Standardsetzer lehnen Klimarisiken in Bilanzen ab
swa Frankfurt – Der internationale Bilanz-Standardsetzer IASB will sich ungeachtet der Diskussionen über Nachhaltigkeit und Klimaschutz auch künftig auf die reine Finanzberichterstattung konzentrieren. Eine Erweiterung des Arbeitsumfangs würde höchstwahrscheinlich zu einem Verlust der eigenen Identität führen, gibt Hans Hoogervorst, Chairman des International Accounting Standards Board (IASB), im Interview der Börsen-Zeitung zu bedenken. “Unser Fokus auf die Finanzberichterstattung für Kapitalmarktteilnehmer ist tief in unserer DNA verankert”, sagt er. Der IASB hat die Aufgabe, die Bilanzierungsnormen International Financial Reporting Standards (IFRS) aufzustellen und weiterzuentwickeln.Der IASB sei von der Politik durchaus ermuntert worden, das Verhalten von Unternehmen zu beeinflussen, indem man Corporate-Social-Responsibility-Themen (CSR) in den Abschluss aufnehme, erklärt Hoogervorst. Die Rolle der Rechnungslegung bestehe jedoch darin, “die wirtschaftliche Realität widerzuspiegeln und keine gesellschaftspolitischen Veränderungen auszulösen”.Auch der deutsche Bilanz-Standardisierer, das Deutsche Rechnungslegungs Standards Committee (DRSC), sieht sich derzeit nicht berufen, den Klimaschutz über eigene Bilanzierungsregeln in die Zahlenwerke zu holen. Das Handelsgesetzbuch (HGB) beinhalte nach der Umsetzung der CSR-Richtlinie im Verbund mit dem Deutschen Rechnungslegungs Standard DRS 20 schon sehr viele und durchaus auch konkrete Anforderungen, meint DRSC-Präsident Andreas Barckow. Wie diese Normen umgesetzt werden, sollte man aus seiner Sicht erstmal beobachten, “bevor nachgeschärft wird”. Das gelte unabhängig davon, ob eine Erweiterung durch den Gesetzgeber oder durch den Standardsetzer erfolge. Barckow sieht wie Hoogervorst das DRSC zwar nicht als Standardsetzer auf dem Gebiet der klassischen Nachhaltigkeitsberichterstattung gefordert. “Dort aber, wo wir uns im Schnittstellenbereich zur Finanzberichterstattung bewegen, sehe ich sehr wohl eine Rolle für uns, müsste aber wie gesagt zunächst davon überzeugt werden, dass Nachschärfungsbedarf besteht”, sagt der DRSC-Präsident. – Interview Seite 9