Starbucks findet Geschmack am Tee
Starbucks will ihren Kunden nach hochpreisigen Espressogetränken künftig auch teure Teekreationen verkaufen. 620 Mill. Dollar bietet die Kaffeehauskette von CEO Howard Schultz für die wachstumsstarke Teehandelskette Teavana. Damit setzt er seine Strategie der Diversifizierung fort. Zuletzt hatte das Unternehmen im Juni die Bäckereikette La Boulange für 100 Mill. Dollar geschluckt.scd New York – Starbucks bietet 620 Mill. Dollar in bar für das börsennotierte Teehandelsunternehmen Teavana. Damit expandiert CEO Howard Schultz erneut. Zuletzt hatte er die Kaffeehauskette um Bio-Fruchtsäfte, französische Backwaren und Kapselkaffeemaschinen erweitert. Der jüngste Zukauf von Teavana ist mit 620 Mill. Dollar der mit Abstand größte Zukauf des Unternehmens bislang. Für die in San Francisco ansässige Bäckereikette La Boulange hatte Starbucks nur 100 Mill. Dollar zahlen müssen (vgl. BZ vom 6. Juni). 2011 wurde der Bio-Fruchtsaft-Anbieter Evolution Fresh für 30 Mill. Dollar erworben. Die wohl größte Investition dürfte derweil die Entwicklung des hauseigenen Kapselkaffee-Systems “Verismo” gewesen sein, mit der in den nächsten Jahren, der von Nestlés Nespresso-System dominierte Milliardenmarkt erobert werden soll.Mit Teavana übernimmt Starbucks ein Unternehmen, das mit dem Handel loser Teesorten prozentual zweistellig gewachsen ist. Das Konzept ist vergleichbar mit dem des in Meckenheim ansässigen Familienunternehmens Tee Gschwendner. Allerdings verkauft der in Atlanta ansässige US-Konzern seine Tees zu wesentlich höheren Preisen und kommt auf ein Vielfaches des Umsatzes der deutschen Gesellschaft. Diese kann sich wohl schon bald auf die internationale Konkurrenz einrichten. Schultz kündigte an, den Teehandel weltweit aufmischen zu wollen. “Die Tee-Kategorie ist reif für eine Neuerfindung und rasantes Wachstum”, kündigte er hohe Investitionen an.Auch ohne die Starbucks-Milliarden hat Teavana zuletzt kräftig expandiert. Im ersten Halbjahr 2012 stiegen die Erlöse um fast ein Drittel auf 87,4 Mill. Dollar. Der Gewinn sank zwar um gut ein Fünftel auf 3,4 Mill. Dollar. Als Ursache nennt Teavana aber die Übernahme des hochdefizitären Konkurrenten Teaopia, der allein im zweiten Quartal 2 Mill. Dollar Verlust einbrachte. Ohne diesen Faktor wäre das Ergebnis prozentual zweistellig gestiegen.Andrew Mack, CEO und Mitgründer von Teavana, hat der Übernahme zugestimmt. Er rechnet damit, dass Teaopia bald schon die roten Zahlen verlassen wird. Zudem verspricht er, an Bord zu bleiben und das operative Tagesgeschäft von Teavana zu leiten. Eine Integration des Teavana-Angebots in die Starbucks-Filialen, in denen derzeit die Teemarke “Tazo” angeboten wird, ist noch nicht vorgesehen. Bunte VielfaltCEO und Mitgründer Schultz, der nach schwierigen Zeiten 2008 an die Spitze des Unternehmens zurückgeholt worden war, hat den Zusatz Coffee aus dem Firmennamen entfernt und will nun eine Vielzahl von Franchisemarken fördern. So soll die Kaffeehauskette Seattle’s Best Coffee nach einem Redesign USA-weit Verbreitung finden. Auch die im Großraum San Francisco angesiedelte Bäckereikette La Boulange soll landesweit etabliert werden.Starbucks bietet den Teavana-Aktionären 15,50 Dollar je Aktie. Das ist ein Aufschlag von knapp 50 % auf den Schlusskurs zuvor. Allerdings liegt das Angebot deutlich unter dem 52-Wochen-Hoch von 26,03 Dollar je Aktie. Ein Abschluss der Transaktion wird bereits zum Jahresende erwartet.