktionären ihre Investitionen verlören und mehr als 10 000 Arbeitsplätze weltweit, davon 800 in der Schweiz, verloren gehen würden. Zudem entziehe der Entscheid dem “einzigen konkreten Angebot” von Martin Haefner/Bigpoint Holding die Grundlage. Schmolz + Bickenbach erwarte, dass die Finma die Beschwerde gutheiße und die Ausnahmen rasch gewähren werde. Die Gesellschaft vertraue darauf, “dass die Schweizer Behörden einen wichtigen Arbeitgeber in der Region und weltweit in dieser schwierigen Situation rasch und pragmatisch unterstützen werden”.Der Kurs der Schmolz+Bickenbach-Aktie reagierte am Montag mit einem Minus von zeitweise 17,2 % auf 0,22 sfr. Damit hat sich der Börsenwert des Konzerns seit Mitte 2019 halbiert auf gut 200 Mill. sfr.