Starker Franken setzt der Schweizer Industrie zu

Heftiger Bestellrückgang - Hoffen auf die Wende

Starker Franken setzt der Schweizer Industrie zu

dz Zürich – Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses hat der Schweizer Industrie im vergangenen Jahr schwer zugesetzt. Das zeigen die aktuellen Leistungsdaten der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie, wie sie deren Dachverband Swissmem gestern in Bern präsentierte. Die sogenannten Mem-Branchen mit ihren insgesamt rund 330 000 Beschäftigten mussten 2015 einen Rückgang der Bestellungen im Vergleich zum Vorjahr um nicht weniger als 14 % hinnehmen. Der Einbruch verlief über das gesamte Jahr hinweg ziemlich gleichmäßig.Die am 15. Januar 2015 von der Nationalbank zugelassene schockartige Verteuerung des Franken um mehr als 10 % (Durchschnitt 2015) gegenüber dem Euro ist der Hauptgrund für die schlechte Statistik. Real, also bereinigt um den wechselkursbedingten Preiseinbruch, käme die dargestellte Entwicklung weniger dramatisch daher. Bedenklich schwach bleibt sie trotzdem. Im Jahr 2014, als die Wirtschaftslage in der EU, dem wichtigsten Absatzgebiet der Schweizer Industrie, eher schlechter war als 2015, hatten die Firmen noch fast 5 % mehr Bestellungen hereingeholt.Swissmem-Präsident Hans Hess bezeichnete die Lage der Branche als “sehr angespannt”. Er verwies unter anderem auf den Umstand, dass die Wechselkurssorgen seiner Mitgliedsfirmen das Glück ihrer Konkurrenten im Ausland seien. Vor allem die deutschen Wettbewerber profitierten stark vom schwachen Euro, stellte Swissmem-Direktor Peter Dietrich fest. Diese hätten ihre Exporte im Jahr 2015 stetig gesteigert und mit Wachstumsraten von 7 % bis gut 10 % geglänzt, während die Verkäufe der Schweizer Mem-Firmen 2015 um 7 % auf nur mehr rund 80 Mrd. sfr geschrumpft seien.Allerdings unterschlägt der Vergleich, dass die gute Konjunktur der deutschen Industrie vielen Zulieferbetrieben in der Schweiz das Leben auch leichter macht. Die Schweizer Mem-Firmen exportieren rund ein Viertel ihrer Produktion nach Deutschland, und sehr oft bestehen enge und über viele Jahre gewachsene Bande in der Wertschöpfung. Insgesamt beträgt die Exportquote der Schweizer Mem-Industrie rund 77 %.Ohne weitere Verschlechterung der ökonomischen Parameter könnte die Industrie im laufenden Jahr den Tiefpunkt durchschreiten und mittelfristig wieder auf eine Erholung hoffen, meinten die Swissmem-Vertreter. Zu einer Deindustrialisierung des Landes werde es unter den gegebenen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen nicht kommen, befand Hess. Allerdings sei mit einer Fortsetzung des Strukturwandels und mit dem Verlust weiterer Arbeitsplätze zu rechnen.